Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
er auf den Käse hinab, auf dem der Kaffee braune Schlieren gebildet hatte. Vermutlich würde es furchtbar schmecken, aber wenn er danach einen Becher richtigen Kaffee bekam, würde er selbst dieses kulinarische Wagnis auf sich nehmen.
    »Seit die Thayns alle Häfen blockieren, gibt es auch in Cabany nicht mehr so viel Kaffee«, murmelte er, während er vorsichtig ein winziges Stück Käse abtrennte und mit so viel des noch warmen Kaffees wie möglich auf den Löffel bugsierte. Er lächelte Aitea flüchtig an, bevor er den Käse mit Todesverachtung zum Mund führte.
    Das nächste Lächeln verging ihm, als der Cenberona gemeinsam mit dem Kaffee auf seiner Zunge seinen Geschmack entfaltete. Hastig nahm er noch einen Löffel. Dann blickte er Aitea an.
    »Das ist gut«, erklärte er schließlich, nur um großzügig hinzuzufügen: »Erstaunlich gut.«
    Sie nahm einen weiteren Löffel, während Franigo versuchte, ihr selbstgefälliges Grinsen zu ignorieren.

SINAO

    Sie konnte es spüren. Genau wie Manoel es ihr versprochen hatte. Eine schwer fassbare Wahrnehmung an der Grenze zur Einbildung, doch sie war sicher, dass es da war, echt und mächtig – Mojo.
    »Ganz ruhig atmen, Sin. Dir passiert nix. Du bist in Sicherheit.«
    Die Worte beruhigten sie, aber die Gegenwart der Vigoris beschleunigte dennoch ihren Herzschlag. Noch nie hatte sie es so bewusst wahrgenommen, doch sie erkannte das Gefühl wieder. Als würde sie einen Schritt in die Wirklichkeit hinein machen, vom Großen ins Kleine, vom Weitem ins Nahe.
    »Gut. Mach die Augen wieder auf.«
    Sie befolgte die Anweisung und sah sich verwirrt um. Sie hatte erwartet, dass es um sie herum strahlen würde, dass die Vigoris gleißen würde wie die Sonne zur Mittagszeit, doch nichts dergleichen geschah. Die Welt war so wie immer. Langsam verebbte das Gefühl der Nähe, bis sie kaum noch sagen konnte, ob sie es wirklich gespürt hatte oder es doch nur ihr Wunsch gewesen war, es zu spüren.
    »Wenn man bedenkt, wie heftig die Vigoris explodieren kann, ist es erstaunlich, wie mühsam es ist, an sie heranzukommen«, erklärte Manoel und paffte an seiner Pfeife. Der leicht süßliche Geruch des Rauchs vermischte sich mit
den dunkleren Noten der Erde und dem salzigen Wind, der von der See her kam. Der junge Maestre lehnte sich zurück und ließ seinen Blick über die Strände und Ansiedlungen der Insel schweifen. Er schwieg beinahe tausend Herzschläge lang, dann sah er Sinao wieder an und fuhr fort: »An den Akademien und Universitäten in Corbane herrscht derzeit ein großer Streit unter den Gelehrten. Einige behaupten, die Vigoris sei von uns durch eine Membran getrennt, andere …«
    Er bemerkte ihren fragenden Blick und unterbrach seine Erklärungen: »Ja?
    »Was ist eine Mem… …ban?«
    » Membran . Nun, es ist … stell es dir wie eine dünne Haut vor, die den Regen abhält, aber trotzdem auf beiden Seiten nass wird, weil ein wenig der Flüssigkeit dennoch hindurchdringt. Es ist nicht so wichtig. Das ist nur eine Theorie. Jedenfalls sagen andere Maestre, dass Vigoris wie das Licht ist, allgegenwärtig, aber für unsere gewöhnlichen Sinne nicht zu erfassen. Und ein paar ganz Radikale behaupten, dass Vigoris gar nicht aus unserer Welt stammt, sondern von ganz woanders her, und wir nur Pforten für sie öffnen – in uns.«
    Die Vorstellung, für etwas ein Durchlass zu sein, erschreckte Sinao. Sie konnte sich gut an die Macht erinnern, die durch sie hindurchgeflossen war, als Majagua gestorben war. Sie war unfähig gewesen, den Strom aufzuhalten oder zu beenden, und manchmal, wenn sie daran zurückdachte, stellte sie sich vor, wie sie einfach mit ihm mitgerissen wurde, bis nichts mehr von ihr übrig war. Sie wollte nicht daran denken, aber ihr Geist kehrte dorthin zurück, auch gegen ihren Willen, und das Bild jagte ihr Angst ein. Denn in ihrer Vorstellung war es nicht schlimm, in der Vigoris aufzugehen, sondern die Sinao in ihrer Fantasie wollte es so.
    »Woher kommt sie?«

    Mit einem Gähnen streckte sich Manoel wie eine Katze. Lässig zuckte er mit den Schultern. Wie seltsam er ist, dachte Sinao. Er weiß sehr viel, aber oft genug versucht er es zu verbergen. Genauso wie seine Sprache sich ändert, je nachdem, mit wem er spricht .
    »Was weiß ich? Die Nigromantenkaiser behaupteten, sie komme aus ihnen, aber Corban und seine Gefährten haben wohl eindrucksvoll bewiesen, dass das nicht stimmte. Vergiss den ganzen Kram. Das ist nicht wichtig. Wie du sie einsetzt, das ist

Weitere Kostenlose Bücher