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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Kann ich auf Sie zählen, Leutnant?«
    »Natürlich, Thay«, erwiderte Tola, die sich stocksteif hinstellte und salutierte. Der Stolz in ihren Augen kämpfte mit der Angst.
    »Wenn wir uns nähern, werden die beiden Fregatten sich vor die schwächeren Schiffe setzen, um sie zu schützen«, erläuterte Roxane und legte der jungen Offizierin ihren Plan dar, der einfach schien, aber in seiner Durchführung schwierig werden würde und der Mannschaft absolute Perfektion abverlangte. Tola lauschte mit großen Augen, dann salutierte sie erneut.
    »Ich werde die Mannschaft instruieren, Thay.«
    »Gut. Und lassen Sie eine warme Mahlzeit ausgeben, bis wir in Gefechtsreichweite sind. Und einen Becher Rum pro Mann oder Frau. Das wird die Moral stärken.«
    »Aye, aye, Thay.«
    Schon bald hing der Geruch von gekochtem Fleisch in der Luft, während die Matrosen noch weitere Segel setzten. Dann verschwanden sie unter Deck, gesellten sich zu den anderen und aßen ihre Mahlzeit. Roxane selbst aß nichts, da ihr ein flaues Gefühl im Magen jeden Appetit nahm. Dafür langten Jaquento und sein fremdländischer Begleiter umso beherzter zu, als Leutnant Cudden ihnen zwei Portionen bringen ließ.
    Als der Leutnant zu ihr kam, nickte Roxane in Richtung der Gefangenen: »Wir sollten sie wieder unter Deck bringen.«
    »Wenn Sie meinen, Thay.«
    Verwirrt blickte Roxane Cudden an, doch in seinem vernarbten Gesicht regte sich kein Muskel. Er sah sie unverwandt an, und sie verstand.
    »Oder auch nicht. Können Sie dafür Sorge tragen, dass sie das Gefecht nicht stören, Leutnant?«

    »Natürlich, Thay.«
    »Dann machen Sie es so.«
    Wie immer der Kampf auch ausgehen mochte, Roxane war gewillt, Jaquento und seinem Gefährten eine Chance zu geben.
    Der Wind frischte deutlich auf, während die Mantikor durch die See preschte. Sie lag gut vor dem Wind, und der Abstand zu ihren Feinden schrumpfte beträchtlich. Dunkle Wolken zogen über den Himmel, überholten selbst die Fregatte und rasten über die Küste hinweg ins Land, wo sie ihre feuchte Fracht irgendwo abwerfen mochten. Roxane sog prüfend die Luft ein und ließ ihren Blick über den zerklüfteten Himmel wandern. Es würde ein Unwetter geben, vielleicht sogar einen Sturm, und die weißen Schaumkronen auf den Wellen kündeten bereits davon.
    Längst hatte der Feind sie bemerkt und nahm eine defensive Formation ein, genau wie die junge Kapitänin vorhergesagt hatte. Die beiden Fregatten setzten sich zwischen die Mantikor und ihre Beute. Sie refften die Segel, denn es war klar, dass sie nicht entkommen konnten. Und warum sollten sie auch? Vier gegen eins. Die Géronaee müssen nach all den Niederlagen geradezu nach Gefechten unter solchen Vorzeichen dürsten .
    Es schien Roxane, als flöge sie auf die Feinde zu, als halte die See ihr Schiff nicht länger gefangen, sondern trage es ihren Feinden freudig entgegen. Alles lag nun hinter ihnen, und ihr ganzes Sein war auf den bevorstehenden Kampf gerichtet.
    »Ihr wollt wirklich angreifen?«, riss Jaquento sie aus ihrer Trance. Unwirsch blickte sie ihn an. Die kleine Echse saß auf seiner Schulter, wie in jener Nacht auf Lessan, als sie noch so viel jünger gewesen war, obwohl all das nur einige Wochen her war.
    »Natürlich.«

    »Sie sind Euch und Eurem Schiff überlegen. Es ist Wahnsinn, das Gefecht zu suchen.«
    »Für einen Freibeuter mag die Frage nach den Chancen und dem Gewinn alles andere überwiegen, Jaquento, aber dies ist ein Schiff der …«
    »Ja, ja, ich weiß, der Königlichen Marine von Thaynric. Dennoch müsst Ihr doch nicht Euer Leben fortwerfen – und das Eurer Leute.«
    Zornig legte sie die Stirn in Falten und antwortete kalt: »Ich werfe gar nichts fort. Uns bietet sich eine Gelegenheit, die vielleicht einmalig ist. Ich habe vor, diese zu nutzen. Gesellen Sie sich wieder zu Ihrem Freund, und schauen Sie zu, was diese Mannschaft und dieses Schiff zu leisten in der Lage sind.«
    Kopfschüttelnd verließ er sie, aber der Zweifel, den er gesät hatte, blieb. Hat er recht? Opfere ich die Mantikor ? Versuche ich so, dem zu entgehen, was mich in Loidin erwartet, und nehme all diese Männer und Frauen mit ? Ihr Blick fiel auf Tola, die neben dem Rudergänger stand und gedankenverloren auf ihrer Unterlippe kaute. Auf Cudden, der sich leise mit einer Gruppe Soldaten unterhielt und so ruhig wirkte, als ginge es nicht ins Gefecht, sondern auf einen gemütlichen Sonntagsausflug. Auf Groferton, der in einen dicken Mantel gehüllt an der

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