Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
anderes übrig bleiben. Und Wankelmut hatte eigentlich noch nie zu seinen Untugenden gehört.
    Manoel, dessen Silhouette vor dem Licht, das durch das geöffnete Fenster in die Kajüte drang, beinahe so dunkel wie ein Schattenriss wirkte, sagte langsam: »Admiral, ich habe einen anderen Vorschlag.«
    Thyrane rieb sich mit den Händen über das Gesicht. »Nur zu, mein Sohn«, ermutigte er den jungen Maestre.
    »Bei allen unseren Überlegungen haben wir eine Macht in den Sturmwelten völlig vergessen«, erklärte Manoel. Seine Finger strichen tastend über die drei Stiche an seiner Schläfe, mit denen der Bordarzt den Streifschuss genäht hatte, den er in Lessan davongetragen hatte, und wanderten dann weiter zu einem seiner verfilzten Zöpfe.
    Thyrane fiel auf, dass der Maestre nun wieder sprach wie ein gebildeter Corbaner, statt seine gewohnte Ausdrucksweise zu benutzen. »Und die wäre?«, erkundigte sich der Admiral.
    »Die Paranao. Sie waren schon immer hier, und sie haben eine enge Beziehung zum Mojo – so nennen sie die Vigoris«, fügte Manoel erklärend hinzu.
    »Die Eingeborenen?«, fragte Thyrane einigermaßen verblüfft.
»Was haben sie mit unserem aktuellen Problem zu schaffen?«
    Sinao schnaubte hörbar. Als der Admiral ihr einen Blick zuwarf, konnte er an ihren vor der Brust verschränkten Armen deutlich erkennen, dass sie seine letzte Bemerkung keinesfalls guthieß.
    »Ich will nicht unhöflich sein«, erklärte er deswegen in ruhigem Ton. »Aber ich glaube, ich verstehe noch nicht, worauf du hinauswillst.«
    »Die Paranao bevölkern diese Inseln schon seit Tausenden von Jahren. Sie waren hier, lange bevor das erste Schiff aus Corbane in der Sturmwelt eingetroffen ist.«
    »Das ist mir klar. Und?«
    »Und sie hatten in all der Zeit Kontakt zueinander. Natürlich haben sich einzelne Stämme auch bekriegt, und es gab immer abgelegene Inseln, die mit ihren Booten nur schwer zu erreichen waren. Aber soweit ich weiß, halten die Paranao-Stämme alle untereinander Verbindung.«
    »Das ist wahr«, warf Sinao ein. »Selbst auf Hequia gab es Geschichten über die großen Zusammenkünfte, die früher auf den Hauptinseln stattgefunden haben.«
    Obwohl er immer noch nicht sah, was die beiden jungen Leute im Sinn hatten, beschloss Thyrane, diesmal zu schwiegen und sie einfach reden zu lassen.
    »Die Paranao erzählen mit Sicherheit Geschichten über das, was auf Rosarias versteckt war. Sie werden Legenden kennen oder Lieder. Vielleicht wissen sie viel mehr über die Ladung des schwarzen Schiffes als wir alle.«
    Thyrane ließ diese Worte auf sich wirken. In der Tat besaß die Vorstellung einen gewissen Reiz. »Und wie sollen wir an dieses Wissen herankommen? Die Eingeborenen sind meist nicht sehr gut auf uns zu sprechen. Mit einigem Grund, möchte ich meinen.«

    »Nun, zum einen ist Sinao natürlich eine Paranao. Das sollte uns ein paar Türen öffnen. Und ich habe eine Weile auf Tellua gelebt, bei dem Stamm, der dort zu Hause ist. Ich habe bei ihnen mehr über die Anwendung von Mojo gelernt als in der ganzen Zeit an der Akademie. Wir könnten dort anfangen.«
    Es ist eine verrückte Idee, dachte Thyrane. Aber andererseits ist es wenigstens eine.
    »Tellua ist nur drei Tage entfernt«, ließ Bercons sich zögerlich vernehmen.
    Die verdammte Bedenkenträgerei steht mir wirklich nicht. Thyrane blickte vom Kapitän zu seinem Maestre und der jungen Paranao. »Meine Herren, meine Dame, dann ist es beschlossene Sache. Nehmen Sie Kurs auf Tellua, Kapitän Bercons.«

JAQUENTO

    Jaquento schaute sein Gegenüber verständnislos an. Dann warf er dem Mauresken einen fragenden Blick zu, aber Bihrâd gab nicht zu erkennen, ob ihm die Enthüllungen des blonden Matrosen weniger rätselhaft erschienen als seinem Freund.
    »Der Viererbund?«, fragte der Hiscadi also vorsichtig zurück, während er hastig versuchte, sich in Erinnerung zu rufen, was er über diese kleine Nation wusste. Es handelte sich um vier größere Inseln im Norden der Sturmwelt, gut ein oder zwei Wochen Segelzeit von Lessan entfernt. Einst waren sie Teil der Kolonien gewesen, erst im Besitz der Géronaee, dann wurden sie von Thaynric erobert. Und vor weniger als zwanzig Jahren hatten sie sich für unabhängig erklärt und eine kleine Armee Thaynrics, die zu ihrer Maßregelung entsandt worden war, in einer Reihe von Gefechten besiegt. Seitdem galten ihre Bewohner entweder als glorreiche Helden oder als verabscheuungswürdige Rebellen, je nachdem, mit wem man

Weitere Kostenlose Bücher