Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste
frei!«
»Damit ihr zu den Thayns rennt und ihnen Bescheid sagt? Nein, danke.«
»Du könntest dich mit ihnen zusammentun. Roxane ist …«
»Eine Offizierin der Königlichen Marine von Thaynric, soweit ich weiß. Sie ist’n verdammt guter Kapitän, aber wir können ihr nicht trauen.«
»Unsinn. Sie hat mit uns zusammengearbeitet, als es gegen die Compagnie ging. Sie hat die Mantikor gegen die Bastarde geführt.«
»Tut mir leid, mein Freund, aber das Risiko kann ich nicht eingehen. Die Thayns sind alle gleich.« Seans scheinbar betrübte Miene hellte sich auf. »Aber sieh es mal so, Kumpel: Immerhin nehmen wir euch mit auf die Jagd. Entweder wir finden gemeinsam heraus, was wir eigentlich suchen, oder gar nicht. Oder hängst du so sehr an den Thayns?«
»Ich mag es nur nicht, keine Wahl zu haben«, wich Jaquento aus. Seine Loyalität gegenüber der thaynrischen Marine ließ sich ohne Probleme auf der Spitze einer Nadel unterbringen, aber im Hinblick auf Roxane sah es anders aus. Bevor er jedoch weiter argumentieren konnte, kamen mehr von Seans Kumpanen in den Raum, und sie wurden durch weitere Türen und kleine, dunkle Zimmer geführt. Sinosh lief erst neben ihm her, dann sprang er geschickt an Jaquento empor und kletterte flink bis auf die Schulter des Hiscadi.
Als sie ins Tageslicht hinaustraten, musste Jaquento für einen Moment die Augen zusammenkneifen. Als er sie wieder öffnete, fand er sich auf einem schmalen Holzsteg direkt über dem Fluss wieder. Die bräunlichen Fluten flossen zwei Schritt unter ihnen dahin. Wie schon vorher waren überall Menschen zu sehen, am Ufer des Flusses, auf Booten, auf Straßen, die bis zum Wasser führten. Aber Sean gab sich ganz unbesorgt, und Jaquento fragte sich, wie viele von den Menschen sich wohl für die Angelegenheiten der Fremden interessieren würden.
Unter ihnen lag tatsächlich ein Flussboot, lang, mit niedrigen Bordwänden, langen Rudern und einem noch umgeklappten Mast. Eine einfache Holzleiter führte zu dem Schiffchen hinunter, und die ersten Männer und Frauen kletterten bereits hinab und begannen, das Boot fertig zu machen.
Sean nickte Jaquento zu: »Nach dir.«
Der junge Hiscadi kletterte die Leiter hinab. Einige Momente erwog er, einfach in den Fluss zu springen und auf seine Fähigkeiten als Schwimmer zu vertrauen, aber der Anblick des bräunlichen Wassers einerseits und die Tatsache, dass er Bihrâd nicht zurücklassen wollte, andererseits hielten ihn von seinem Vorhaben ab. Stattdessen nahm er an der Bordwand Platz und sah missmutig zu, wie der Maureske, Sean und sieben weitere von Seans Leuten zu ihm hinabstiegen. Jaquento fiel auf, dass kein einziger Einheimischer unter ihnen war.
»Großartiger Plan, mal eben in die Stadt zu gehen«, flüsterte Bihrâd, als er sich neben den Hiscadi setzte.
»Immerhin folgen wir nun tatsächlich der Todsünde «, gab Jaquento zurück.
»Du musst zu Roxane und sie warnen«, murmelte er dann, so leise er konnte. »Führ sie den Fluss hinauf.«
»Ich lasse dich nicht zurück«, erwiderte Bihrâd, aber Jaquento schüttelte den Kopf: »Nicht du.«
Wir haben uns gerade erst wiedergefunden, protestierte Sinosh in seinem Kopf. Wir sollten zusammenbleiben.
»Eigentlich ja, aber wir haben keine Wahl. Unser Schiff liegt im Hafen, du kannst es nicht übersehen. Berichte Roxane von all dem hier. Und besonders davon, dass wir an der richtigen Stelle sind.«
Ich kann nicht mit ihr reden, hast du das vergessen? Nur mit dir.
»Lass dir was einfallen. Und jetzt los, solange sie abgelenkt sind.«
Noch beschäftigten sich Sean und seine Leute damit, das Boot klarzumachen, aber ihre Vorbereitungen würden in wenigen Minuten abgeschlossen sein.
Sinosh bedachte ihn noch mit einem langen Blick, der überraschend vorwurfsvoll war, wenn man bedachte, dass es sich um eine Echse handelte, dann glitt er Jaquentos Arm hinab und in das Wasser des Flusses.
Bah, das schmeckt ja widerlich, war das Letzte, was der Hiscadi von ihm hörte.
SINAO
Ihr war ein wenig mulmig zumute, als sie sich im Beiboot hinsetzte, auch wenn Manoel sie zuversichtlich anlächelte. Admiral Thyrane trug sein übliches, grimmiges Gesicht zur Schau, aber Sinao wusste, dass seine strenge Miene nur dazu diente, seine Leute zu beeindrucken. Die Matrosen, die sich in die Riemen legten, wirkten dagegen froh, und die Paranao spürte, dass die meisten sich auf den Landgang freuten. Der Aufenthalt im Hafen von Lessan war für die Matrosen ein schlimmes Erlebnis
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