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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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die Kinder gesehen, während er hier festsaß! Die Sehnsucht nach seiner Frau riss ihn beinahe entzwei, weshalb er seinen Gesprächspartner mit einem düsteren Blick förmlich durchbohrte.
    »Hannes, ich denke nicht, dass Demy sich veranlasst sieht, mir zu schreiben. Sie hat sich zwar für mein Angebot bedankt, für ihren Schutz und den ihrer Geschwister zu sorgen, aber letztendlich glaube ich nicht, dass sie sich tatsächlich an mich wenden würde, falls sie sich in Bedrängnis befindet.«
    Der Leutnant brachte nicht mehr als einen Brummlaut zustande. Noch immer kämpfte er gegen eine unbändige Wut an. Theodor war es vergönnt gewesen, Edith zu sehen; er hatte sich erdreistet …
    Nicht ahnend, welche Gefühle in Hannes tobten, sprach Theodor weiter: »Aus diesem Grund suchte ich Edith auf. Ich wollte sie bitten, mir zu schreiben, falls sie etwas von Demy hört …«
    Nun ballte Hannes die Hände zu Fäusten und war drauf und dran, auf seinen Freund loszugehen. Was erlaubte der sich, in sein Zuhause einzudringen und mit Edith zu sprechen, obwohl Hannes sie doch unendlich lange nicht mehr gesehen hatte?! Er vermisste ihr Lächeln, sehnte sich nach ihrer Berührung …
    »Aber ich wagte es nicht, meine Bitte vorzutragen«, fuhr Theodor fort. »Es wäre nicht richtig! Sie darf nicht mir schreiben, sondern sollte ihre ohnehin knapp bemessene Zeit ganz den Briefen an dich widmen.«
    Hannes löste bewusst die Fäuste und merkte erst jetzt, wie stark er jeden Muskel seines Körpers angespannt hatte.
    »Deshalb meine Bitte an dich, mein Freund: Wenn dir zu Gehör kommt, dass Demy in Not ist, dann teile mir das bitte mit. Ich möchte mein Versprechen einlösen und ihr helfend zur Seite stehen.«
    Es dauerte ein paar Sekunden, ehe Hannes sich so weit im Griff hatte, dass er halbwegs ruhig zu entgegnen imstande war: »Du magst Demy sehr, nicht?«
    »Im Grunde kenne ich sie kaum. Aber sie hat etwas an sich, das mich zu ihr hinzieht. Ich durfte noch nie eine Frau kennenlernen, die ein größeres Herz hat und dieses selbstloser verschenkt. Gelegentlich wohl zu selbstlos?«
    Nun war es an Hannes, der damals Demy für seine Zwecke ausgenutzt hatte, das Gesicht zu verziehen. Er setzte sich aufrechter auf den Sattel des Motorrads und fragte sich dabei, wann er so zusammengesunken war.
    »Demy ist ein bezaubernd natürliches Geschöpf. Sie strahlt eine eigentümliche Mischung aus Stärke und Hilfsbedürftigkeit aus.« Theodor lächelte, während er seine dunklen Augen erneut über ihn hinweg in scheinbar weite Ferne richtete. Diesmal schien es dort keine dunklen Gestalten zu geben.
    Hannes straffte die Schultern. Sein Freund würde gut zu Demy sein. Aus diesem Grund beschloss er, diese bisher nur einseitige Liaison zu fördern, soweit es in seiner Macht stand. Einen Beschützer hatte die junge Dame in mehrfacher Hinsicht nötig. Nicht nur wegen der Herren Meindorff und Demys manchmal ungewöhnlichen und riskanten Unternehmungen, sondern auch was seinen mit einem schlechten Ruf behafteten Pflegebruder Philippe anbetraf.
    Die Tür des Offizierskasinos knallte gegen die Außenwand. Zwei Männer taumelten auf die Straße, irgendwelchen Unsinn vor sich hin redend; ihnen folgte ein Adjutant, der sich ohne zu zögern den Freunden näherte. »Birk, der Generalmajor lässt nach Ihnen fragen.«
    »Danke.« Theodor erhob sich und schob die Munitionskiste mit dem Fuß an die Hauswand, ehe er Hannes zum Abschied seine Rechte hinstreckte. »Mir ist bewusst, dass ich kein Anrecht auf Informationen über die Familie Meindorff habe. Dennoch meine Frage: Entsprichst du meiner Bitte?«
    »Ich melde mich bei dir, falls ich von Schwierigkeiten höre, die Demy betreffen.«
    »Ich danke dir. Gott schütze dich!«
    Hannes hob grüßend die Hand und ließ die NSU aufjaulen, noch ehe der Hauptmann von der Dunkelheit zwischen den Häusern verschluckt wurde. Als er das Motorrad wendete, öffnete der Himmel seine Schleusen. Aus dem sanften Nieselregen wurde ein reißender, ihn sofort bis auf die Haut durchnässender Sturzbach. Allerdings kühlte selbst dieser Regenguss sein noch immer erhitztes Gemüt nicht ab. Er schlingerte mit dem schweren Zweirad durch die sich schnell mit Wasser füllenden Spurrillen in Richtung Stadtrand. Tief in düstere Grübeleien versunken und gefangen in seiner Sehnsucht nach Edith schrak er zusammen, als direkt vor ihm eine Gestalt aus dem Boden zu wachsen schien.
    Hannes bremste scharf ab. Die Maschine stellte sich quer und kippte

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