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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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Beispiel. Waldmann versuchte eine grimmige Miene aufzusetzen, was ihm gründlich misslang. Also erhob sich Hannes, schrak aber zusammen, als einer der jungen Soldaten einen Schrei ausstieß, woraufhin die gesamte eigentümliche Truppe wieder strammstand.
    »Meine Güte, Meindorff. Die haben uns einen Kindergarten geschickt!«, brummte Waldmann, als er laut ächzend ebenfalls aufstand. »Wo ist euer Lehrer? Sagt ihm, er kann den Klassenausflug abbrechen und euch nach Hause bringen.«
    Der Rothaarige grinste erneut, ließ Waldmann unbeachtet und wandte sich direkt an Hannes. »Wir haben die ganze achtwöchige Ausbildung durchlaufen, sind alle Landser und Ihnen zugewiesen worden, Herr Leutnant.«
    »Und was wollt ihr hier?«, brummte Hannes und schritt die akkurat aufgereihten Uniformierten ab. Das, was er sah, behagte ihm gar nicht. Bis auf zwei große, breitschultrige Burschen hatte sich von den Jungen, die da vor ihm standen, mit Sicherheit noch nie einer rasiert.
    Wieder war es der Rothaarige mit den Sommersprossen, der das Wort ergriff: »Herr Leutnant, wir sind zum Kämpfen gekommen. Unsere ganze Klasse der Ingenieurschule hat sich freiwillig gemeldet. Leider sind wir aufgeteilt worden.«
    »Und du warst der Klassenkasper«, brummte Waldmann, woraufhin der aufgeweckte Bursche tatsächlich nickte.
    Hannes zog einen brennenden Span aus dem Feuer und schritt die Reihe ein zweites Mal ab. Im Licht der flackernden Flamme sahen die Soldaten noch jünger aus als zuvor. Aufgebracht warf er den Ast zurück. Ein Funkenregen sprühte in den Himmel hinauf, als habe sich für die Neuen bereits der Schlund zur Hölle geöffnet. »Bring sie unter, Waldmann. Ich muss ein Gespräch führen.«
    »Das wird nichts ändern, aber versuch es!«, brummte sein Feldwebel und schickte die Landser in den Unterstand.
    Fassungslos beobachtete Hannes, wie sie Waldmanns Befehl Folge leisteten. Ihre Beflissenheit erinnerte Hannes an Bubi in seinen ersten Wochen. Irgendein Ausbilder hatte die Studenten intensiv geschliffen. Ob er sie auch auf den Krieg vorbereitet hatte? Grimmig wandte er sich ab und begab sich auf die Suche nach einem fahrbaren Untersatz. Er lieh sich ein Motorrad, dazu Handschuhe und Brille und knatterte über einen Waldpfad in Richtung St. Quentin.
    Die Folgen der Eroberungsschlacht waren selbst in der Nacht deutlich zu erkennen. Hannes ignorierte sie jedoch und fragte sich stattdessen nach dem Hauptquartier durch, in der Hoffnung, dort irgendwo Theodor aufzutreiben. Der lief ihm prompt vor einem Offizierskasino über den Weg. Verwundert betrachtete er zuerst Hannes, schließlich das verdreckte Motorrad, das sein Freund neben sich herschob, und runzelte dann die Stirn. »Bist du den ganzen Weg von deinem Frontabschnitt bis hierher mit dieser Kiste gefahren?«
    »Ja, und das aus gutem Grund! Man hat mir als Ersatz für meine Männer einen Haufen Pennäler geschickt. Die taugen womöglich zu Arbeiten in der Etappe, aber doch nicht vorn an der Front!« Hannes schüttelte bei der Erinnerung an die glatten Kindergesichter empört den Kopf. Mit diesen unerfahrenen Burschen musste er seine Hoffnung auf Ruhm und Anerkennung, auf herausragende Leistungen seines Zugs – die gelegentlich mit einem Orden belohnt wurden – weit hintenanstellen.
    Theodor schnalzte mit der Zunge und bat Hannes zu einem Getränk in das Kasino. Der schlug die Einladung aus, da er das geliehene NS U -Motorrad nicht unbeaufsichtigt lassen wollte. Stattdessen setzte er sich auf dessen unbequemen Holzsitz, während sein Freund eine leere Munitionskiste auftrieb, um sich am Straßenrand auf dieser niederzulassen.
    »Du kannst von Glück reden, eine ausgebildete Truppe zu bekommen. Hast du gehört, was die letzten Tage bei Ypern geschah?«
    »Wir hörten von einer gewaltigen Schlacht, nachdem Antwerpen eingenommen wurde und sich der belgische König davongemacht hatte. Die Umfassungsversuche gelangen nicht, weshalb es zum Aufeinandertreffen der Armeen im Niemandsland zwischen Lille und Ypern kam. Zuletzt hieß es, die Belgier hätten ihre Schleusen am Meer geöffnet und einen Großteil des Landes geflutet. Ein genialer Schachzug, wenn ich das sagen darf. Aber was hat das mit diesen mir zugewiesenen Schülern zu tun?«
    »Deine frischen Soldaten haben zumindest noch ihre Grundausbildung durchlaufen. Die Kinder , die eiligst nach Ypern geschickt wurden, weil es an Truppen mangelte, wurden praktisch von der Schule oder mitten aus der Ausbildung weggeholt«, sagte

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