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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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Rasputins Haus retteten, war schon einmal ein Attentat auf den Starez geplant. Nicht eingeplant war allerdings, dass er sich zu diesem Zeitpunkt in Begleitung von Jevgenia Ivannowna und mir befand.« Die Worte quollen förmlich aus Ljudmila heraus, als müssten sie nach einer langen Gefangenschaft endlich in die Freiheit entfliehen. »Herzog Bobow schoss auf Rasputin und traf dabei seine Tochter. Ich hielt sie … sie starb in meinen Armen. Wer sie später in den Fluss warf, weiß ich nicht, denn Rasputin zog mich mit sich, als er flüchtete.«
    Tiefes Schweigen legte sich über die beiden jungen Frauen. Regungslos saßen sie da, Ljudmila mitgenommen von ihren düsteren Erinnerungen, Anki von dem Bild, das sich wie ein Puzzle vor ihrem inneren Auge zusammensetzte. Der Herzog war einer der Mitverschwörer und hatte damals statt Rasputin seine eigene Tochter getötet. Womöglich hatte er, um Spuren zu verwischen und um die Tat dem Starez in die Schuhe zu schieben, Jevgenias Leichnam sogar selbst in dem kalten Gewässer versenkt! Ob seine Frau am Tag ihres Selbstmords die Wahrheit über den tragischen Tod ihrer Tochter erfahren hatte? Wie groß musste Herzog Bobows Angst gewesen sein, dass Ljudmila sich eines Tages erinnern und ihn als Täter nennen würde?
    Anki schrak zusammen, als Ljudmila sie ansprach, vor allem, da ihre Stimme sehr sachlich klang: »Du kannst unser Telefon benutzen und alle Bekannten anrufen, bei denen du Nina Iljichna und die kleine Osminken vermutest. Ich sorge dafür, dass du anschließend nach Hause gefahren wirst. Wir werden uns ab heute nicht mehr häufig sehen, zumal ich meine Stellung bei den Zarewnas wieder einnehme.«
    Anki nickte und erhob sich. Ljudmila verbannte sie aus ihrem Leben. Sie wünschte keinen Trost mehr von Anki, musste nicht länger ihren Schmerz bei ihr loswerden. »Ich hoffe, es gibt jemanden, mit dem du über diese schrecklichen Geschehnisse sprechen kannst.«
    »Sicher, Anki.«
    »Lebewohl«, flüsterte Anki und verließ bedrückt Ljudmilas Zimmer. Mit tastenden Schritten, als fürchte sie, der Boden könne unter ihr wegbrechen, so wie ihre Freundschaft nach einer langen Phase des Verfalls nun zerbrochen war, ging sie den Flur entlang und die Stufen hinunter. Sie ignorierte die aufgeregt diskutierenden Männerstimmen aus dem Erdgeschoss und setzte sich vor das Telefongerät. Obwohl es mitten in der Nacht war, ließ sie sich mit den Häusern verbinden, in denen Raisa, vor allem aber ihre Nina sich befinden mochten.
    Nach dem dritten Anruf erfuhr sie, dass Raisa und Nina auf dem Heimweg seien. Erleichtert hängte Anki die Hörmuschel ein und blieb noch minutenlang auf dem Stuhl bei der Telefonkommode sitzen, als habe jegliche Energie sie verlassen. Ihre Gedanken wanderten zu dem Verfolger, der ihr bei einem ihrer Ausflüge mit Ljudmila ins Gostinyj Dvor aufgefallen war. Ob der Mann damals gar nicht von der Staatssicherheit beauftragt worden war? War er von Ljudmilas Eltern zum Schutz ihrer Tochter abgestellt gewesen, weil zumindest ihr Vater – wie auch der Jevgenias – Rasputin kritisch gesehen hatte? Wo aber war er dann in jener schicksalhaften Nacht des Anschlags gewesen, in der Jevgenias Vater statt Rasputin seine eigene Tochter erschossen hatte? Hatte man in dieser Nacht von einem Bewacher für die jungen Damen abgesehen, um keine Zeugen zu riskieren?
    Anki wusste, ihr Grübeln würde zu nichts führen. Vermutlich erfuhr sie niemals die Einzelheiten, da eine Decke des Schweigens über den Geschehnissen lag. Jevgenias Vater hatte sogar die Polizei und seine Frau über den Tod seiner Tochter im Unklaren gelassen.
    Irgendwann raffte Anki sich auf und begab sich auf die Suche nach dem für sie angeforderten Chauffeur. Sie wollte zu Jenja, Katja, Jelena und auch zu Nina – ihren Mädchen. Ihnen galt all ihre Fürsorge und Liebe. Sie waren jetzt ihre Familie und die einzigen Menschen in diesem großen, in Todesqualen liegenden Land, denen sie etwas bedeutete. Denn ihre Hoffnung, Robert wiederzusehen, schwand mit jedem Tag mehr, den er sich in russischer Gefangenschaft befand.
    35 Duma = Gedanke. Gewählte Versammlung und damit Zweite Kammer neben dem Reichsrat.
    36 Die Darstellung Jussupows über die letzten Stunden Rasputins und der Obduktionsbericht des Leichnams unterscheiden sich eklatant. Fakt ist, dass Rasputin weder, wie von Jussupow angegeben, durch in Süßigkeiten gemischtes Gift (kaum Wirkung!?) noch durch auf ihn abgegebene Schüsse starb, sondern mit

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