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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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Raum, der seit dem Tod von Frau Meindorff keinerlei Veränderung erfahren hatte. Obwohl nun der Rittmeister das Zimmer als Aufenthaltsraum nutzte, saß er inmitten von Blümchentapeten, roséfarbenen Vorhängen und Spitzentischdecken.
    »Was gibt es jetzt wieder?«, brummte der Mann, ohne sie anzusehen.
    Demy trat über die knarrenden Parkettdielen zum Tisch, zog sich dort unaufgefordert einen hochbeinigen Stuhl heran und setzte sich dem Hausherrn gegenüber. »Heute ist Heiligabend, Herr Rittmeister. Wir haben unten im Foyer eine Festtafel vorbereitet und ich möchte Sie jetzt hinunterbegleiten.«
    »Weshalb im Foyer?«, knurrte der Mann und blinzelte. Offenbar hatte er gedöst, als sie hereingekommen war.
    »Die Familien der Angestellten sind heute zu Gast.«
    »Die gehören in den Seitenflügel. Aber zumindest besitzt du den Anstand, sie von den Herrschaften zu trennen.«
    Demy seufzte leise, ehe sie widersprach: »Nein, Herr Rittmeister. Für die Familie ist nicht im Speiseraum gedeckt, vielmehr sitzen wir alle zusammen. Zudem sind Hauptmann Theodor Birk, Ihr Sohn Hannes, seine Frau Edith und Ihre bezaubernden Enkelinnen Leni und Luisa anwesend. Von Joseph habe ich leider erneut keine Antwort auf meinen Brief erhalten, von Philippe und Albert …«
    Die linke Faust des Mannes donnerte erstaunlich kräftig auf die breite Stuhllehne, wo er sie zitternd beließ. »Denkst du, mir entgeht, was du hinter meinem Rücken treibst? Diese vielen Fremden in meinem Haus, diese Edith und ihre Kinder. Ich sah sie oft genug im Garten oder hörte sie im Haus.«
    »Es ist Ihre Familie, Herr Rittmeister. Edith ist eine wunderbare und warmherzige Frau und Ihre Enkelinnen würden Sie so gern kennenlernen!«
    »Das mag sein«, erwiderte der Mann zu Demys Verwunderung erstaunlich milde.
    »Dann darf ich Sie hinunterbegleiten?«
    Sein Blick lag geraume Zeit auf ihrem Gesicht, und diesmal hielt Demy seinem durchdringenden Blick stand, wagte sogar ein Lächeln.
    »Du imponierst mir jeden Tag mehr«, sagte er plötzlich und schaute dann zum Fenster hinaus, wo die Wolken am abendlichen Himmel weiteren Schneefall ankündigten. Demy hielt es für das Beste zu schweigen.
    »Ich komme nicht, auch wenn du jetzt ein enttäuschtes Gesicht machst und die Nase in Falten legst. Ich habe Hannes und seine Familie aus gutem Grund aus diesem Haus und meiner Gegenwart verbannt, und diese Entscheidung bin ich nicht gewillt zurückzunehmen.«
    »Seien Sie barmherzig, Herr Rittmeister. Ihrer Familie, vor allem aber sich selbst gegenüber. Sie berauben sich …«
    »Halt den Mund!«, fuhr der Mann sie derb an und Demy zuckte zusammen. »Ich war mein Leben lang erfolgreich, weil meine Geschäftspartner wussten, dass ich zu meinem Wort stehe. Ich ziehe nichts zurück, was ich gesagt oder veranlasst habe!«
    »Hier geht es nicht um eine geschäftliche Transaktion, sondern um Ihre Familie und die letzten Jahre Ihres Lebens!«
    »Raus!«, brüllte Meindorff. Er hob seine zitternde Hand und deutete unmissverständlich in Richtung Tür.
    Demy gingen eine Menge Argumente, Bitten und Drohungen durch den Kopf, doch sie unterdrückte sie. Diesem halsstarrigen Mann war mit nichts beizukommen, das ahnte sie. »Es tut mir sehr leid. Für Sie und für Hannes’ Familie. Sie alle hätten Besseres verdient.« Demy erhob sich und trat zur Tür. Dort angekommen drehte sie sich noch mal um und musterte das Profil des Hausherrn, der stur aus dem Fenster sah. »Bruno wird Ihnen Ihr Essen bringen.«
    Sie verließ das Zimmer, schloss die Tür und lehnte sich von außen dagegen. Ihre Gedanken, schwer und kalt wie Steine, wanderten zu ihrem Vater, den sie geliebt und bewundert hatte, bis Tilla ihr die schreckliche Wahrheit über ihn offenbart hatte. Ob er eines Tages in der Lage gewesen wäre, sich zu entschuldigen?
    Demy stieß sich von der Tür ab und betrat die seit über einem Jahr leer stehenden Zimmer von Tilla. Sie konnte nicht behaupten, dass sie ihre verstorbene Schwester in ihrem übervollen arbeitsamen Alltag sehr vermisste. In den letzten Jahren hatten sie sich nicht sonderlich gut verstanden, und zuletzt hatte Tilla sich in diesem Haus auffällig rargemacht. Aber in Momenten wie diesen, wenn sie unsicher war, Kummer hatte oder ein besonderer Festtag anstand, dann sehnte sie sich schrecklich nach Tilla und Anki. Am meisten vermisste sie ein aufmunterndes Wort, eine tröstende Geste und eine Umarmung. Aber es war wohl ihr Schicksal, sich allein durchschlagen zu

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