Sturmzeit
Nase entstand, machte ihr Gesicht scharf und sehr hart. »Und du«, gab sie giftig zurück, »behaupte doch nicht, du seist mir jemals treu gewesen!«
Er lachte. »Keineswegs. Bloß hab' ich es geschickter angefangen als du.«
»Kunststück! Für einen Mann ist es leicht, mit den eigenen Bastarden nichts zu schaffen zu haben!«
Alex schwieg. Nach einer Weile sagte er: »Aber ob du es glaubst oder nicht, von unserer Heirat an bis zu dem Tag, als ich dich mit Marakow im Salon überraschte, war ich dir treu.«
»Na, eine so furchtbar lange Zeitspanne war das ja nicht«, entgegnete Felicia schnippisch, aber gleichzeitig musterte sie ihn beunruhigt. Ein fremder Klang war in seiner Stimme gewesen, ein Anflug von Traurigkeit. Aber sicher bildete sie sich das nur ein. Sie ging zu einem Sessel, setzte sich und schlug die Beine übereinander. »Wir sollten jetzt nicht streiten. Es gibt Wichtigeres zu besprechen. Wolff hat...«
»Ich weiß. Er ist dabei, uns aufzukaufen.«
»Du weißt das? Hast du schon mit deinem Vatergesprochen?«
»Nein. Aber er hat es mir regelmäßig nach Frankreich geschrieben. Ich nehme an, er glaubte, ich kehre angstschlotternd zurück, wenn ich davon höre.«
»Er hat es dir geschrieben? Und... ich meine, wie kannst du so ruhig sein?«
Alex schenkte sich einen zweiten Whisky ein. Das Glas sacht schwenkend, blieb er mitten im Zimmer stehen. »Was geht es mich an? Es ist die Fabrik meines Vaters. Er kann damit machen, was er will.«
»Du redest ja Unsinn. Du bist der Erbe. Er... verkauft deine Zukunft!«
»Meine Zukunft? Wenn die jemand verkaufen kann, dann nur ich selber. Mit meinem Vater habe ich nichts zu schaffen. Und ich lasse mich bestimmt nicht von ihm erpressen. Wenn er seine Fabrik zugrunde richtet, um mich zu treffen, dann sorge ich dafür, daß es ein Selbstmord wird und kein Mord.«
Felicia stützte den Kopf in die Hände. »Es kann doch nicht wahr sein, was du da sagst! Ich glaube, du redest nur so, um mich zu quälen!«
»Dich quälen?« Er lächelte sanft. »Aber Kind, du hast dich nie für unsere Fabrik interessiert! Wie solltest du dann betroffen sein von dem, was geschieht?«
Er machte sie rasend. Gleich würde sie schreien. Um ihrer Erregung Herr zu werden, erhob sie sich und griff nach der Whiskyflasche, aber eine scharfe Stimme ließ sie zusammenfahren. »Nein! Keinen Whisky! Er schmeckt dir sowieso nicht, jedenfalls sagtest du das damals in Monas Etablissement.«
Sie fuhr herum. »Er schmeckt mir nicht? Er bekommt mir offensichtlich nicht! O Gott, was muß ich besoffen gewesen sein in dieser Nacht, sonst hätte ich nie zugestimmt, dich zu heiraten!«
»Ja«, meinte Alex, »ich hätte mit meinem Antrag warten sollen, bis du wieder nüchtern gewesen wärest. Nur - wer weiß, wie lang ich hätte warten müssen? Denn besoffen warst du nicht vom Whisky, sondern immer nur von Maksim Marakow, auch in jener Nacht, und ernüchtert bist du bis heute nicht!«
Felicia ließ die Hände von der Flasche gleiten, wütend auf sich selber, weil sie seinen Befehlen folgte. »Wie auch immer«, sagte sie, »wir sind verheiratet, und damit geht es hier auch um meine Zukunft. Ich kann nicht mitansehen, wie du zuläßt, daß...«
»Augenblick«, unterbrach er sie, »wir sollten gleich etwas klarstellen: Eine gemeinsame Zukunft gibt es für uns beide natürlich nicht. Unsere Wege trennen sich.«
Felicia sah ihn ungläubig an. Noch immer blickte sie in das Gesicht eines Fremden, unerbittlich und unerreichbar.
»Wie meinst du das?« fragte sie.
Alex zuckte mit den Schultern. »Wenn der leidige Krieg aus ist, gehe ich weg von Deutschland, vielleicht reise ich ein paar Mal um die Welt. Oder ich lasse mich in Amerika nieder. Wer weiß.«
»Und wovon willst du leben?«
»Ich werde schon nicht verhungern. Mach dir keine Sorgen um mich.«
»Ach, nicht die geringsten Sorgen mach' ich mir um dich!
Aber was wird aus mir?«
Alex lachte auf. »Endlich ein wahrer Zungenschlag! Was aus dir wird? Kehr zu deiner Familie zurück. Man wird dich mit offenen Armen aufnehmen, da du sicher alle davon überzeugen kannst, daß ich der Schurke bin, nicht du!«
»Alex!« Sie war beinahe grün im Gesicht. »Mit meiner Familie steht es nicht gut. Wir brauchen Geld.«
»Da sprichst du mit dem falschen Mann. Geh zu meinem Vater. Mit dem konntest du doch schon immer recht gut umgehen, nicht? Hier vertust du deine Zeit mit einem Sohn, der sich selber enterbt hat.«
»Aber Alex!« Schnell trat sie an ihn heran,
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