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Sturmzeit

Sturmzeit

Titel: Sturmzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Link Charlotte
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lassen.«
    »Nicht so gemütlich wie hier.«
    »Oh, denken Sie nicht, daß wir es Ihnen gemütlich machen werden. Hätten Sie nicht die Dreistigkeit besessen, sich einfach in dieses Zimmer hineinzudrängen, ich hätte Sie unten in der Halle abfertigen lassen, da können Sie sicher sein.«
    Wolff nahm seine Arme von der Lehne und beugte sich vor. Nun, da das Grinsen auf seinen Lippen eingefroren war, schien sein Gesicht nackt und brutal. »Sie sollten nicht mehr so vornehm tun, Gnädigste«, sagte er, »denn damit werden Sie nicht mehr weit kommen. Es war kein geschickter Schachzug von eurem Kaiser, Deutschland in diesen Krieg zu führen. Er hat damit den Linken aufs Podest geholfen und an seinem eigenen Thron gesägt. An euer aller Thron. Was jetzt in Deutschland die Fäden in die Hand bekommt, ist nicht mehr dashochwohlgeborene Bürgertum. Es sind Leute, die cleverer sind als ihr, die ihre Nase immer vorn haben, die in Wind und Wettergestählt sind, die sich nicht im Wohlleben verschlissen haben. Kurz: Solche wie ich machen jetzt das Rennen. Und eure Tage sind gezählt.«
    Gelangweilt drückte Felicia ihre Zigarette aus. »Täuschen Sie sich nicht. Mein Mann wird irgendwann zurückkehren, und dann haben Sie es nicht mehr nur mit seinem alten, kranken Vater zu tun, sondern mit ihm selber. Daß Ihnen die Praktiken, mit denen Sie sich bereichern, nicht selbst zuwider sind!«
    »Von welchen Praktiken sprechen Sie?«
    »Davon, daß Sie die Wehrlosigkeit und Krankheit eines alten Mannes für Ihre Zwecke ausgenutzt haben. Ich an Ihrer Stelle würde mich schämen!«
    »Gerade Sie! Reden Sie doch nicht so. Sie würden Ihr eigenes Kind verkaufen, wenn es Ihnen einen Vorteil brächte. Deshalb macht mir das Duell mit Ihnen ja auch solchen Spaß, weil Sie ein ebenbürtiger Gegner sind. Apropos Kind«, er lehnte sich zurück und grinste wieder, »man darf Ihnen wohl gratulieren, wenn ich das richtig sehe.«
    »Sie dürfen mir nicht mal gratulieren, Herr Wolff. Im übrigen möchte ich Sie bitten, jetzt zu gehen.«
    »Nicht so hastig. Dafür, daß wir uns über zwei Jahre lang nicht gesehen haben, finde ich Ihr Benehmen ziemlich kühl. Und außerdem schwebte mir ein richtiger Familienbesuch vor. Wo ist denn, zum Beispiel, Fräulein Kat?«
    »Ach!« Felicia lächelte höhnisch. »Die haben Sie also immer noch nicht aufgegeben. Ich muß sagen, Sie haben Stehvermögen. Was in diesem Fall allerdings auch daran liegen mag, daß sich weit und breit keine Frau findet, die Kats Platz in Ihrem Herzen einnehmen könnte. Jedenfalls - keine aus den Kreisen, in die Sie so gern hineinheiraten würden!«
    Diesmal hatte sie einen schwachen Punkt getroffen. Mit zwei Schritten war Wolff neben ihr, und sie erschrak vor dem Haß, der aus seinen Augen sprühte. Er packte ihre beiden Arme undhielt sich nur im letzten Moment davor zurück, sie zu schütteln wie einen Sack Mehl. »O Gott, mein Seelenheil würde ich dafür geben, Sie und Ihren ganzen erbärmlichen Hochmut im Staub zu sehen«, flüsterte er, »irgendwann, irgendwann kriechen Sie zu Kreuze, und Ihre ganze Sippe mit Ihnen, und Kassandra allen voran!«
    »Lassen Sie bitte meine Frau los«, unterbrach ihn eine harte Stimme von der Tür her. Erstaunt wandte sich Wolff um. Doch Felicias Augen wurden nicht weniger groß als seine, ihr Mund öffnete sich, ohne daß sie einen Ton hervorbrachte. In der Tür stand Alex.

11

    Seine graue Uniform war staubbedeckt, sein Gesicht unrasiert, und sein rechter Arm hing in einer Schlinge, aber dafür, daß er geradewegs von der Front kam, sah er geradezu ungehörig gesund aus. Seine Haut war sonnengebräunt, und er war mager geworden, aber diese muskulöse Zähigkeit stand ihm gut. Seine Bewegungen hatten das graziöse Phlegma verloren, das ihn früher so katzenhaft hatte erscheinen lassen. Zuletzt hatte es im Feld kaum mehr Alkohol gegeben, daher waren die Ringe unter seinen Augen verschwunden, und die Wangen, die bereits zur Schlaffheit geneigt hatten, waren wieder straffer. Er sah besser aus denn je, jünger, wacher und lebendiger. Neben ihm wirkte Tom Wolff sehr unscheinbar.
    »Seien Sie so gut und verlassen Sie auf der Stelle mein Haus«, sagte Alex ebenso liebenswürdig wie kalt. Wolff reckte sich. »Sie verkennen die Lage, Herr Major. Wir sind Geschäftspartner. Mir gehören 70 Prozent Ihrer Fabrik.«
    Alex war nicht aus der Fassung zu bringen. »Ich denke nicht, daß Ihnen auch siebzig Prozent dieses Hauses gehören. Und deshalb gehen Sie jetzt. Sie

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