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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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während sie den Lappen aufhob und auf die Teepfütze legte.
    Hryessa starrte den Eintopf und das Brot an, dann drehte sie den Kopf zu Ayrlyn herum.
    Saryn grinste und schüttelte den Kopf. »Sieht nicht so aus, als wäre es ein guter Morgen für dich, Ingenieur.«
    Nylan beugte sich vor und hob den mit Tee und Eintopf getränkten Lumpen auf, um ihn an der Ecke des Herdes auszuwringen, wo die Hitze die Flüssigkeit verdampfen lassen würde. Dann wischte er den Rest auf und wrang den Lappen noch einmal aus.
    Etwas später saß er wieder am Tisch. Er konnte noch froh sein, dass der Tee nicht über sein Brot und den Eintopf gelaufen war.
    »Hier ist ein neuer Becher, Ser.« Rienadre stellte den Becher vor ihm ab und zog sich wieder zurück. »Manchmal bekommen sie beim Brennen Sprünge. Es tut mir Leid.«
    »Könntest du mir den Tee eingießen?«, fragte Nylan. »Ich habe wohl kein Glück dabei.«
    Rienadre holte den Kessel und schenkte ihm ein. Der Becher hielt.
    »Danke.« Nylan trank einen kleinen Schluck und staunte, dass der Tee nicht so schlecht war wie erwartet. Dies allein zeigte ihm schon, wie erledigt er war. Er schob sich Brot mit Eintopf in den Mund und versuchte, den bitteren Geschmack der Knollen und Zwiebeln zu vergessen. Als er den Becher absetzte, konnte Nylan aus den Augenwinkeln sehen, wie Gerlich sich an Narliat wandte.
    »Wenn wir das Badehaus mit normalen handwerklichen Mitteln zu Ende bauen wollen, brauchen wir Zeit und trockeneres Wetter«, fügte der Ingenieur hinzu.
    »Kann denn ein Magier nicht etwas tun?«, fragte Narliat. »Ihr habt einen Turm gebaut, der bis in den Himmel reicht, und Ihr könnt nicht einmal ein paar Kanäle in die Steine schlagen?«
    Wenn man es so ausdrückte … Nylan runzelte die Stirn. »Vielleicht kann ich es ja auch.« Die wirklich interessante Frage war allerdings, warum Narliat sich gerade jetzt erkundigt hatte. Dachte Gerlich sich gemeine Fragen für den ehemaligen Bewaffneten aus oder war Narliat aus eigenem Antrieb so gehässig?
    »Ihr seid ein großer Magier und große Magier können große Dinge tun«, fügte Narliat hinzu.
    Nylan hätte ihm am liebsten dafür erwürgt. Doch er wandte sich nur zu dem Bewaffneten um und bemühte sich, ruhig zu antworten. »Ich habe nie behauptet, ich wäre ein großer Magier. Aber ich habe mich bemüht, das zu tun, was getan werden musste, und das werde ich auch weiterhin tun.« Er sah Narliat in die Augen, bis der Mann den Blick abwandte.
    Dann nahm er sich noch etwas Brot und eine Kelle Eintopf und versuchte, auch den strengen Wildgeschmack zu ignorieren, den Kyseen mit reichlich Salz und kräftigen Zwiebeln nicht hatte unterdrücken können.

 
XLII
     
    N ylan stand im Dunkeln am offenen, nicht verglasten Fenster und blickte zu Freyja hinaus. Die scharfen Grate des Berges wirkten im Sternenlicht und von Schnee bedeckt etwas weicher.
    Sein Magen machte ihm knurrend deutlich, dass der scharfe Bäreneintopf – so hatte Kyseen ihn genannt – seinem Verdauungsapparat gewisse Probleme bereitete. Würde es den ganzen Winter über so bleiben? Allerdings konnte man die Witterung kaum als Winter bezeichnen, zumal am Turm erst vereinzelt Schneeflocken gefallen waren. Die Büsche und Laubbäume hatten noch nicht einmal alle grauen Blätter abgeworfen. Einige würden wohl sogar einen Teil der Blätter den Winter über behalten.
    Zu essen gab es bisher genug. Es reichte aus, um bei Kräften zu bleiben, aber mehr auch nicht. Andererseits war es auch noch nicht richtig kalt geworden.
    Nylan beugte sich vor und blickte zur Nordseite des Turmes, wo das halb fertige Badehaus stand. Abwesend knickte er die Finger ein und rieb sich die schwieligen Stellen in den Handflächen. Es gab noch so viel zu tun, viel zu viel, und während die Zeit verging, schienen die Leute mit wenigen Ausnahmen immer gleichgültiger zu werden. Ryba, Ayrlyn und Huldran waren solche Ausnahmen, auch die Wächterinnen, die Kinder bekamen.
    Er drehte sich um, als er Rybas Schritte – schwerer jetzt – auf der Treppe hörte.
    »Dyliess ist etwas unfreundlich zu meiner Blase«, erklärte die Marschallin.
    »Es tut mir Leid, dass der Turm so ungünstig gebaut ist«, entschuldigte Nylan sich. »Ich habe einfach nicht rechtzeitig über die Kanalisation nachgedacht.«
    Ryba, mit einem ungeschickt genähten Nachhemd aus schlichtem, grauem Leinen bekleidet, ließ sich schwer auf ihre Seite der Doppelliege sinken. »Narliat und Relyn halten diesen Turm für ein Luxusobjekt,

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