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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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vorbeikamen und er sicher war, dass Ayrlyn nichts zugestoßen war, nahm er wieder den Hammer in die Hand und achtete nicht weiter auf seine ungeschickten Finger, die vom kalten Wind und den harten Schlägen taub geworden waren.
    Als die Triangel am Südeingang des Turms zum Mittagessen rief, hatte Nylan in zwei Steinen grobe Kanäle vorgeformt, die jeweils so lang waren wie sein Unterarm. Er hatte Krämpfe in den Fingern und die Arme waren von den Gesteinsbrocken, die abgesplittert und herumgeflogen waren, aufgeschürft. Kein Wunder, dass in einer unterentwickelten Kultur die Dinge nur sehr langsam und einfach gebaut wurden.
    Nylan legte Hammer und Meißel beiseite und streckte sich, während Denalle und Huldran vom Dach stiegen. Die Ostseite war mehr als zur Hälfte vollendet.
    »Sieht gut aus«, lobte er sie.
    »Nur dass wir alles noch mit Mörtel abdichten müssen, sonst schneit es da drin«, erwiderte Huldran.
    »Es ist verdammt schwer, beim Dachdecken auf den Knien herumzurutschen«, fügte Denalle hinzu.
    »Willst du denn deine Sachen im Schnee waschen?«, fragte die ältere Wächterin.
    »Wie es aussieht«, meinte Denalle, indem sie ihre verschlissene, zerrissene Borduniform betrachtete, »werden wir wohl kaum etwas zum Waschen haben.«
    »Die Heilerin hat gerade einen Karren mit Kleidung und vier Fässern Mehl mitgebracht. Einen Teil des Winters wirst du wohl damit verbringen, deine Kleidung fürs nächste Jahr zu nähen.« Huldran lächelte Nylan an.
    »Ich bin aber nicht zum Nähen eingeteilt.«
    »Das ist keine von uns. Willst du kämpfen, während deine nackten Brüste aus den Kleidern hängen?«, fragte Huldran.
    Denalle starrte den Boden an.
    »Lasst uns essen gehen«, schlug der Ingenieur vor.
    Als Nylan sich dem vorderen Tisch näherte, hob Relyn, der neben Jaseen saß, den rechten Arm mit der künstlichen Hand und nickte. Der Ingenieur lächelte erfreut.
    »Habt Ihr das gemacht, Ser?«, fragte Huldran. »Warum?«
    »Damit er keinen Vorwand mehr findet, Trübsal zu blasen«, erwiderte Nylan trocken. »Du wirst bemerken, dass ich die Spitze stumpf gemacht habe, sehr stumpf.«
    Huldran lachte.
    Die neu angekommene Frau wurde zwischen Saryn und Ayrlyn gesetzt, nahe dem Kopfende des Tisches am Fenster. Aus irgendeinem Grund saß Narliat jetzt rechts neben Ayrlyn, Gerlich hatte sich auf der anderen Seite des ehemaligen Bewaffneten niedergelassen. Nylan betrachtete die beiden Tische. Hryessa hatte am Ende des zweiten Tisches neben Istril und gegenüber von Relyn und Jaseen einen Platz gefunden. Istril starrte mit geschürzten Lippen ihren Teller an. Hatte Ryba Recht gehabt? War sie wirklich schwanger? Der Ingenieur blickte zum Herd und ging weiter, bis er das Ende der Tafel erreichte.
    »Na, wie läuft’s?«, fragte Ryba, als Nylan auf Huldran wartete und dann neben der Marineinfanteristin seinen Platz beanspruchte.
    »Huldran und die anderen kommen mit dem Dach gut voran. Vielleicht noch zwei Tage, bis es dicht ist.«
    »Es könnten auch drei werden«, warnte Huldran, »falls wir auf Schwierigkeiten stoßen.«
    »Und bei dir?«, wollte Ryba von Nylan wissen.
    »Ich bekomme nach und nach heraus, wie man Steine meißelt, aber es geht sehr langsam.«
    »Das Wetter wird sich noch ein paar Tage halten«, prophezeite Ayrlyn.
    »Das ist gut.« Nylan goss sich etwas heißen Rinden-und-Wurzel-Tee ein und wartete. Der Becher sprang nicht. Er nahm ihn, trank einen Schluck und wartete, bis Huldran sich Brot aus dem Korb genommen hatte. »Wieder eine geflohene Frau?«, fragte der Ingenieur Ayrlyn, während er sich selbst ein Stück Brot nahm und den Korb an Ryba weiterreichte.
    »Danke«, sagte die Marschallin.
    »Sie heißt Murkassa«, erklärte Ayrlyn in altem Anglorat. »Sie kommt aus Gnotos, das ist eine Kleinstadt in Gallos östlich der Westhörner.«
    Die neue Rekrutin mit dem runden Gesicht, tatsächlich viel eher ein Mädchen als eine Frau zu nennen, nickte. Das lange Haar war so fein, dass es wie eine Wolke über ihre Schultern fiel.
    »Das ist Nylan. Er ist Ingenieur und Magier«, erklärte Ayrlyn, immer noch in der alten Sprache.
    Murkassa runzelte die Stirn, weil sie das Wort ›Ingenieur‹ nicht verstanden hatte. Sie wandte sich an Ayrlyn. »Was für ein Magier ist er denn?«
    »Man hat mir gesagt, ich sei ein Schwarzer Magier«, antwortete Nylan, bevor Narliat sich einmischen und Ärger machen konnte. »Ich stelle Sachen her.«
    Narliat hatte in der Tat schon den Mund geöffnet, aber Ayrlyns Ellenbogen

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