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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Wasser plätscherte drinnen vor der Tür auf die Steine. Er zog sich die Stiefel und die Borduniform aus und wiederholte die Prozedur. Es war ihm egal, dass er halbnackt an der Türe stand. Er stellte die Stiefel auf den Kopf und goss das Wasser aus, das sich in ihnen gesammelt hatte.
    Als er die Stiefel abstellte, wurde die Nordtür geöffnet und blieb abermals hängen.
    Siret schob sich herein. Sie schaffte es kaum, mit ihrem dicken Bauch durch die schmale Öffnung zu kommen. Die grünen Augen richteten sich auf Nylan. »Ser?«
    »Ich versuche nur, das Wasser auszuwringen«, erklärte er.
    Siret schwieg dazu, ließ ihn aber nicht aus den Augen, als er die Borduniform wieder anzog. Er spürte, dass er rot wurde. Als er die klamme Uniform wieder angezogen hatte, stieß er barfuß die Tür zu und wäre mit den nackten Füßen beinahe auf den kalten, feuchten Steinen ausgerutscht.
    »Es tut mir Leid, Ser«, sagte Siret schließlich. »Ich hätte helfen sollen, aber … aber ich wusste … mir war nicht klar, was passiert war.« Sie wich Nylans Blicken aus.
    »Schon gut.« Nylan zog sich langsam die feuchten Stiefel wieder an.
    »Danke.« Siret drehte sich um und ging zum großen Saal auf der anderen Seite der Haupttreppe.
    Nylan folgte ihr. Noch bevor er zwei Schritte weit in den großen Saal hineingekommen war, spürte er die Wärme, die vom Herd ausstrahlte. In diesem Augenblick war sie ihm noch willkommener als der Duft der frisch gebackenen Brote in den geflochtenen Körben. Er betrat den warmen Raum und war froh, dass sein Platz nahe am Herd war.
    Die beiden Tische waren mit durchnässten Marineinfanteristinnen fast voll besetzt. Narliats Lederkleidung war trocken, was sofort ins Auge stach – ebenfalls Kadrans und Kyseens Sachen. Dass die Kleidung der Köchinnen trocken war, konnte Nylan verstehen. Aber Narliat saß neben Gerlich, der aussah wie ein ertrunkenes Nagetier. Der lange, braune Bart war nass, das noch längere Haar klebte ihm im Nacken. Auch Relyn, der am anderen Tisch saß, war nass. Er begrüßte Nylan mit einem Lächeln.
    Nylan erwiderte das Lächeln und nickte, als er an Gerlich vorbeikam, dann ließ er sich auf seinem Platz am Ende der Bank dicht am Herd nieder.
    Saryn saß mit dem Rücken zum Fenster am Ende des Tisches, Nylan gegenüber. Zwischen ihr und Ayrlyn hatte sich Hryessa, ebenfalls mit nassen Ledersachen, niedergelassen. Links neben Ayrlyn saß Relyn.
    »Das Feuer tut gut«, bemerkte Nylan.
    »Ich dachte, es wäre eine gute Idee, eines anzuzünden, weil alle so durchnässt waren. Unsere verantwortliche Heilerin und Kommunikationsoffizierin hat mich darauf hingewiesen.«
    »Die Feuchtigkeit ist für die Gesundheit schädlicher als Schnee. Deshalb habe ich es vorgeschlagen«, erklärte Ayrlyn.
    Nylan drehte sich auf der Bank um, damit die Wärme vom Ofen seinen Rücken erreichen konnte. Die Borduniformen waren zwar dünn, aber der Synthetikstoff trocknete rasch.
    In der Mitte des Tisches stand in einer großen Schale ein dünner Eintopf bereit, den man sich über das Brot gießen konnte. Saryn reichte Nylan einen Korb mit Brot und er brach sich ein Stück ab, dann stand er auf und goss sich Eintopf darüber.
    »Wie bist du so nass geworden?«, wollte Ryba wissen.
    »Ich habe die Abflüsse im Badehaus gesäubert, damit das Fundament nicht unterspült wird. Anschließend habe ich die anderen Rohre und Abflüsse kontrolliert.«
    »Auf den höheren Bergen schneit es schon«, sagte Ayrlyn. »Ich würde mich nicht wundern, wenn wir in einem Achttag oder so auch hier Schnee bekämen.«
    »Ich hoffe, es dauert noch eine Weile. Wir haben viel zu tun, bis das Badehaus fertig ist.«
    »Wird es wirklich noch so lange dauern?«, fragte Ryba.
    »Ziemlich lange.« Nylan goss sich heißen Wurzel-und-Rinden-Tee in seinen Becher, doch als die heiße Flüssigkeit den Ton traf, zersprang der Becher in zwei Stücke, als wäre er von einem magischen Messer zerteilt worden, und der Tee verteilte sich auf dem Tisch.
    »Verdammte …« Nylan hätte beinahe die Bank umgeworfen, als er sich vor der heißen Flüssigkeit, die von der Tischplatte herunter auf seine Beine tropfte, in Sicherheit bringen wollte. Hinter Rybas Stuhl blieb er stehen und sah sich nach etwas um, womit er den Tee aufwischen konnte.
    »Ser!« Kyseen stand auf und warf ihm einen Lumpen zu, der sich im Flug öffnete und auf Hryessas Brot und Eintopf landete.
    Hryessa sperrte den Mund auf.
    »So etwas passiert eben«, meinte Ayrlyn ruhig,

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