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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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auf der Bank nieder. Ryba und Gerlich waren noch nicht da. Einen Moment lang blieb er einfach nur sitzen, den Kopf in die Hände gestützt. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie müde er eigentlich war und wie zerschunden er sich fühlte – und in den nächsten Tagen würden sie noch weiter sägen und Holz spalten müssen. Vielleicht würde das seine Muskulatur aufbauen, aber würde er es überleben?
    Ayrlyn setzte sich ihm gegenüber. Sie schwiegen eine Weile, bis Nylan schließlich den Kopf hob.
    »Hast du einen schweren Tag gehabt?«, fragte Ayrlyn.
    »Ja. Ich bin nicht geschaffen, um wie ein Holzfäller zu arbeiten.«
    »Es gibt schon wieder dünne Suppe«, bemerkte Ayrlyn. »Das wird den Leuten nicht gefallen.«
    Kadrans und Ayrlyns Prophezeiung schien sich zu erfüllen. Als die meisten Plätze besetzt waren, lauschte Nylan, was die anderen zu sagen hatten.
    »… so eine dünne Suppe, dabei liegt da hinten ein ganzes Schwein herum …«
    »… halten immer die guten Sachen zurück und tischen uns diesen Mist auf …«
    »Warum treffen die Jäger mit ihrer Beute immer erst dann ein, wenn es zu spät ist?«
    Die kleine Dephnay in ein Tuch gewickelt, ließ Ellysia sich neben Siret und Kyalynn am zweiten Tisch nieder. Siret wiegte Kyalynn in den Armen. Dephnay strampelte unwillig, bis Ellysia sich das Kind über die Schulter legte und ihm den Rücken tätschelte.
    Istril setzte sich gegenüber von Siret schwerfällig neben Hryessa, kurz darauf ging Ryba an den beiden Müttern vorbei und ließ sich auf ihrem Stuhl nieder. »Ist Gerlich nicht da?«
    »Noch nicht.«
    »Er wäscht sich«, erklärte Ayrlyn.
    Ryba wartete, bis Gerlich erschienen war und sich gesetzt hatte. »Ich habe gehört, dass Narliat verschwunden ist«, begann sie ruhig.
    Gerlich wandte sich an die Marschallin. »Ich habe die Beute den Hügel hochgeschleppt. Als ich mich umgedreht habe, war er nicht mehr da.«
    »Einfach so?«
    »Das Schwein war schwer und ich hatte nicht genug Seil für uns beide.«
    »Hat Narliat noch etwas gesagt, bevor er verschwunden ist?« Ryba nickte zu Ayrlyn hin.
    »Nein. Er hat davon geredet, dass er nie wieder ein bewaffneter Kämpfer sein könne, aber das hat er ja öfter gesagt.« Gerlich trank einen kleinen Schluck Tee aus seinem Becher.
    Wieder konnte Nylan etwas Weißes spüren. Irgendeine Art von Falschheit umgab den Jäger.
    Kyseen stellte einen schweren Kochkessel auf den Tisch und füllte Rybas Schale mit einer Kelle. Kadran brachte anschließend die Körbe mit dem Brot.
    »Hat er sonst noch etwas gesagt?«, wollte Ryba wissen.
    »Nichts Besonderes.«
    »Was glaubst du, wohin er wollte?«
    »Das weiß ich nicht. Ich denke, er wollte nach Westen, aber er kann auch abgebogen und nach Norden oder Süden gegangen sein.«
    »Er wird nicht weit nach Süden kommen«, bemerkte Ayrlyn. »Im Süden gibt es nur Berge. Im Südwesten kommt man in das örtliche Gegenstück einer heißen Dämonenhölle. Die Gegend wird hier als ›Grashügel‹ bezeichnet, obwohl dort, wie man hört, kaum Gras wächst.«
    »Also geht er nach Westen oder Norden«, überlegte Ryba nickend. »Und das bedeutet, dass die Einheimischen dort eine Menge über uns erfahren werden. Nun ja … früher oder später wäre das sowieso geschehen.« Sie überlegte und fuhr nach einer Weile fort: »Ich bin froh, dass du das Wildschwein erlegen konntest.«
    »Es ist mir ein Vergnügen, Ryba.«
    Nylan und Ayrlyn wechselten einen Blick, Ryba schüttelte den Kopf.
    Gerlich runzelte die Stirn.
    »Morgen gibt es wieder etwas Ordentliches zu essen«, fuhr Ryba fort. »Kann ich vom Brot haben?«
    Nylan reichte ihr den Korb. Die Suppe schmeckte besser als die meisten Mahlzeiten in der letzten Zeit und sie war heiß, wie er dankbar zur Kenntnis nahm. Das Brot war bitter, aber der Beigeschmack störte ihn nicht. Seine Schultern waren verspannt und taten weh. Der Tee half ihm, sich zu entspannen, aber es reichte bei weitem nicht aus.
    Später, nachdem sie noch eine Weile geredet und spekuliert hatten, wann der Schnee endlich schmelzen würde, schleppte Nylan sich, gefolgt von Ryba, in den obersten Stock.
    Er setzte sich aufs Ende der Liege. »Gerlich hat uns nicht alles gesagt.«
    »Er lügt«, meinte Ryba müde. Sie rutschte ein wenig auf der Liege herum. »Ich hätte nicht dich und Ayrlyn gebraucht, um das zu erkennen. Er hat von Anfang an gelogen.«
    »Willst du es dabei belassen? Mran hast du getötet.«
    »Gerlich hat sich mir nicht offen widersetzt. Wir wissen, dass er

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