Sturz Der Engel
jetzt. Er zwang sich zu einem Lächeln, das zu einem echten Lächeln wurde, als er Dyliess betrachtete, auch wenn ihm die Brust eng wurde und in seinem Kopf chaotische Gedanken umeinander wirbelten.
»Es geht beiden gut«, bestätigte Ayrlyn.
Jaseen nickte.
Ryba schloss mit leichtem Lächeln die Augen.
LXXIV
» W issen wir denn nicht, wohin wir ziehen? Und wann?« Hissl geht zur Tür der Kaserne. Wenn er die Straße hinunterschaut, kann er einen leichten grünen Schleier sehen – das Weideland, das sich von Clynya bis zum südlichen Arm des Flusses Jeryna erstreckt.
Koric zuckt mit den Achseln. »Fürst Sillek will es niemandem verraten. Wir wissen, dass wir gegen Fürst Ildyrom oder gegen die Engel auf dem Dach der Welt vorgehen werden. So oder so, wir müssen bereit sein.«
»Hat er wirklich nichts gesagt?«, fragt der Weiße Magier.
»Nein. Rimmur meint, man hätte ihm beinahe den Kopf abgeschlagen, weil er gefragt hat.« Koric lacht. »Ich kann nicht sagen, dass ich Fürst Sillek einen Vorwurf machen kann. Wenn herauskommt, wen wir zu welchem Zeitpunkt angreifen wollen, dann bereiten sich die Gegner vor und unsere Kämpfer werden getötet. Aber jetzt warten alle darauf, dass er irgendeinen Fehler macht, und haben einstweilen nichts außer Gerüchten in der Hand. Ihr wisst ja, wie schwer es ist, etwas geheim zu halten. Ildyrom hat wahrscheinlich Spione in jeder Schänke in Clynya und an einigen anderen Orten sitzen, wenn Ihr wisst, was ich meine.«
»Ja, das weiß ich.« Hissl lächelt leicht.
»Habt Ihr in eurem Glas schon irgendeine Spur von den Jeranern gesehen?«, fragt Koric.
»Nirgends im Weideland, aber das Gras ist kurz und die Wege sind noch verschlammt.«
»Könnten sie den Fluss herauf kommen? Habt Ihr Magier nicht Probleme mit fließendem Wasser?« Koric betastet den Griff des großen Schwertes, das vor ihm liegt.
»Ich kann sehen, was sich auf dem Wasser bewegt, aber nicht, was im Wasser oder darunter ist. Aber sie werden doch sicher nicht auf die Idee kommen, den ganzen Weg von Berlitos herauf auf dem Fluss zu fahren.« Hissl kichert nervös.
»Nein, Magier, das werden sie wohl nicht tun. Sucht Ihr aber trotzdem weiter nach ihnen. Ich liebe keine Überraschungen. Fürst Sillek übrigens auch nicht.«
»Unbedingt«, verspricht Hissl. »Ich sehe mich auf jeden Fall weiter um.«
LXXV
V on der Zufahrt aus betrachteten Ayrlyn und Nylan die Felder und die Schlammlöcher, die bis zum letzten Herbst unbefestigte Straßen und später im Winter schneebedeckte Wege gewesen waren. Die Felder und Wiesen waren weiß und braun, nur stellenweise brachen die ersten grünen Triebe durch die weißen Flächen.
»Schneelilien.« Ayrlyn deutete auf einen grünen Stängel im Schnee.
»Manche Pflanzen wachsen unter den eigenartigsten Umständen«, grübelte Nylan. »Sie brechen durch den Schnee, aber wir können nicht einmal den Hügel hinaufgehen, ohne bis zum Knie im Schlamm zu versinken. Vorläufig können wir uns hier überhaupt nicht bewegen.«
»Die Ställe sehen noch schlimmer aus, weil der ganze festgetrampelte Schnee sich in Eis verwandelt hat und dann auf einen Schlag geschmolzen ist. Fierral hat schrecklich miese Laune. Aber andererseits wundert es mich, dass sie nicht viel öfter miese Laune hat.«
»Warum denn das?«, fragte der Ingenieur.
»Wie würde es dir gefallen, unter Ryba Waffenmeisterin zu sein? Fierral weiß, dass nichts, was sie tut, Ryba jemals zufrieden stellen wird. Das bedeutet, dass sie ständig den Prügelknaben spielen muss.«
»So habe ich es mir noch nicht überlegt, aber es klingt einleuchtend.«
»Natürlich ist es einleuchtend«, schnaubte Ayrlyn.
»Ich möchte wetten, dass wir vorläufig keine Räuber oder Angreifer zu sehen bekommen.«
»Aber Händler auch nicht«, wandte Ayrlyn ein.
»Du könntest jetzt losreiten und bis du zurückkommst, müsste es trocken sein.«
»Wenn es nicht regnen würde, ja. Aber ohne Karren könnte ich nicht viel einkaufen, und wie soll ich den Karren aus dem Schlammloch hier herausbekommen?«
»Richtig, ich habe nicht an den Schlamm gedacht.« Nylan sah nach unten in Richtung Osten. Unterhalb der Abwasserleitungen hatte das abfließende Wasser, das aus dem Badehaus und dem Dränagesystem des Turms kam, im niedrigsten Punkt des Sumpfes, der einmal eine Straße gewesen war, einen noch tieferen Einschnitt ausgespült, der sich zusehends in eine kleine Schlucht verwandelte.
»Ich wusste doch, dass ich dort die Leitung
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