Sturz Der Engel
und schaut nach Weryl.« Istrils Gesicht war ruhig und zeigte einen Ausdruck, der zwischen Befriedigung und Resignation lag.
»Das werde ich machen.« Kann ich sonst noch etwas tun?, dachte er. Es sind meine Kinder. Warum … warum hast du mir das angetan? Und warum habe ich nicht bemerkt, was da vor sich ging? Weil ich es mir leicht machen wollte? Er zwang sich zu einem Lächeln, das sich in ein echtes verwandelte, als Weryl ihn glucksend anschaute.
Istril und Siret gingen freundlicher mit ihm um als Ryba und dabei war Siret, wie sie sagte, nicht einmal besonders an Männern interessiert. Aber er hatte diese Frauen nie als Partnerinnen in Betracht gezogen – etwa, weil er immer noch darauf achtete, dass sich die Standesunterschiede zwischen Offizier und Mannschaft nicht verwischten? Aber was war mit Ayrlyn, die nachts heimlich weinte?
Wieder einmal war nichts so, wie es an der Oberfläche zu sein schien. Alle hatten ihre ganz privaten, persönlichen Abgründe. Er nahm an, dass die anderen nach wie vor glaubten, er schliefe noch mit Ryba. Auch das war ein Problem, das sie noch nicht gelöst hatten. Das er noch nicht gelöst hatte. Überraschenderweise hatte Ryba ihn nicht gedrängt. Was wusste sie sonst noch?
Er schnaubte ein wenig verbittert und ging die Treppe zum vierten Stock hinauf. War es nicht schon immer so gewesen? Ryba die Wissende, die nichts von sich preisgab, und Nylan, der große Magier, verwirrt und blind umher tappend. Er schnaubte noch einmal.
Im trüben Licht des vierten Stockwerks war Ellysia mit Saryn, Hryessa und Ydrall in einen Übungskampf vertieft. Nylan wich den trainierenden Frauen aus und näherte sich dem Bereich, wo der Waffenlaser und einige andere Dinge in Regalen gelagert waren. Er suchte sich zusammen, was er brauchte, und verstaute alles in einem Ledersack, der einmal einem Räuber gehört hatte.
Dann kehrte er in die unterste Etage zurück. Als er an dem Quartier der Marineinfanteristinnen vorbeikam, sah er, wie Siret Kyalynn in den Schlaf wiegte. Dephnay, die auf dem Knie saß, schien hellwach zu sein. Nylan fand Relyn im kleinen Raum neben der Küche, wo er mühsam versuchte, eine Art Tablett glatt zu hobeln.
»Das sieht gut aus«, bemerkte der Schmied-Ingenieur.
»Ich habe gesagt, ich würde ihr helfen. Sie ist viel zu still.« Relyn hob den Kopf. »Blynnal, meine ich. Sie wagt es nicht, um irgendetwas zu bitten.«
»Manche Menschen tun das nicht gern. Aber sie hat unser Essen sehr verbessert.«
Relyn grinste. »Manchmal bekomme ich sogar etwas nebenher.«
»Ich habe mein Versprechen nicht vergessen«, erklärte Nylan, indem er die Metallteile aus dem Beutel nahm. »Wie alles andere hat auch dies länger gedauert, als ich beabsichtigt hatte. Wenn Ihr herkommen wollt, kann ich die Teile für Euch abmessen. Wahrscheinlich muss ich diese Teile hier zusammen hämmern, oder wie man das nennt, aber ich muss sie vorher anpassen.«
Relyn hielt ihm den Haken hin.
Nylan brachte die Teile an und nickte zum Messer hin. »Ich muss sehen, wie fest die Klammer sein muss.«
»So fest wie möglich, Magier.«
Das Messer glitt leicht, zu leicht in die primitive Klammer. Nylan betrachtete die Konstruktion, nahm das eigene Messer heraus und markierte die Stellen, wo er etwas ändern musste, mit Kratzern.
»Wir versuchen es noch einmal.«
»Ihr gebt es nicht gern zu, wenn Ihr Fehler macht, nicht wahr?«
Nylan lachte heiser. »Das Leben ist eine Kette von Versuch und Irrtum. Diejenigen, die überleben, haben ihre Fehlschläge überlebt und versuchen es weiter. Bisher habe ich Glück gehabt.«
Relyn warf einen Blick zum Tablett. »Glück ist es nicht, das weiß ich inzwischen. Ihr habt verstanden, wie die Welt funktioniert.« Er lächelte spröde. »Ich hoffe es auch zu lernen.«
»Wahrscheinlich wisst Ihr mehr darüber als ich«, gab Nylan zu bedenken.
»Nie im Leben, Magier. Ihr weigert Euch nur zu erkennen, wie viel Ihr wirklich wisst.«
»So, das war’s«, sagte Nylan, den Relyns Lob unangenehm war. »Ich muss es jetzt neu zusammenbauen und dann noch Dutzende von Pfeilspitzen schmieden.«
»Das werdet Ihr schon schaffen«, versicherte Relyn ihm.
»Ich hoffe es.« Nylan wünschte, er wäre seiner Sache so sicher wie der junge Mann aus Carpa.
Er kehrte in die Schmiede zurück und nahm die Teile für Relyns Klammer mit. Huldran wartete schon auf ihn. Gemeinsam schaufelten sie frische Holzkohle ins Schmiedefeuer.
XC
Z eldyan lässt sich im Lehnstuhl gegenüber dem
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