Sturz Der Engel
Meißel. »Schlag auf den Meißel«, sagte er zu Huldran und die Wächterin schlug zu.
Nylan wäre beinahe zusammengezuckt. »Halte du mal die Zange und ich nehme den Hammer.«
Huldran übernahm kommentarlos die Zange und Nylan schlug mit dem Hammer zu. Mit den Sinnen versuchte er, eine Körnung oder irgendein Muster im Metall zu entdecken. Nach einem Dutzend Schlägen war mehr oder weniger eine Form entstanden, die der Pfeilspitze entsprach, die er als Muster auf den Sims des vorderen Fensterlochs gelegt hatte.
Nylan nahm die Zange wieder an sich und ließ Huldran weiter am Blasebalg pumpen.
Als das Metall wieder stark genug erhitzt war, bog er die Ecken nach hinten und schmiedete oder schweißte die Ränder zusammen. Beim dritten Erhitzen walzte er die Kanten wieder aus. Beim vierten Mal gab er mit seinen Sinnen noch etwas Ordnung ins Metall, und schließlich lag eine etwas zu große Pfeilspitze auf dem Amboss.
»Ich muss das schneller erledigen … oder einen anderen Weg finden.«
»Könntet Ihr sie nicht gießen?«, fragte Huldran.
»Im Augenblick wüsste ich nicht, wie das gehen soll. Heißer als jetzt kann das Feuer mit Holzkohle nicht werden, aber das Metall ist noch weit vom Schmelzpunkt entfernt. Die Pfeilspitzen zu gießen wäre erheblich einfacher, aber ich weiß nicht, wie ich das Metall schmelzen kann, ohne es zu verbrennen.«
»Was ist mit Kupfer oder Bronze?«
Nylan zuckte mit den Achseln. »Selbst wenn wir das Kupfer schmelzen könnten, das noch in den Landefahrzeugen steckt, könnte man mit kupfernen Pfeilspitzen nicht viel gegen Eisenrüstungen ausrichten.«
»Oh …«
»Genau.« Nylan hob die Zange. »Also muss ich versuchen, erheblich schneller zu arbeiten.«
Als Nylan die sechste Pfeilspitze vor sich liegen hatte, spürte er, dass die Holzkohle fast ausgebrannt war. Bei jeder tödlichen Pfeilspitze hatte er etwas schneller gearbeitet als bei der vorangegangenen, aber es dauerte immer noch viel zu lange.
Er setzte den Hammer ab. Das Holz bildete offenbar eine gute Grundlage für das Feuer und streckte die Holzkohle. »Wir bauen das Feuer mit den Hartholzklötzen dort neu auf. Dann machen wir eine Pause, bis es zu Holzkohle heruntergebrannt ist. Alles klar?«
»Alles klar, Ser.« Huldran wischte sich die Schweißtropfen von der Stirn. »Ist das Schmieden eigentlich immer so anstrengend?«
»Wir machen sicher noch eine Menge Fehler, ich weiß nur nicht, wo die Fehler liegen. Aber harte Arbeit ist es bestimmt immer.« Er ging, gefolgt von Huldran, durch das Loch, in das eines Tages eine Tür eingesetzt werden sollte, nach draußen zu den Stapeln mit geschnittenem und gespaltenem Holz.
Als das Schmiedefeuer munter brannte, begann Nylan sich Sorgen zu machen, die Ziegel könnten in der Hitze springen. Er zuckte die Achseln und ging die Straße hinunter zum Turm. Aus dem klaren Himmel brannte die Sonne heiß herunter, dass es draußen vor der Schmiede kaum kühler zu sein schien als drinnen am Feuer.
Er ging über die kurze Zufahrt und blieb aber direkt vor der Tür stehen. Er konnte spüren, dass sich Menschen im großen Saal aufhielten – Wächterinnen und Kleinkinder. Zwischen den Mahlzeiten diente der große Saal als Kinderkrippe, was Nylan durchaus sinnvoll fand, weil der Raum gut durchlüftet war und das beste Licht hatte.
Nachdem er den Turm betreten hatte, ging er am großen Saal vorbei ins Badehaus hinüber, wo er Schweiß, Ruß und Dreck abspülte. Anschließend begab er sich einigermaßen erfrischt in den großen Saal.
Siret saß dicht an der Tür. Sie hatte Kyalynn auf einem und Dephnay auf dem anderen Arm.
Nylan betrachtete seine silberhaarige Tochter. Die Augen waren von einem dunkleren Grün als Sirets Augen. Kyalynn erwiderte seinen Blick und er lächelte. Sie lächelte nicht, wohl aber die Mutter. Langsam streckte er den Zeigefinger aus und berührte die Handfläche des Kindes. Fast wie in Zeitlupe legten sich die pummeligen Finger um seinen Zeigefinger. Er wackelte mit dem Finger und sie packte fester zu. Er wackelte wieder und Kyalynn gluckste.
»Sie ist stark«, sagte er.
»Ja.« Wieder lächelte Siret.
»Es tut mir Leid, ich habe es nicht gewusst«, gestand er.
»Ich weiß. Die Marschallin hat es mir schon vor langer Zeit gesagt. Macht es Euch etwas aus?«
»Ob es mir etwas ausmacht?«, fragte Nylan. Er wackelte weiter mit dem Finger, um Kyalynn bei Laune zu halten.
»Dass ich einverstanden war, Euer Kind zu gebären? Nach der Schlacht mit den Dämonen
Weitere Kostenlose Bücher