Sturz der Marionetten: SF-Thriller
Flüchtlinge war, sei nur noch Stunden von der Zerstörung entfernt.
Eine Möglichkeit zur friedlichen Intervention bestand nicht. Es gab nicht genug Flieger auf Vlhan, um diese vielen Leute in der verbleibenden Zeit zu evakuieren ... und selbst wenn es sie gegeben hätte, so gab es keinen Ort, an den man die Evakuierten hätte bringen können. Von der polaren Tchi-Botschaft abgesehen gab es auf ganz Vlhan keinen sicheren Ort mehr ... und die Frachtkapazitäten sämtlicher Orbitalstationen der außerweltlichen Mächte reichten nicht aus, um mehr als ein paar Tausend aufzunehmen. Die Wenigen, die sich in Sicherheit hatten bringen können und das Geschehen nun von ihrer jeweiligen Zuflucht aus verfolgten, mussten sich darauf gefasst machen, Zeugen einer vollständigen Vernichtung zu werden.
Als Hurrr'poth mit seinem Bericht fertig war, klang seine Stimme düster, und die aufwärts gekrümmten Lippen seines Riirgaaner-Munds erinnerten weniger an ein Lächeln als an das starre Grinsen eines Leichnams, dessen faulige Lippen den Blick auf die Zähne freigaben. »Ich sagte Ihnen schon, dass es mir leidtut, aber nicht, weil ich Ihnen mein Beileid ausdrücken wollte. Ich hätte wissen müssen, dass so etwas auf uns zukommt.«
Nun erst erinnerte sich Skye an etwas, das die KIquellen ihr erzählt hatten, ehe der Schmerz ihr wieder das Bewusstsein geraubt hatte. Etwas über die heimliche Komplizenschaft der Riirgaaner bei ihren Aktivitäten.
Eine Sekunde später massierte sie die aufgeschürften Knöchel ihrer rechten Hand und fühlte sich trotz des nachklingenden Schmerzes, ausgelöst von einem Schlag, der dem menschlichen Körper Schlimmeres antat als dem geschuppten Leib eines Riirgaaners, etwas besser.
Hurrr'poth stand vom Boden auf und blinzelte dabei mehr, als man es gewöhnlich von Riirgaanern kannte. Seine rechte Hand mit ihren zwei Daumen kratzte an der kahlen Stelle mitten im Gesicht, an der bei anderen Kreaturen eine Nase gewesen wäre. »Ich habe Freunde verloren. Kollegen. Verrr'kath war für mich wie ein Bruder aus dem gleichen Ei, und nun ist er fort. Meine Adoptivtochter Ch'tpok wird vermisst und ist vielleicht ebenso fort, und meine letzte Chance, mich mit ihr auszusöhnen, wäre mit ihr gegangen. Wenn Sie denken, ich hätte nicht für meine Sünden gebüßt, dann irren Sie. Mein Leben hat keinen Sinn mehr.«
»Vielleicht ist es noch nicht zu spät, ihm wieder etwas Sinn zu verleihen, Botschafter. Es tut mir leid, dass Sie Freunde verloren haben, aber möglicherweise muss es mir nicht so ergehen. Vielleicht haben wir noch eine Chance dafür zu sorgen, dass sich die Katastrophe nicht noch weiter ausbreitet.«
»Ich ... ich wüsste nicht wie. Wäre meine Botschaft noch da ... hätte ich mehr Leute, um sie auf eine nutzlose Suche zu schicken ... ich würde mehr Leute schicken, um nach dem Counselor zu suchen, aber ... ich bin nicht sicher, dass wir das können ... oder dass wir genug Zeit hätten ... selbst wenn es in meiner Macht stünde ...«
Skye befleißigte sich eines stählernen Tons, als sie die Beine über den Rand der Plattform schwang, ohne auf den verbliebenen Schmerz in Beinen und Unterleib zu achten. »Oscin Porrinyard ist ... die Hälfte von mir. Und ob sie das begreift oder nicht, Andrea Cort ist die andere Hälfte. Wenn ich sie verliere, dann ist mein Leben wertlos. Und in dem kurzen Augenblick, in dem ich während der Operation Kontakt zu ihnen hatte, habe ich gesehen, wie sie von Vlhani überfallen wurden.«
»Dann sind sie tot.«
»Ich mag seine Erlebnisse nicht empfangen, trotzdem würde ich es wissen, wenn Oscin tot wäre. Ich würde sogar wissen, wenn er die Hoffnung verloren hätte. Und solange er am Leben und kampfbereit ist, wird er tun, was immer er kann, um auch den Counselor am Leben zu halten.«
Hurrr'poth zitterte - ein Zeichen für einen letzten verzweifelten Augenblick der Verweigerung. »Aber ich sagte Ihnen bereits, wir wissen nicht einmal, wo wir sie suchen ...«
»Botschafter, wenn Sie wollen, dass Ihr eigenes Leben wieder etwas wert ist, dann, bei Juje, lassen Sie uns losziehen und ihm einen Wert verleihen.«
Hurrr'poth starrte sie wie paralysiert an, und die Ausdruckslosigkeit seines Riirgaaner-Gesichts verbarg jegliche Reaktion, die ihre Worte ausgelöst haben mochten. Einige Herzschläge lang wusste Skye nicht, ob sie zu ihm durchgedrungen war. Und dann trat er zurück, verbeugte sich auf die sonderbare Art der Riirgaaner und hastete von dannen. Sie folgte ihm,
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