Sturz der Marionetten: SF-Thriller
Kehlen verstopfte.
Aber es wäre viel schlimmer gewesen, wäre die bordeigene Gravitation der von Vlhan angepasst gewesen, denn dann hätten sie den Boden mit dem flachen Rumpf des Vehikels erwischt. Ein so stumpfer Aufprall hätte den Gleiter in Einzelteile zerlegt. Stattdessen waren sie mit der Steuerbordseite über den Boden gefegt, und in diesem Winkel hatte sich das Vehikel verhalten wie das aerodynamische Äquivalent eines Skalpells beim Einschnitt.
Sie krachten weniger auf den Boden, als dass sie den Gleiter dazu benutzten, ihn aufzuschlitzen. Nachdem sie eine flache Furche von etwa sechshundert Metern Länge gezogen hatten, schossen sie wieder empor und schabten während der nächsten zweihundert Meter noch zweimal über den Boden, ehe sie herabsackten und den Rest ihres Vortriebs in einer letzten, vierhundert Meter langen Rille begruben.
Am Ende lag der Gleiter auf der Seite, die Nase tief in einem Haufen aufgewühlter Erde vergraben.
Die Porrinyards brauchten ein paar Sekunden, um Skyes verwirrte Sinne weit genug zu sortieren, dass sie erkannte, dass der Gleiter angehalten hatte und der Trommelschlag, den sie immer noch in ihren Knochen spürte, von einer neuen Explosionsserie stammte, die eine weitere Linie in den Wüstenboden pickte.
Sie wirbelte zu den beiden Riirgaanern herum und sah, dass Hurrr'poth auf einem der Sitze hing, alle viere von sich gestreckt, während ein benommener, blutender Pill'ghath hinter ihm versuchte, auf die Beine zu kommen.
Die Porrinyards hatten gerade genug Zeit, um Skyes Erleichterung zu verarbeiten, ehe ein nahes Fwumpp sie veranlasste, aufzublicken, gerade als der Staub sich wieder weit genug gelegt hatte, um den Blick auf das halbe Dutzend Vlhani freizugeben, die über ihnen aufragten.
Wenn diese Vlhani ihren Tod wollten, dann war sie tot. Sie hatte ihnen nichts mehr entgegenzusetzen. Und Oscin, der sich eine halbe Welt entfernt mit Fox an eine eingestürzte Mauer drängte, auch nicht. Beide Porrinyards waren auf der Oberfläche, benebelt und desorientiert nach einer Tortur, die Tage gedauert hatte; jeder von ihnen war mit Kreaturen konfrontiert, die viel, viel größer waren als sie selbst; beide wussten, dass der andere und folglich auch ihre Einheit in Gefahr war. Beide wussten, dass es keinen Ausweg mehr gab.
Und vereint schlossen sie die Augen.
(Inzwischen.)
Der Versuch, an irgendeinen sicheren Ort zu kriechen, war nutzlos, denn es gab keinen sicheren Ort, keine Zuflucht, zu der unsere unbeholfenen, trampeligen Menschenbeine uns tragen konnten. Also drückte ich Pakh Valinia in den Schmutz und drapierte mich selbst über ihr, ein instinktiver und total lächerlicher Versuch, sie zu schützen, während ich die Augen vor der Todesparade um uns herum verschloss. Einige der Schläge waren so nah, dass die Erde, die sie aufwirbelten, auf mein Gesicht niederprasselte wie Hagel. Ich gab jeden Versuch, Mut zu demonstrieren, auf und schrie, lang und laut und, so schien es mir, ohne Luft zu holen - nicht nur, weil ich glaubte, Oscin oder sonstwer könnte uns helfen, sondern auch, weil das Gebrüll eine Möglichkeit war, mich von einem albtraumhaften Moment zum nächsten zu schleppen. Unter mir tat Pakh Valinia das Gleiche. Ich hatte keine Ahnung, was sie brüllte, da sie sich irgendeiner riirgaanischen Sprache bediente, aber ich verfluchte die KIquellen dafür, dass sie mich hierhergeführt hatten, und die Unsichtbaren Dämonen dafür, dass sie das alles herbeigeführt hatten, und meine Eltern dafür, dass sie tot waren, und das Universum dafür, dass es zuließ, dass solch ein purer Schrecken irgendwo innerhalb seiner Grenzen existieren konnte.
Und dann - ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen war - hörte ich auf zu schreien, weil sich irgendetwas verändert hatte. Etwas war nicht mehr da.
Es war nicht still. Da waren noch unzählige Geräusche: Oscin, der meinen Namen rief, das Knacken und Krachen neuer Trümmerstücke, die noch nicht zur Ruhe gekommen waren, ja, sogar der donnernde Rhythmus von Pakh Valinias rasendem Herzen und mein eigener, keuchender Atem. Aber der Radau der Vlhani-Peitschen, die das Chitin anderer Vlhani zertrümmerten, war einfach weg, von einer Sekunde zur anderen verschwunden.
Ich mochte mich nicht umsehen. Ich war zu traumatisiert, zu überzeugt, dass ich in der Sekunde, in der ich die fleischliche Sünde beging zu gucken, meines Fehlers in Form eines mörderischen Schlages belehrt werden würde, der meine Augen von oben durchbohren
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