Sturz der Marionetten: SF-Thriller
Lange gab es für mich nichts als Oscin und durch ihn auch die abwesende Skye und durch beide einen Grund für mich, weiterzuatmen.
Und dann kehrte meine Fähigkeit, die Welt zu erfassen, langsam zurück. Ich erkannte eine schmutzige, zerlumpte Pakh Valinia, die mich mit den geweiteten Augen einer Kriegswaise musterte; eine nicht minder zerschlagene Fox, die meinen Zusammenbruch mit der Sachlichkeit einer Anthropologin studierte, welche ein Ritual einer bis dahin unbekannten Kultur analysiert; die gliederlose Ch'tpok mit ihrem perspektivisch verzerrten Körper, die auf dem Rücken lag und krampfhaft schluckte, während sie zu einem Himmel hinaufstarrte, den wiederzusehen sie nicht mehr erwartet haben konnte.
Wir alle waren schwarz vor Schlamm, Schmutz und Blut.
Pakh Valinia wusste offenbar, dass ihr etwas entgangen war. Ihr erster Satz, die gleichen Worte, die auch Oscin ausgesprochen hatte, wurde nicht gelindert durch die Liebe und den Respekt, den die Porrinyards mir entgegenbrachten. Er war erfüllt von Vorwürfen und Grauen. »Was haben Sie getan?«
Es sollte auch einige Zeit dauern, ehe die diplomatische Gemeinde darüber befinden würde, was mit Botschafter Croyd zu geschehen hatte. Er hatte ungefähr eine Million der speziesübergreifenden Gesetze gebrochen, indem er eine geheime Flotte für einen Angriff auf eine einheimische Spezies einer unabhängigen Welt aufgestellt hatte, aber sogar die Tchi mussten zugeben, dass er ihre potenziell vernichtende Feuerkraft ausschließlich zu Verteidigungszwecken genutzt hatte. Soweit es sich anhand der stundenlangen Holo- und Neurecaufzeichnungen des Kampfgeschehens beurteilen ließ, waren all die vielen, vielen Vlhani, die an jenem Tage zu Tode gekommen waren, von anderen Vlhani getötet worden; Croyd war lediglich schuldig, zu unkonventionelle Methoden gegriffen zu haben, um zu verhindern, dass noch mehr Menschen dem Wahn der Vlhani zum Opfer fielen.
Am Ende sah es so aus, als würde sich die speziesübergreifende Gemeinde damit begnügen, ihm für die Aufstellung der Flotte einen milden Tadel zu erteilen und jegliche politischen Konsequenzen, die seine Handlungsweise hervorbringen konnte, mit nachfolgenden Lobeshymnen über die beinahe heilige Zurückhaltung zu ersticken, die er beim Einsatz der Flotte bewiesen hatte. Das Dip Corps - jedenfalls die Faktionen innerhalb der Organisation, die von jeher ein hartes Vorgehen gegen die Vlhani gefordert hatten - würde natürlich ein strengeres Urteil fällen.
Ich sollte nie herausfinden, was es mit Croyd auf sich hatte - weder etwas über die Art des Traumas, das ihn zu dieser verbitterten, nackten Absonderlichkeit gemacht hatte, noch etwas über den Ursprung jenes Impulses, der ihn veranlasst hatte, Skyes Rat anzunehmen, obwohl all seine vorhergegangenen Äußerungen klar verdeutlicht hatten, wie gern er anders gehandelt hätte.
Seine weitere Befragung erwies sich als unmöglich, denn als er die Anweisung erhielt, zur Nachbesprechung nach New London zu kommen, schloss er einfach die Tür zu seinem vorläufigen Quartier in der Botschaft der K'cenhowten und beging Selbstmord.
Die Porrinyards würden sagen: »Er hat sich geschämt, weil er das Richtige getan hat.« Ich hatte keine Ahnung, ob sie damit richtig lägen. Aber ich glaubte es schon, denn ich hatte das Einzige getan, was ich hatte tun können, um das Morden zu beenden, und mich so dazu verurteilt, eine ganz ähnliche Hölle durchzumachen.
Der Flug zurück zu den Menschenzähnen war bitter. Die Porrinyards waren es gewohnt, bei den vielen Gelegenheiten, zu denen ich nicht in Stimmung war zu reden, Nachsicht mit mir zu üben, aber Pakh Valinia unterlag dieser Beschränkung nicht, und sie bestürmte mich mit Fragen, die ich entweder einsilbig beantwortete oder mit eisernem Schweigen quittierte. Sie hörte nicht auf, ehe Oscin sie darüber in Kenntnis setzte, dass sie ihre Fähigkeiten als medizinische Fachkraft besser einsetzen könnte, indem sie sich um unsere invalide Ch'tpok kümmerte, und sogar dann gab sie nur widerwillig nach und erklärte mir: »Sie können nicht einfach davonspazieren, ohne Fragen zu beantworten.«
Ich dachte: Wem sagst du das.
Was Fox betraf, so hatte ihr finsterer Blick mehr mit meinem Versprechen zu tun, ihr bei der Suche nach ihrer Tochter zu helfen, als mit irgendwelchen Zweifeln an den moralischen Grundlagen meiner Handlungsweise, andererseits war es leicht, beliebig viele andere Beschuldigungen aus diesen kalt glühenden
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