Sturz der Marionetten: SF-Thriller
dem alle Menschen und ehemaligen Menschen Kontakt zu ihrer Heimat aufnehmen konnten.
Ein Riirgaaner sollte am Ende ebenfalls bleiben: Hurrr'poth, der sowohl sein Amt als auch seinen Status als Bürger seiner Republik aufgegeben und erklärt hatte, er sei zufrieden damit, den Rest seines Lebens auf Vlhan zu verbringen. Bei unserem letzten Gespräch vor unserer Abreise sagte er, er hoffe, er könne sich mit seiner versehrten menschlichen Tochter aussöhnen.
Ich hatte keinen Ton gesagt, aber er legte Wert darauf, mit mir zu sprechen, ehe wir uns verabschiedeten. Er sprach mit einer Stimme, geprägt von Schmerz und mehr Geheimnissen, als ich auch nur ahnen konnte. »Vertrauen Sie mir«, sagte er zu mir. »Sie sind nicht das einzig intelligente Wesen, das schwer an der Last eines schlimmen Verrats trägt. Die einzige Heilung dafür ist, Ihr Leben zu leben.«
Ich war zu ausgezehrt, um etwas zu sagen, also nickte ich nur, eine stumme Gefangene in dem Käfig, den ich mir selbst erbaut hatte.
Die eine Person, die mich nicht fragen wollte, was zum Teufel ich getan hatte, war Paul Royko. Für ihn gab es schmerzlichere Dinge, um die er sich Sorgen machen musste, als wir uns ein einziges Mal wieder begegneten: drei Stunden, nachdem wir Ch'tpok in ihr Heim in den Menschenzähnen zurückgebracht hatten.
Der Gleiter, den er flog, als er zurückkehrte, war ein anderer, ein Tchi-Modell, wenn ich nicht irre, und fragen Sie mich nicht, wie er an das Ding gekommen ist. Er wahrte Haltung, als er sich neben seine zerstörte Frau kniete, und auch noch, als er ihr flüsternd versicherte, alles käme wieder in Ordnung, wie nutzlos seine Worte auch sein mochten. Der Austausch zwischen ihnen war eine Fallstudie des geringen Nutzens jeder Konversation zwischen denen, die allen Grund hatten, sich der Verzweiflung hinzugeben, und den Angehörigen, die lügen mussten, obgleich sie doch ganz ähnlich empfanden. Seine tapfere Fassade zeigte während ihrer ganzen Unterhaltung keine Risse. Aber nachdem er ihr zugeflüstert hatte, es sei an der Zeit, die Gäste hinauszubegleiten, und sie mit dem Versprechen zurückgelassen hatte, so schnell wie möglich zu ihr zurückzukommen, war er im Gesicht um Jahrzehnte gealtert. Außerhalb des Raums, in dem wir sie verlassen hatten, sackte er an der Wand zusammen, als könne er sich ohne sie nicht auf den Beinen halten.
»Sie können nichts dafür«, sagte Pakh Valinia sinnloserweise.
»Oh«, machte er tonlos. Er war nicht mehr fähig, noch irgendwelche weiteren Gefühle zu verarbeiten, und hörte sich so sehr an wie Fox, dass ich wohl in jedem anderen Kontext angenommen hätte, er wollte sie verhöhnen.
Während der nächsten halben Stunde, angespornt durch die eine oder andere Frage von Oscin und nicht einer von mir, erzählte er uns, wie viel oder wenig er über die Beziehung seiner Frau zu den Thanes gewusst hatte. Zwar war er Ch'tpok bereits während eines früheren Besuchs auf Vlhan kurz begegnet, doch hatte er sich erst in sie verliebt, als sie ihrem Volk bereits entfremdet gewesen war, und als er sie geheiratet hatte, hatte er von der Art ihres Verbrechens gewusst. Ihre Vergangenheit war ihm bekannt, und er hatte sogar gewusst, dass sie immer noch sporadisch Kontakt zu den vermeintlich vermissten Forschern hatte und dass die Arbeit an dem Ei noch immer fortgesetzt wurde.
Aber er behauptete, bei keinem ihrer Besuche dabei gewesen zu sein, nie erfahren zu haben, was in Thanes unterirdischer Produktionsstätte vor sich ging. »All diese Jahre«, sagte er und konzentrierte sich auf einen fernen Punkt irgendwo hinter uns, »hat sie mich nicht einmal in die Nähe gelassen. Sie hat gesagt, all das hätte mit ihrer Sünde begonnen, und wenn die Zeit der Wiedergutmachung käme, so wollte sie diejenige sein, die sie geltend macht.«
»Aber als das Morden begann ...«, sagte Oscin.
»Sie erwarten, dass ich Ihnen sage, ich hätte gewusst, dass das alles etwas mit dem zu tun hat, was sie getan hat. Aber so einfach ist das nicht. Mit den Vlhani und den Tanzpilgern und dem üblichen Schwachsinn bezüglich des Umgangs der Botschaften untereinander war auf diesem Planeten ständig so viel im Gang, dass schon die Vorstellung abwegig ist, man könnte einfach auf eine Sache zeigen und sagen: Da, das da, das ist der Grund, warum hier alles schiefläuft. Sicher, sie hat mir ein paar Dinge erzählt, beispielsweise über die KIquellen-Beteiligung und darüber, dass sie glaube, Sie würden sich als extrem wichtig
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