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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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teilt und erst lange, nachdem sie fort ist, auf ihr Verschwinden aufmerksam wird. Wenn sie nicht erwischt werden wollte, brauchte sie einen Vorsprung. Das wiederum deutet entweder auf eine gewöhnliche Geschäftsreise Ihrerseits hin oder auf eine ebenso gewöhnliche auswärtige Übernachtung ihrer Tochter - irgendwelche unverdächtigen Umstände, die dazu geführt haben, dass Sie beide getrennt waren und keinen Kontakt hatten. Nachdem sie davongelaufen ist, brauchte sie immer noch Zeit, um Kontakt zu den unbekannten Parteien aufzunehmen, die für die chirurgischen Veränderungen der Pilger verantwortlich sind - oder, genauer, da sie vermutlich keine Ahnung hatte, wie sie diese Leute finden kann, ihnen Gelegenheit zu geben, sie zu finden und zu rekrutieren. Rechnen Sie dann noch die Zeit für die Operationen und den Genesungsprozess dazu, dann scheint ein Zeitrahmen von mehreren Monaten oder mehr nur vernünftig.«
    »Es sind mehr als drei Jahre«, sagte Schiff. »Beinahe vier.«
    »Das muss eine schwere Reise gewesen sein. Jedenfalls liefert die Tatsache, dass sie sich die Mühe gemacht und eine Möglichkeit gesucht hat, Sie wissen zu lassen, dass sie noch am Leben und auf dem Weg nach Vlhan ist, einen weiteren Hinweis darauf, dass Sie einander nahegestanden haben. Ich denke, das war alles, Sir.«
    Schiff rieb sich die Schläfen mit Daumen und Zeigefinger einer Hand, eine Geste, die weniger mit Müdigkeit zu tun hatte als damit, dass er seine Augen bedecken wollte. »Nicht ganz. Sie haben gesagt, Sie wüssten, dass sie schön ist.«
    »Ach das. Offen gestanden, Sir, das tue ich nicht.«
    »Aber Sie haben gesagt ...«
    »Schönheit ist subjektiv, Sir, und verzeihen Sie, wenn ich das sage, die Chance, dass Ihre Tochter etwas in der Art geerbt hat, ist recht gering angesichts der genetischen Anlagen des Gesichts, das ich gerade ansehe. Die Wahrheit ist: Ich habe nicht die kleinste Spur einer Ahnung, wie sie aussieht. Sie könnte auch ein hässliches Weib sein, soweit ich es beurteilen kann.«
    »Warum haben Sie dann gesagt, sie sei schön?«
    »Ich habe mit Ihrem Vater gesprochen. Und es ist eine logische Deduktion, dass der Vater dieser Behauptung zustimmen würde, gleich wie die objektive Wahrheit auch lauten mag.«
    Schiff sah sich zu seiner »rechten Hand« Tara Fox um. Sie war nach wie vor teilnahmslos, und ihr Gesicht verriet nichts über ihre Gedanken, ihre Gefühle oder ihr Seelenleben. Sie gab nicht das geringste Signal von sich, nicht einmal eine Augenbewegung oder ein Nicken. Aber Schiff schien zu erfahren, was er wissen musste, denn die Härte, die seine Haltung bis zu diesem Moment geprägt hatte, schmolz plötzlich dahin, und er murmelte: »Ich ... ich hätte Ihnen wahrscheinlich sagen sollen ...«
    Ich hob die Hand, die Handfläche nach vorn. »Bemühen Sie sich nicht.«
    »Was?«
    Skyes Hand an meiner Schulter mochte eine Warnung gewesen sein, eine Bitte, ich möge mich beruhigen, ein Tadel oder sogar ein Flehen um einen etwas menschlicheren Umgang mit einem verzweifelten Elternteil: eine dieser Möglichkeiten oder alle auf einmal. In diesem Punkt sind die Porrinyards wie die meisten Leute, deren geliebter Partner eine reizbare Person ist: Sie glauben, die Reizbarkeit wäre reparierbar.
    Aber ich wählte einen eisigen Tonfall und bedachte Schiff mit der ärgsten Verachtung, die ich zustandebrachte. »Ich habe mich Ihnen trotz meiner eigenen drängenden Angelegenheiten zur Verfügung gestellt, und trotzdem haben Sie dieses Gespräch damit begonnen, von mir zu verlangen, dass ich mich aufführe wie ein dressierter Affe. Dergleichen habe ich in meinem Leben oft genug erlebt, und ich verübele es Ihnen ausreichend, um Ihnen die schlichte Wahrheit zu sagen: Ich bin nicht daran interessiert, Ihre Tochter zu finden ...«

KAPITEL DREI
VOR DEM GEMETZEL
 
    Halb erwartete ich, dass Schiff sich auf mich stürzen oder zu fluchen anfangen oder sich auf die bei Wichtigtuern beliebte Krücke stützen würde, die grantige Frage Wissen Sie eigentlich, wer ich bin?
    Aber er sagte nur: »Darf ich fragen, warum nicht?«
    »Gewiss. Ich habe Wichtigeres zu tun.«
    Nun wurde er wütend. »Ich schätze es nicht, wenn Sie meine Tochter als unwichtig bezeichnen.«
    »Ich bin überzeugt, für Sie ist sie sehr wichtig, Sir. Sie sind ihr Vater. Aber für mich ist sie lediglich ein Störfaktor, eine Unterbrechung meiner Arbeit. Ich sehe keinen Grund, alles stehen und liegen zu lassen, um Ihnen zu helfen.«
    Er klappte den Mund auf

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