Sturz der Marionetten: SF-Thriller
das nicht, Counselor. Ich würde es vorziehen, wenn Sie mir erst einmal beweisen, dass Sie so gut sind wie Ihr Ruf und nicht nur eine weitere nutzlose Amtsträgerin, die mir die Zeit stiehlt. Was können Sie mir über sie erzählen?«
»Oje, jetzt geht's los«, murmelte Skye hinter mir.
Ich dachte einen Moment über die Frage nach und wickelte mir die einzige Locke meines Haars, der ich gestattet hatte, lang zu werden, um den Zeigefinger. »Ich wurde erst vor einer Stunde über ihr Problem in Kenntnis gesetzt und habe bisher kein Dossier, kein Holo, nicht einmal eine formlose Zusammenfassung der Informationen, die Sie vielleicht schon sammeln konnten, erhalten, daher habe ich Ihnen im Moment nicht mehr zu bieten als Vermutungen, basierend auf der vorhandenen Sachkenntnis.«
»Ich werde Sie nicht darauf festnageln.«
»Also gut.« Wenn er so erpicht auf Hinterzimmergespräche war, dann sollte er sie haben. »Ich nehme an, sie ist zwischen zwölf und zwanzig Jahre alt, Merkantilzählung. Sie wuchs als privilegiertes Kind in einer Umgebung der Macht auf, in einer Familie mit einem beträchtlichen, wenn auch nicht unbegrenzten politischen Einfluss. Ihr Bekanntheitsgrad ist allerdings auf Ihre Heimat begrenzt. Sie ist schön, klug, gut ausgebildet, zumindest aber besitzt sie eine beachtliche intellektuelle Neugier. Sollte sie eine politische Meinung haben, so ist diese progressiver als Ihre. Sie ist nicht selbstzerstörerisch oder emotionell gestört. Im Gegenteil. Sie halten sie für irregeleitet, idealistisch und naiv, eine Einstellung, die im Lauf der Jahre zu gewissen Spannungen geführt, ihre Beziehung aber nicht endgültig zerstört hat. Sie beide stehen einander sogar besonders nahe, weil ihre Mutter entweder tot ist oder aus anderen Gründen abwesend. Dass sie zu einem Zeitpunkt, zu dem Sie sich aus ganz alltäglichen Gründen an weit voneinander entfernten Orten aufhalten, verschwindet, ist etwas, womit Sie nie gerechnet hätten. Sie haben Monate, vielleicht Jahre, keine Spur von ihr gefunden, bis Sie eine Nachricht erhielten, in der Sie darüber informiert wurden, wohin sie wollte und warum. Soweit richtig?«
Schiff nickte ergrimmt. »Das ist bemerkenswert.«
»Es ist das Wesentliche. Ich kann ihr Alter auf Basis des Durchschnittsalters der Tanzpilger schätzen, die sich nach Vlhan einschleusen lassen. Ich kann den ökonomischen und politischen Status Ihrer Familie einschätzen, weil Sie die Reise hierher unternehmen konnten, was zumindest einen Chartervertrag erforderlich gemacht hat. Dass Sie einen gewissen politischen Einfluss haben, ergibt sich aus der Tatsache, dass Botschafter Croyd Ihnen Unterstützung zukommen lassen wollte, wogegen ich aus seinem mangelnden Interesse an den Ergebnissen dieser Unterstützung schließe, dass Ihr Einfluss nicht allzu groß sein kann. Ich kann mutmaßen, dass Ihre Tochter intelligent und intellektuell neugierig, nicht selbstzerstörerisch oder emotionell gestört ist, weil das dem typischen psychologischen Profil der Tanzpilger entspricht. Ich kann annehmen, dass sie im Vergleich zu ihnen politisch progressiv eingestellt ist, weil sie davongelaufen ist, was zumindest teilweise einem Aufbegehren gegen einen Vater gleichkommt, der es versteht, sich in den Häusern der Mächtigen Gehör zu verschaffen. Dass Sie sie in dieser Hinsicht für irregeleitet und naiv halten, habe ich aus der Tatsache abgeleitet, dass das genau das ist, was ein Mann in Ihrer Position denken würde. Und ich habe mir überlegt, dass Ihre Beziehung dadurch nicht kaputtgegangen sein kann, weil Sie hier sind, um sie zu suchen.«
Er nickte. »Wie konnten Sie sicher sein, dass ihre Mutter nicht ins Bild passt?«
»Wenn ihr Vater sich genug Sorgen um sie macht, um so weit zu reisen, in der Hoffnung sie zu finden, dann würde ihre Mutter das wahrscheinlich auch tun. Es sei denn, sie ist aus irgendeinem Grund abwesend. Natürlich ist es möglich, dass sie zu Hause geblieben ist, um sich anderen wichtigen Dingen zu widmen, beispielsweise anderen Kindern, aber ich habe meine Schlussfolgerungen auf Basis der verfügbaren Informationen gezogen und angenommen, dass sie keine Rolle spielt.«
»Sie haben recht genau getroffen«, sagte Schiff, ohne irgendwelche Gefühle zu zeigen. »Und die Umstände des Verschwindens meiner Tochter?«
»Wenn ich bedenke, wie viel Sie auf sich nehmen, um sie zu finden, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie die Art Mann sind, der sich dasselbe Haus mit seiner Tochter
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