Sturz der Marionetten: SF-Thriller
erledigten, welche eine Rückkehr zu ihren Fluggeräten erforderlich machten. Ein großer, schlanker Riirgaaner, in dessen unbewegliche Züge etwas gemeißelt war, das entfernt einem menschlichen Grinsen ähnelte, hastete auf seinen dreiteiligen Beinen vorüber und hielt kurz inne, um eine Verbeugung anzudeuten, als er Hammersmith erkannte. Ein langsamerer Bursteeni, der mir gerade bis zur Schulter reichte, watschelte hinter uns her, ohne uns die geringste Beachtung zu schenken - ein Verhalten, das bei seiner Spezies, die sonst durch exzessive Freundlichkeit glänzte, von großer Eile kündete. An einem ausgemergelten Tchi mit den üblichen weißen Locken, der ein durchscheinendes Gewand trug, kamen wir nicht vorbei. Er wurde auf uns aufmerksam und trat vor, um mir den Weg abzuschneiden. »Entschuldigen Sie, es fällt mir schwer, die beschränkte Auswahl menschlicher Gesichtszüge korrekt zuzuordnen. Sind Sie Counselor Andrea Cort, die Kriegsverbrecherin?«
Das entsprach dem Nennwert an Höflichkeit bei einer Spezies, die über etwa so viel Charme gebot wie eine Hand voll Reißnägel. »Ja. Und Sie sind?«
»Ich bin Cre Rhaig, Erster Referent meiner Delegation, und ich muss gestehen, ich bin nicht erfreut, Sie unter den Zuschauern zu finden.«
Ich bedachte ihn mit einem falschen Lächeln. »Warum nicht?«
»Es ist nur vernünftig, wenn ein Repräsentant einer zivilisierteren Spezies ungute Vorahnungen in Anbetracht des unangekündigten Eintreffens eines der berüchtigsten stumpfen Instrumente Ihrer Art zum Ausdruck bringt.«
»Und es ist nur vernünftig, wenn ich darauf einen Dreck gebe.«
»Ich fürchte, ich muss Sie nach Ihren Plänen an diesem Ort fragen.«
»Reichen Sie Ihr Anliegen bei der Hom.Sap-Botschaft ein, und ich werde dafür sorgen, dass Sie eine umfangreiche Erklärung erhalten, sobald die Information freigegeben ist.«
Rhaig wurde lauter. »Das ist nicht zufrieden stellend ...«
»Das Gleiche könnten Sie sagen, wenn ich Sie auffordere, mich am Arsch zu lecken.«
Ich fühlte überall an meiner Schulter die Spitzen unsichtbarer Dolche, die sich in meine Haut bohrten, als wir weitergingen, und es kümmerte mich wenig. Sie kennen doch bestimmt die Geschichten, die man manchmal über sympathische Tchi hört? Ich auch nicht.
Als wir um die Tribüne herumgingen, kamen wir in der Menge nur noch langsam voran. Wir passierten ein plauderndes Bursteeni-Paar und einige drahtige Menschen, deren schlangenartige Bewegungsabläufe darauf hindeuteten, dass es sich um Tanzpilger handeln mochte, die sich die Aufführung zusammen mit Freunden innerhalb der diplomatischen Gemeinde ansehen wollten. Zwei von Croyds Leuten, Frauen mit rasierten Köpfen, nickten Hammersmith zu. »Meine Damen«, sagte er. Einige Hundert Angehörige diverser intelligenter Spezies standen in kleinen Gruppen um die Aufzeichnungsgeräte herum oder gesellten sich rund um die Tribüne zu ihresgleichen.
Ich fing gerade an mich zu fragen, wie wir Derek Schiff in diesem Wahnsinn finden sollten, als einer der örtlichen KIquellen-Avatare, ein schwarzes Viereck von einem Meter Kantenlänge, das einer hitzigen Diskussion zwischen einem Riirgaaner und einem Tchi beigewohnt hatte, das Problem löste, indem es herbeisauste, um mir von Angesicht zu Angesicht zu begegnen - oder wie immer man das Ding nennen mochte, das nun gerade kein Gesicht war. Seien Sie gegrüßt, Andrea Cort. Ich bin die KIquellen-Botschaft auf Vlhan. Man hat mich natürlich über Ihre Ankunft unterrichtet.
Dass der Avatar sich als Botschaft vorstellte, nicht als Botschafter, überraschte mich nicht. Die KIquellen brauchten keine Häuser. Sie brauchten nicht einmal Avatare, es sei denn aus Gründen der Bequemlichkeit bei der Kommunikation mit uns organischen Typen. Der Umstand, dass dieser tat, als müsste er sich mir nähern, um mit mir zu sprechen, war lediglich ein Theater zur Wahrung von Hammersmiths Wohlbehagen, denn die KIquellen-Vertreter konnten jederzeit Verbindung zu mir aufnehmen. »Ich nehme an, Sie sind ganz begierig darauf, mir jede Unterstützung zuzusichern, die ich im Zuge meiner Mission auf dieser Welt benötigen könnte.«
Das war in der Tat meine Absicht.
»Dann hören Sie doch bitte auf, meine Zeit zu vergeuden, und helfen Sie mir. Sie wissen bereits, warum ich hier bin. Zeigen Sie mir diesen Derek Schiff.«
Einer der Vorteile im Umgang mit einem gesichtslosen Avatar ist, dass man, wenn man sich danebenbenommen hat, im Nachhinein nicht fürchten muss,
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