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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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einen Aufschlag auf dem Boden, der mich zu einem Krüppel der gleichen Kategorie hätte machen können. Aber ich landete auf den Fußsohlen und eine Sekunde später, als meine Beine unter der Wirkung des Aufpralls nachgaben, auf den Knien. Die Porrinyards kamen zu meinen beiden Seiten mit einer geradezu beschämenden Anmut auf und schleiften mich durch das panische Gedränge, fädelten sich mit mir durch die einzige schmale Lücke zwischen den Kollisionen organischer Kreaturen.
    Ehe wir den dichtesten Verkehrsstrom hinter uns hatten, standen wir plötzlich von Angesicht zu Angesicht Virond Hammersmith gegenüber, welcher erleichtert war, seine Schützlinge lebendig vorzufinden, auch wenn deren Lebenserwartung auf Sekunden geschrumpft sein mochte. »Counselor! Sie müssen mir folgen!«
    »Warum? Kennen Sie einen Ausweg?«
    »Nein, aber ich bin für Ihre Sicherheit verantwortlich! Ich muss ...«
    Jemand prallte in seinen Rücken und hätte ihn beinahe umgeworfen.
    Die Porrinyards teilten sich ohne weitere Verhandlungen. Oscin zog mich weiter durch die Menge, und Skye erwies Hammersmith den gleichen Gefallen.
    Als wir die Klippe erreicht hatten und die Porrinyards über den nächsten Schritt nachdachten, fiel mir auf, dass auf der anderen Seite des Amphitheaters etwas nicht stimmte. Eine schwarze Flut von Vlhani strömte über den gegenüberliegenden Rand, überschwemmte den Innenraum in einer neuerlichen Woge. Die beiden Gruppen mussten wie zwei angreifende Armeen aufeinandergeprallt sein, aber aus dieser Perspektive wirkte der Augenblick fließend, als wäre ein gewaltiges, verborgenes Reservoir geborsten und hätte seinen tintigen Inhalt über die Welt ergossen.
    Das Geschehen zu deuten wäre schon bei Tageslicht weitgehend unmöglich gewesen. Die Dunkelheit verschleierte es noch weiter, bis es der vagen Erinnerung an einen Albtraum glich.
    Hammersmith schwankte, von dem Wahnsinn um ihn herum so erschüttert, dass er zu nichts mehr zu gebrauchen war. »Das passiert nicht! Die Vlhani stören nicht ihr eigenes Ballett. Das tun sie einfach nicht!«
    Ich hatte nichts hinzuzufügen, nicht, solange ich meinen ganzen Mut dazu brauchte, mich auf etwas vorzubereiten, das nicht zu tun ich mein Leben gegeben hätte. Ich weiß nicht, wie viel Zeit ich in einer perfekten Welt gebraucht hätte, um genug Mut aufzubringen, doch hier und jetzt würde ich es nicht schaffen. Das Splittern, das davon kündete, dass die herannahenden Vlhani die Tribüne angriffen, hatte angefangen. Ein Schrei, näher, als er hätte sein dürfen, veranlasste mich, mich zusammenzukauern, was mich davor bewahrte, von einer fliegenden Gestalt getroffen zu werden - vermutlich ein Bursteeni, vielleicht auch nur ein winziger Mensch -, verdreht und unmöglich mit irgendetwas Lebendigem in Einklang zu bringen, wie sie da vorübersauste und schließlich in die Dunkelheit unter uns stürzte.
    Ein anderer Instinkt, ein übler Instinkt, brachte mich dazu, mich umzuschauen. Das war ein Impuls, dem nachgegeben zu haben ich mein Leben lang bedauern würde, das wusste ich. Dickichte langer, schlangenartiger Peitschen wirbelten mit so hoher Geschwindigkeit umher, dass ein Surren erklang, während sie die Luft zerteilten, prügelten herab auf die brüchige Tribüne und ließen nur Scherben von den Sitzreihen und jeglichen dort befindlichen Lebewesen zurück. Ich sah, wie ein langer Abschnitt, vielleicht zehn Meter lang, an den Seiten hochzuckte, als eine Vlhani-Peitsche ihn in der Mitte traf. Drei Menschen und zwei Tchi segelten durch die Luft. Eine junge Frau, deren schreiendes Gesicht durch die Schatten im Cartoonstil auf seine wesentlichen Elemente reduziert worden war - zwei schwarze Löcher als Augen, ein noch schwärzerer Abgrund als Mund -, schien unterwegs zu einem beinerschütternden Aufprall auf dem Boden zu sein, als sich eine dünne Peitsche um ihre Leibesmitte wickelte und sie in die Nacht hinausschleuderte. Ehe ich den Blick abwandte, kletterten zwei weitere Vlhani über die Trümmer und kamen auf uns zu. Dabei benutzten sie ihre Peitschen wie Speere und pfählten eine fliehende Gestalt nach der anderen.
    Das war hinter uns.
    Vor uns: ein senkrechter Dreihundert-Meter-Sturz.
    Die Porrinyards erkannten, was ich vorhatte. »Du bist nicht geübt im Klettern, Andrea!«
    »Nein!«, brüllte ich. »Aber ihr!«
    »Das wird nichts helfen ... Scheiße!«
    Letzteres galt dem Umstand, dass sie jemand anderen sterben sahen. Zehn Meter von uns entfernt hatte einer von

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