Sturz der Marionetten: SF-Thriller
Croyds Leuten in blinder Flucht die Sicherheit auf dem flachen Plateau verlassen, war auf den staubigen Hang gestürzt und auf dem Bauch über den Rand der Klippe gerutscht. Sein Schrei ging in dem Gebrüll all der anderen um uns herum unter.
Schon jetzt schoben sich Massen intelligenter Wesen, denen es gelungen war, dem Wüten der Vlhani bis jetzt zu entkommen, rückwärts auf uns zu und versuchten dem Unausweichlichen auszuweichen, solange sie noch atmen konnten. Binnen Sekunden würde das bloße Gewicht dieser Menge uns über den Rand stoßen.
Unsere einzige, vage Überlebenschance bestand darin, möglichst weit unten an der Klippe zu sein, ehe die Leute anfingen, in großer Zahl hinunterzufallen.
Ich war nicht die einzige Person, die auf diese verzweifelte Möglichkeit zurückgreifen wollte. Zu allen Seiten suchten die Leute nach einem Weg nach unten. Ich erkannte Fox, die einen halb bewusstlosen Derek Schiff zum Rand schleifte. Das Einzige, was die Porrinyards davon abhalten konnte, das Gleiche mit mir zu tun, war meine Abneigung gegen Höhen - die bei Weitem nicht mehr so hinderlich war wie zu der Zeit, zu der wir einander kennengelernt hatten, aber immer noch stark genug, dass eine steile Felswand nicht gerade der perfekte Ort für mich war, um Schutz zu suchen. Anscheinend brauchten sie noch eine Sekunde, um sich selbst zu überzeugen, dass es keine andere Wahl gab, denn sie blieben, wo sie waren, die Gesichter dem Gemetzel zugewandt, und ihr gemeinsames Bewusstsein sichtete in rasender Geschwindigkeit alle verfügbaren Daten auf der Suche nach einer Alternative, die es mir ersparen würde, das zu tun.
Wenn ich nicht die Initiative ergriff, würden sie um meinetwillen weiter warten, bis es für uns alle zu spät war.
Also ließ ich mich auf Hände und Knie fallen und krabbelte rückwärts auf den Rand der Klippe zu. Zweimal keuchte ich auf, als der Staub unter mir nachgab und ich weiter rutschte, als ich erwartet hatte. Ich war immer noch etwa einen Meter von dem senkrechten Abgrund entfernt, als der Hang steil genug wurde, um den Punkt festzulegen, von dem aus es keine Umkehr mehr gab. Es war dunkel, aber ich konnte einen schmalen Vorsprung ausmachen - eigentlich kaum mehr als eine fingerlange Unebenheit im Antlitz des Felsens, vielleicht zwei Körperlängen unter mir -, der möglicherweise imstande war, mein Gewicht und das der Porrinyards lange genug zu tragen, damit wir uns überlegen konnten, was wir als Nächstes tun sollten.
Das Problem war, das Begreifen etwas anderes war als Wissen. Ich hätte vielleicht in vollendeter Erstarrung an Ort und Stelle verharrt, bis eine Vlhani-Peitsche mein Herz durchbohrte, wäre Skye nicht zu mir geglitten und hätte gebrüllt: »Warte auf mich!«
Schneller, als ich fassen konnte, schob sie sich hinunter zu dieser Unebenheit im Felsgestein und glitt weiter daran entlang zu einer Stelle, von der ich geschworen hätte, dass der halbe Vorsprung dort bereits im Nichts verschwunden war. Aber sie war die Expertin, und sie hing scheinbar ohne jeden Halt an dem Gestein, das meine Augen als glatt deuteten.
»Komm!«, schrie sie. »Ich passe auf dich auf.«
Ich zwang meinen Körper, an dem Felsen herabzugleiten, erlitt einen Augenblick vollendeter Panik, als meine Füße den Punkt hinter sich ließen, von dem aus es vielleicht noch möglich gewesen wäre, wieder hinaufzuklettern. Der Rand der Klippe entfernte sich über mir, und ich schloss in Erwartung des freien Falls die Augen, aber dann berührten meine Zehen etwas, und mein ganzer Körper erbebte, und ich fühlte, dass ich mich an etwas klammerte, das sich anfühlte, als wäre es gar nicht da.
»Hör mir zu, Andrea! Du hast den eigentlichen Rand noch nicht erreicht! Die Oberfläche, an die du dich klammerst, ist bloß diagonal, wenn auch steil! Du wirst zertrampelt, wenn du hier bleibst! Unter dir geht es noch ein Stück abwärts, und das musst du hinter dich bringen, wenn der Felsvorsprung uns irgendeinen Schutz bieten soll!«
»Ich ... kann ... nicht ...«
»Das erwarte ich gar nicht von dir, noch nicht. Ich werde mich hier unten umsehen und nachschauen, ob es eine Stelle gibt, die ein unerfahrener Kletterer mit bloßen Händen erreichen kann! Ich beeile mich! Inzwischen bleibst du hier, schließt die Augen und konzentrierst dich darauf, möglichst weitflächigen Kontakt zum Fels zu haben.«
Warte! Was denkst du, das du da tust? Lass mich nicht allein! Lass mich hier nicht hängen!
Ich kniff die Augen
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