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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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einzelner Nachzügler abgesehen hat sich daran nie etwas geändert. Der Aussichtspunkt, an dem wir stehen, blieb immer unbehelligt.«
    »Und jetzt?«, fragten die Porrinyards.
    »Eine der größeren Gruppen, die sich bereits von Osten dem Amphitheater genähert haben, hat vor fünf Minuten den Kurs geändert. Sie haben einen Bogen gemacht und kommen nun direkt auf uns zu. Noch sind sie nicht in Sicht, aber bei ihrer Geschwindigkeit werden sie binnen Minuten hier sein. Unsere besten Analysten haben sich mit Ihren beraten und sind zu dem Schluss gekommen, dass das wirklich schlimm werden könnte.«
    »Wie schlimm?«
    »Etwas von diesem Ausmaß haben wir das letzte Mal vor zehn Jahren erlebt, vor dem Gemetzel in Dhijus Botschaft. Ich fürchte, ich muss unser Gespräch abbrechen, Counselor, um mich um die Evakuierung meiner Leute zu kümmern. Ich rate Ihnen, gehen Sie zurück zu ihrem Gleiter oder irgendwohin, wo Sie in Sicherheit sind, wenn es Ihnen möglich ist. Es bleibt nicht mehr viel Zeit.«
    Ich rief ihm nach: »Was meinen Sie mit, wenn es mir möglich ist?« Aber er war schon fort, verschwand mit dem anderen Riirgaaner in der Menge.
    Schrille Schreie klangen in dem Amphitheater auf. Auch das war schockierend, denn soweit ich es wusste, hatte niemand je erfahren, dass Vlhani überhaupt Stimmen hatten. Diese waren hochtönend, angstvoll und ausdauernder als alles, was die menschliche Brust hätte hervorbringen können.
    Einmal, als Kind auf Bocai, hatte ich gesehen, wie das Haustier eines Freundes - ein friedfertiges Flugwesen, etwa so groß wie eine Babyfaust, dessen Stimmbänder nie mehr als ein zufriedenes Zwitschern hervorgebracht hatten - auf eine heiße Kochplatte getreten war. Sein plötzliches Jaulen war ähnlich wie das hier, weniger ein Schrei des Schmerzes als ein Laut puren Entsetzens, gespeist von der Erkenntnis, dass die vorhersehbare, gute kleine Welt, die es gekannt hatte, nur eine Lüge war. In all den Jahren, die seither vergangen waren, hatte ich nie diese Art von ungläubigem Entsetzen in Tausenden Stimmen auf einmal gehört. Aber es war das, was ich jetzt hörte. Es war das, was von den Vlhani dort unten heraufklang. Welcher Mechanismus ihnen auch ermöglichte zu wissen, was andere ihrer Art taten - es bereitete ihnen genauso viele Sorgen wie Hurrr'poth.
    Die Porrinyards drängten sich dicht an mich, Oscin links, Skye rechts. Ihre gemeinsame Stimme schien irgendwo in mir aufzuklingen. »Ich weiß nicht, was hier los ist, Andrea, aber ich pflichte Hurrr'poth bei. Wir müssen hier weg.«
    Beinahe hätte ich zugestimmt. Ich wollte nicht in der Nähe dieser Schreie sein ... aber die Nachricht machte bereits die Runde, und um uns herum herrschte schon jetzt ein Tohuwabohu. Schon bald würde eine gefährliche Panik ausbrechen.
    »Hammersmith ...«, sagte ich.
    Aber die Porrinyards gaben mir keine Gelegenheit zum Widerspruch. Sie hörten nie zu, wenn ihre offizielle Rolle als meine Personenschützer in den Vordergrund rückte. Sie hoben mich einfach von den Füßen und stürmten voran. Halb trugen sie mich, halb schleiften sie mich mit sich. Meine Füße schabten über den staubigen Boden und fanden doch keinen Halt, ganz gleich, wie sehr ich trat, ganz gleich, wie weit wir in die Menge vordrangen und ganz gleich, wie vielen explosiven Kollissionen wir aus dem Weg gingen. Die Porrinyards waren geschickt darin, sich auch im größten Gedränge ihren Weg zu bahnen, und mein Kopf ruckte auf einem unsicheren Hals hin und her, wenn die beiden plötzlich und unerwartet die Richtung änderten, um durch eine der flüchtigen Lücken in der Menge zu huschen.
    Ich erhaschte nur kurze Momentaufnahmen des Geschehens: Hier blitzte schulterlanges, grellrotes Haar am Hinterkopf einer jungen Frau auf, deren Arme sich spiralförmig über ihren Kopf wellten; dort drehte sich ein gedrungener Bursteeni mit großen Augen auf der Stelle, offenbar noch ganz damit beschäftigt, die plötzliche Änderung in dieser Nacht zu verarbeiten; und da war ein langsamer K'cenhowten, der von hinten von einer Gestalt gerammt wurde, die sich zu hastig bewegte, um noch auszuweichen, worauf der K'cenhowten Kopf und Beine in seinen Panzer zurückzog.
    Keine Panik. Noch nicht. Aber sie kam näher.
    Und das alles wurde überlagert von einer immer heftigeren Kadenz gleich zehntausend Dolchen, die bis ans Heft in ebenso viele ungeschützte Rippen fuhren: rumms, rumms, rumms, rumms, rumms. Es war das gleiche Geräusch wie das, was ich gehört

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