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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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welcher Kummer sie innerlich auch verzehren mochte - es war so ungreifbar wie Licht in einem schwarzen Loch. Schließlich regte sie sich, versteifte sich, schien eine innere Kraftquelle anzuzapfen und stand ein wenig aufrechter da. »Nein«, sagte sie.
    Wieder sah ich Oscin an. Wenn sich etwas verändert hatte, dann hatte sich seine widerwillige Faszination verstärkt. Ich hatte das Gefühl, er fühlte das Gleiche wie ich, eine weitere Schicht der Wahrheit, die sich hinter der verbarg, zu der Fox mir Zutritt gestattete.
    »Wenn da noch mehr ist, dann ist jetzt die Zeit, es uns zu sagen«, beschied ich ihr.
    »Ich habe Ihre Fragen beantwortet.«
    »Meine Fragen beantwortet - was für ein Schwachsinn! Sie selbst haben mir doch gesagt, dass da noch mehr ist! Wenn Sie wollen, dass ich Ihnen glaube, dann erzählen Sie mir von dem Teil, der das Ganze zu etwas Persönlichem macht! Wenn es nicht das gemeinsam verübte Verbrechen war, dann sagen Sie mir, was Sie sonst noch gegen Derek Schiff haben!«
    Sie schauderte, wurde noch ein bisschen steifer, wandte sich ab und zog sich in das Heck des Gleiters zurück, wo sie sich einen Sitzplatz suchte und sich beruhigte wie ein See, dessen Oberfläche nach einem Sturm wieder still wurde. Es hatte keinen Sinn, weiter in sie zu dringen. Nicht jetzt. Augenblicke wie diesen hatte ich schon zu oft erlebt, bei zu vielen früheren Befragungen: der versteinerte Rückzug eines Zeugen, der sich bereits gezwungen gesehen hatte, zu viel zu verraten, und nun Zeit brauchte, damit die blutenden Wunden verschorfen konnten.
    Einen Teil davon kannte ich. Einen Teil, von dem sie nicht einmal wusste, dass sie ihn offenbart hatte.
    Etwas, das sie noch gefährlicher machte, als ich sie nur Minuten zuvor eingeschätzt hatte. Etwas, das in mir ein wildes Mitleid hervorrief, so heftig, dass es sogar den Widerwillen zu überlagern drohte, den ich angesichts ihrer Taten verspürte. Und das machte mich so krank, dass mir übel wurde.
    Geschützt hinter dem Zischschirm wischte ich mir eine Träne aus dem Augenwinkel und sagte zu Oscin: »Sie ist ich, nicht wahr?«
    Er drückte meine Hand. »Ich sehe die Ähnlichkeit, Andrea, aber die ist nur gering.«
    »Ach, wirklich?«
    »Wirklich. Würdet ihr beide vor demselben dunklen Loch im Boden stehen, würde Fox hineinspringen und sich darin vergraben. Du würdest vielleicht hineinfallen, aber du würdest sofort wieder hinausklettern, wenn du erkennst, dass ein paar von den furchteinflößenden Leuten, die den Rückweg bewachen, Freunde sind, bereit, dir zu helfen. Der Unterschied zwischen dir und ihr, Andrea, ist der Unterschied zwischen zwei Menschen, von denen einer aufgegeben hat und der andere nicht aufgeben kann. Und du solltest meine Liebe zu dir nicht herabwürdigen, indem du mir sagst, das wäre nur ein winziger Unterschied. Du hast meine Geduld bei dieser Reise schon genug auf die Probe gestellt.«
 
    Pakh Valinia, die durch den Zischschirm von unserem Gespräch mit Tara Fox ausgeschlossen war, die emotionalen Turbulenzen aber nicht übersehen haben konnte, unterbrach uns, um uns zu sagen, dass wir kurz vor unserem nächsten Ziel waren.
    Es lag in einem Gebiet, das dem ähnelte, welches die Riirgaaner als Standort für ihre Botschaft auserwählt hatten, ein Gebiet voller sanfter, bewaldeter Hügel. Die Bäume hier waren ebenso groß, im Geäst aber zierlicher als die, die wir dort gesehen hatten. Ihr vergleichsweise ärmlicher Wuchs verhinderte, dass die Kronen ein Blätterdach bildeten, und als wir so dicht über dem Boden, wie wir es wagen konnten, über sie hinwegflogen, erkannte ich einen Boden voller herabgefallener Blätter auf einem bunten Durcheinander kleinerer Pflanzen, die es sich zu Füßen ihrer großen Anverwandten bequem gemacht hatten. Ich sah graue, breite Tiere, etwa so groß wie der einzige Elefant, den ich je eigenständig herumschlendern gesehen hatte, konnte aber trotz verdrießlicher Suche keinen Vlhani ausmachen.
    Wir passierten einen glitzernden See mit einer kleinen Insel, flogen tief über einen weiteren Bergkamm hinweg und kamen schließlich zu dem Ort, den zu sehen wir so eine weite Reise gemacht hatten: eine kleine Lichtung, beherrscht von vier Häuschen und einem umzäunten Bereich, der aussah wie ein Viehgehege. Das größte Haus war l-förmig, der kürzere Flügel ein Opfer des Verfalls. Ein anderes war nur mehr eine Ruine, von einem Feuer bis auf ein geschwärztes Skelett niedergebrannt. Pflanzen sprossen aus den

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