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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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sie die Details ausgespuckt hatte.
    Eines der wenigen Gesetze, die die Konföderation von jeher auf allen Mitgliedswelten rigoros durchgesetzt hatte, besagte, dass keine konzertierte Aktion gegen einheimische Spezies durchgeführt werden durfte, ehe nicht durch eine unabhängige Untersuchung einwandfrei festgestellt wurde, dass es sich nicht um eine intelligente oder prä-intelligente Spezies handelte. Dieser Prozess konnte sich jahrelang hinziehen und räumte der betroffenen Spezies einen so enormen Vorteil in Form puren Zweifels ein, dass die gleichen Gesetze, wären sie auch zu historischen Zeiten auf der Heimatwelt befolgt worden, die Vernichtung des Lebensraums verhindert hätten, die zum Untergang von Walen und Menschenaffen geführt hatte.
    Der Grund war nicht, dass wir für uns in Anspruch nahmen, aufgeklärter zu sein als die Idioten aus dem ersten technisierten Millenium der Menschheit. Wenn überhaupt, dann waren wir genauso dämlich und selbstsüchtig, wie es unsere Spezies immer gewesen war. Aber wir waren auch in den Weltraum hinausgezogen, waren unseren Rivalen unter den Sternen begegnet und hatten zum ersten Mal in unserer langen, blutigen Geschichte erkannt, dass es noch andere gab, die uns beobachteten und deren Eindrücke sich auf unser Schicksal auswirken würden. Nun konnten wir nicht mehr damit davonkommen, bequemerweise irgendeine empfindsame oder halb-intelligente Spezies auszulöschen, deren Verwandtschaft uns dergleichen vielleicht übelnehmen würde. Also neigten wir nun dazu, übervorsichtig zu sein. Zwar brachten wir immer noch jeden um die Ecke, wenn es uns gerade gefiel, demonstrierten unsere Verderbtheit, wann immer es uns profitabel erschien, aber wir fingen gar nicht erst an, irgendwelche fremdartigen, vogelähnlichen Viecher abzuknallen, die uns beharrlich unsere Ernte stahlen, solange wir nicht verdammt sicher waren, dass es sich nur um irgendeinen idiotischen einheimischen Schädling handelte, nicht um eine Spezies, die nur ein Äquivalent eines menschlichen Steinwurfs davon entfernt war, die Fähigkeit zu entwickeln, ihre eigene Zivilisation aufzubauen.
    Doch das machte dem Missbrauch kein Ende. Die beiden betroffenen Spezies in Schiffs Fall waren keine Grenzfälle, die leicht mit irgendeiner Umweltseuche verwechselt werden konnten. Eine hatte bereits angefangen, Werkzeuge zu benutzen, und die andere, die noch ein paar Jahre unterhalb dieser Schwelle war, hatte eine ganze Anzahl identifizierbarer regionaler Sprachen hervorgebracht. Beide waren nicht sehr zahlreich, beide taumelten am Rande des Untergangs in der Art von lebensfeindlicher Umgebung, die urtümliche Spezies vor die Wahl stellt, Intelligenz zu entwickeln oder zu Staub zu zerfallen. Beide hatten im Weg gestanden, als aggressive Menschen in die Nachbarschaft gezogen waren und Anspruch auf ihre natürlichen Ressourcen erhoben hatten.
    In beiden Fällen hatte Derek Schiff einen Vertrag zur Bereitstellung »taktischer Unterstützung zur umwelttechnischen Entwicklung« geschlossen, ohne seiner Verpflichtung nachzukommen, die Einzelheiten zu untersuchen. Das war die Art von kostendämpfender Schlamperei, derer sich jedes Großunternehmen von Zeit zu Zeit schuldig macht, schlicht und einfach, weil es billiger ist, die unausweichlichen Katastrophen zu reparieren, als im Vorfeld dafür zu sorgen, dass sie gar nicht erst stattfinden. In beiden Fällen erfuhr er die Wahrheit zu einem Zeitpunkt, an dem das resultierende Gemetzel längst weit genug gediehen war, dass seine Verwicklung bereits ein Verbrechen im Sinne einer verderbten Gleichgültigkeit darstellte. Und in jedem Fall hatte er sein blutiges Werk fortgesetzt, denn aufzuhören und folglich das Risiko einzugehen, bloßgestellt zu werden, sollten je überlebende Ureinwohner von anderen entdeckt werden, hätte seinen persönlichen Ruin bedeutet.
    Beinahe konnte er einem leid tun. Die meisten der großen Monster der Geschichte hatten sich mit voller Absicht des Massenmords schuldig gemacht. Zumindest für das Monster selbst musste das angenehmer sein, als, wie Derek Schiff, herauszufinden, dass man sich versehentlich unter ihnen eingereiht hatte.
    Dennoch: Der Mangel an Gewissen, der sich darin offenbarte, dass er dem Geschehen nicht rechtzeitig Einhalt geboten hatte, hätte vermutlich sogar in der Bettelhine Munitions Corporation Stirnrunzeln ausgelöst.
    Das Ausmaß an Fahrlässigkeit, das notwendig war, um solch einen Fehler einmal zu begehen und nicht daraus zu lernen,

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