Sturz der Marionetten: SF-Thriller
sondern zuzulassen, dass sich die gleiche Tragödie noch ein zweites Mal ereignete, war schlimmer.
Und Tara Fox, seine zuverlässige rechte Hand, Schiffs wichtigste Rechtsberaterin innerhalb der Firma, die sie in partnerschaftlicher Zusammenarbeit leiteten, hatte ihm zweimal geholfen.
Als sie fertig war, waren wir noch fünfzehn Minuten von unserem Flugziel entfernt. Inzwischen hatte wir eine weitere Kette vulkanisch entstandener Berge überflogen und befanden uns wieder in einer feuchteren, regnerischeren Region. Der Regen prasselte auf die ionischen Schilde, ohne uns auch nur zu berühren, dennoch fiel es mir schwer, den zornigen Niederschlag nicht als angemessen einzustufen. »Sie haben recht, Counselor«, sagte ich. »Er hat es verdient zu sterben. So wie Sie.«
Fox zeigte sich weder überrascht, noch betroffen über meinen Zorn. »Ich weiß.«
»Hat das irgendetwas mit dem zu tun, was Sie heute sind?«
»Ja. Ich konnte mit diesem Wissen nicht mehr arbeiten. Ich wurde zu einer ähnlich ausfallenden, zornigen und selbstzerstörerischen Megäre wie Sie selbst. Zweimal habe ich vergeblich versucht, mich umzubringen. Schließlich dachte ich, das zu werden, was ich heute bin, wäre die einzige Möglichkeit für mich, weiterzuleben.«
Oscin starrte sie mit einem Ausdruck kranker Faszination an. »Hat es funktioniert?«
»Innerlich nicht. Alles, was ich je gefühlt habe, fühle ich noch immer. Alles, das mich gequält hat, quält mich noch immer. Ich verdiene diesen Schmerz, und ich akzeptiere ihn, solange ich nur daran gehindert werde, je wieder auf Basis emotionaler Erwägungen zu handeln.«
»Das reicht nicht ansatzweise«, grollte ich.
»Natürlich nicht. Es steht Ihnen frei zu tun, was Sie tun müssen, wenn Merin erst in Sicherheit ist.«
Ich sah mich zu Oscin um. Er war so blass und zurückgezogen wie zuvor, doch da war noch etwas anderes, eine Mischung aus Mitgefühl für Fox und Sorge um mich.
Er hatte recht. Selbst wenn sie die Last ihres Gewissens noch immer spüren konnte, hatte diese Frau eine unverzeihliche Schuld auf sich geladen. Die Kreatur, zu der sie geworden war, war allenfalls noch gefährlicher. Eingehüllt in eine Art künstlich erzeugter Soziopathie, frei von Mitgefühl oder Scham oder der Sorge, ob sie in den Nächten Schlaf finden würde, konnte sie tun, was immer die Logik ihr gebot, um zu erreichen, was die Logik ihr als Notwendigkeit präsentierte. Ich konnte ihr nichts von dem glauben, was sie mir erzählt hatte, nicht einmal ihrem Geständnis konnte ich Glauben schenken, wenn von mir auch erwartet wurde, einen Akt der Reue darin zu sehen.
Was nur konnte eine Frau, die ihren Arbeitgeber hasste, deren Seele durch ihre Verbindung zu ihm zerstört worden war, die nun nicht länger imstande war, menschliche Regungen zu berücksichtigen, dazu treiben, ihr Schicksal nun auch noch in die Hände einer Fremden zu legen?
Sicher nicht die Sorge um ein verschwundenes Mädchen!
Ich biss mir auf die Lippe. »Ist Merin die Haupterbin von Schiffs Unternehmen?«
»Ja.«
»Jedenfalls, solange sie nicht ebenfalls stirbt oder ihren Anspruch offiziell aufgibt.«
»Ja.«
»Unter diesen Umständen würde der Ansporn, ihren Tod nachzuweisen oder ihren freiwilligen Verzicht auf ihren Besitz, alle anderen Überlegungen ausschalten. Das ist es, worum es hier geht, richtig? Es ist nicht die Sorge um ein armes Mädchen, das weggelaufen ist, um sich irgendeinem fremden Kult anzuschließen, sondern das Geld.«
Fox brauchte einen Moment, ehe sie sich zu einer Antwort aufraffte. »Sollten Schiffs Verbrechen je publik werden, ist sein Besitz so oder so dahin.«
»Und trotzdem fällt es mir schwer zu glauben, dass Sie in diesem Punkt ein Risiko eingehen würden, wenn Sie nicht zugleich einen Notfallplan parat hätten. Vielleicht zäume ich die ganze Sache falsch herum auf. Immerhin ist Merin ein unschuldiges Kind. Es wäre leicht zu beweisen, dass sie mit dem, was ihr Vater getan hat, nichts zu schaffen hat. Wenn Sie sie überzeugen könnten, Anspruch auf das Unternehmen zu erheben, dann könnten Sie auch argumentieren, dass der Schuldige tot ist und folglich schon die schlimmste Strafe erhalten hat, die das Gesetz parat hält. Einige der Besitztümer könnten bewahrt werden. Schwebt Ihnen so etwas vor, Counselor? Ist das alles, was dieser Wahnsinn für Sie bedeutet?«
Wie stets wirkte Fox ungerührt, nur eine leere Fassade vor einem leeren Raum. Welcher Ärger, welcher Zorn, welche Verzweiflung oder
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