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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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Form einer brotartigen Substanz einverleibte, die schmierig rot und glänzend aus ihrer Verpackung kam. Auch wenn es sich bei der roten Masse wahrscheinlich um Soße handelte, erinnerte sie mich im Kontext der Ereignisse doch arg an Blut. Ich aß etwas Weißes, Homogenes aus einer Dose und bestand darauf, dass Oscin sich zwang, die Hälfte davon zu verspeisen. Und dann saß ich da und flüchtete mich mehr in das Schweigen, als dass ich die Stille genossen hätte.
    Und dann war die Atempause vorbei.
    Fox, die sich abseits gehalten hatte und uns gegenüber so verschlossen geblieben war wie ein Tresor, der all seinen Inhalt hinter einer Wand undurchdringlichen Stahls verbarg, beschloss unvermittelt, sich zu erheben und zu uns zu gesellen.
    »Sie wollen über Merin sprechen«, stellte ich fest.
    Sie antwortete mit einem kaum wahrnehmbaren Nicken, und ihr Gesicht war so unberührt von was immer sich hinter ihm abspielte wie ein Gebirge von den schlafenden tektonischen Kräften in seinem Inneren.
    Noch als mir klar wurde, dass ein bloßes Versprechen dieses Mal nicht reichen würde, drückte Oscin meine Hand - ein stummer Ansporn, so überzeugend wie jedes leidenschaftlich vorgetragene Argument.
    Ich ließ seine Hand los und sagte: »Na schön, Counselor, Folgendes: Sie haben die Tür aufgestoßen, indem Sie uns um Hilfe gebeten haben. Sie können das nicht tun und anschließend eigenmächtig entscheiden, welche Fragen Sie zu beantworten gedenken. Ob es Ihnen gefällt oder nicht: Mr Schiffs Charakter ist relevant für diese Ermittlung. Ich muss wissen, was er so Kriminelles angestellt hat und warum Sie glauben, dass er den Tod verdient hat.«
    Sah ich da ein Flackern in diesen kalten, distanzierten Augen? Und was bedeutete es? Zorn? Trotz? Hoffnung? Etwas anderes, für das es keinen Namen gab? »Es hat nichts mit Merin zu tun.«
    »Lassen Sie mich das beurteilen.«
    Beinahe eine Minute stand sie nur da, nicht, um mich auf die Folter zu spannen, sondern gefangen in einem tiefen, innerlichen Aufruhr, den ich nur erahnen konnte. Ich dachte an Kämpfe zwischen Raubfischen und ihrer Beute, weit unten unter einer ruhigen Meeresoberfläche. »Werden Sie vertraulich behandeln, was ich Ihnen zu sagen habe?«
    »Ich kann es nicht versprechen, Counselor, weil ich Staatsanwältin bin, kein persönlicher Rechtsbeistand. Aber ich habe Ihnen versprochen, dass ich alles, was Sie mir erzählen, dazu nutzen werde, Merin zu helfen. Und wenn Sie wirklich wollen, dass ich das tue, dann wird es Zeit, dass Sie sich entsprechend verhalten.«
    Halb rechnete ich damit, dass sie nicken, meine Bedingungen als inakzeptabel verwerfen und zu ihrem Sitzplatz zurückkehren würde, wo sie sich wieder in dem von ihr bevorzugten Schweigen ergehen könnte. Aber dieses Mal zögerte sie nicht so lange wie zuvor. Ihr Blick huschte zu Pakh Valinia, die immer noch abseits saß und unseren Austausch verfolgte, ohne jedoch angestrengt zu lauschen.
    Wollen Kriminelle sich zu einem Geständnis durchringen, zögern sie oft, sich in Gegenwart einer Person, die nicht in die Befragung eingebunden ist, zu äußern. Das geht auf den verständlichen menschlichen Impuls zurück, den Anschein unbefleckter Tugendhaftigkeit wenigstens noch ein kleines Weilchen aufrechtzuhalten - eine psychologische Marotte, die es uns schmackhaft macht, uns selbst zu demaskieren, wenn das düstere Geheimnis wenigstens noch eine oder zwei Minuten vor mindestens einer Person im Raum gewahrt werden kann. Tara Fox war klug genug und durch das, was immer mit ihr gemacht worden war, auch unempfindlich genug, um dieses Phänomen auch dann zu erkennen, wenn sie selbst davon befallen wurde ... und doch schien sie sich in dem Moment zu entspannen, in dem ich meinen Zischschirm aktivierte, der unser Gespräch hinter einem temporären Schild aus weißem Rauschen verbergen würde.
    »Das Wichtigste zuerst«, sagte ich. »Wie haben Sie beide sich schuldig gemacht?«
    »Es hat mehrere kleine Gesetzesverstöße in Verbindung mit dem Geschäft gegeben. Irreführende Behauptungen, falsche Buchführung, kleine Delikte im Sinne der lokalen und konföderationsweiten Gewerbeverordnung.«
    Was nicht zwangsläufig bedeutete, dass irgendetwas davon der Rede wert wäre. »Und?«
    Nun, da ihr keine Rückzugsmöglichkeit mehr blieb, leistete sie gar keinen Widerstand mehr. »Massenmord.«
 
    In Anbetracht von Fox' Verweigerung, mehr zu sagen als unbedingt nötig, dauerte es weitere zehn Minuten voller Unterbrechungen, bis

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