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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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wurden, war so etwas nicht ungewöhnlich. Manchmal stießen Ehebrecherinnen auf Ablehnung – die Herzogin hätte eine solche Frau für immer von ihrer Gästeliste gestrichen –, andere jedoch sahen darüber hinweg. Allerdings hielt Maud Bea nicht für den Typ Frau, der Ehebruch beging.
    Fitz war für eine Stunde dem Oberhaus entflohen und kam zum Tee. Walter traf gleich nach ihm ein. Beide waren sehr elegant in ihren grauen Anzügen mit zweireihigen Westen. Unwillkürlich stellte Maud sich beide Männer in Heeresuniform vor. Wenn der Krieg sich ausweitete, mussten sie vermutlich zu den Waffen und würden mit großer Wahrscheinlichkeit auf unterschiedlichen Seiten kämpfen. Sie wären Offiziere, doch beide würden sich keine sicheren Pöstchen in der Etappe verschaffen, sondern mit ihren Einheiten an vorderster Front kämpfen. Maud durchlief es eiskalt: Die beiden Männer, die ihr alles bedeuteten, könnten am Ende sogar aufeinander schießen. Der Gedanke war ihr unerträglich.
    Maud wich Walters Blick aus. Sie hatte den Eindruck, die hellsichtigeren Frauen in Beas Zirkel hätten bereits bemerkt, wie oft sie mit ihm sprach. Deren Verdächtigungen waren Maud egal – sie würden die Wahrheit bald genug erfahren –, aber sie wollte nicht, dass Fitz Gerüchte zu Ohren kamen, ehe er es offiziell erfuhr. Das hätte ihn gekränkt; deshalb versuchte Maud, sich ihre Gefühle nicht anmerken zu lassen.
    Fitz setzte sich neben sie. Auf der Suche nach einem Gesprächsthema, das nichts mit Walter zu tun hatte, kam Maud auf Ty Gwyn und erkundigte sich: »Was ist eigentlich aus Williams geworden, deiner walisischen Haushälterin? Ich habe sie gar nicht mehr gesehen. Und als ich die anderen Dienstboten fragte, gaben sie mir ausweichende Antworten.«
    »Ich musste Williams entlassen«, sagte Fitz.
    »Ach?« Maud war überrascht. »Dabei hatte ich den Eindruck, du mochtest sie.«
    »Nicht besonders.« Er wirkte verlegen.
    »Womit hat sie sich denn deinen Unmut zugezogen?«
    »Durch lasterhafte Lust, die gewisse Folgen hatte.«
    Maud lachte. »Red nicht so geschwollen, Fitz! Du meinst, sie ist schwanger geworden?«
    »Pssst, nicht so laut. Du weißt doch, wie die Herzogin ist.«
    »Die arme Williams. Wer ist der Vater?«
    »Glaubst du, ich hätte sie danach gefragt?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich hoffe nur, er steht zu ihr.«
    »Woher soll ich das wissen? Sie ist Dienstbotin, um Himmels willen.«
    »Normalerweise redest du nicht so herzlos über deine Dienstboten.«
    »Unmoral darf man nicht belohnen.«
    »Ich habe Williams gemocht. Sie war freundlicher und klüger als die meisten Damen der Gesellschaft.«
    »Rede keinen Unsinn.«
    Maud gab es auf. Aus irgendeinem Grund gab Fitz vor, Williams nicht leiden zu können. Aber er hatte es nie gemocht, sich zu erklären; deshalb hatte es keinen Sinn, ihn zu bedrängen.
    Walter kam zu ihnen. Er balancierte ein Teegedeck und einen Teller mit einem Stück Kuchen in einer Hand. Er lächelte Maud zu, sprach aber Fitz an. »Du kennst doch Churchill?«
    »Little Winston?«, fragte Fitz. »Oh ja. Er hat in meiner Partei angefangen, ist dann aber zu den Liberalen übergetreten. Trotzdem glaube ich, sein Herz schlägt noch immer konservativ.«
    »Letzten Freitag hat er mit Albert Ballin zu Abend gegessen. Ich würde zu gern wissen, was Ballin zu sagen hatte.«
    »Da kann ich dich erhellen, Winston hat mit jedem darüber gesprochen. Wenn es einen Krieg gibt, hat Ballin gesagt, verspricht Deutschland, nach seinem Sieg keine Territorialgewinne auf Kosten Frankreichs anzustreben – anders als beim letzten Mal, als es sich das Elsass und Lothringen genommen hat –, falls Großbritannien sich heraushält.«
    »Danke für die Auskunft«, sagte Walter. »Das versuche ich seit Tagen herauszufinden.«
    »Deine Botschaft ist nicht informiert?«
    »Die Nachricht sollte offensichtlich die normalen diplomatischen Kanäle umgehen.«
    Maud war beeindruckt. Der Vorschlag schien ihr eine hoffnungsvolle Möglichkeit für Großbritannien zu sein, sich einem europäischen Krieg zu entziehen. Vielleicht mussten Fitz und Walter doch nicht aufeinander schießen. »Was hat Winston geantwortet?«, fragte sie.
    »Nur Unverbindliches«, antwortete Fitz. »Er hat das Gespräch dem Kabinett vorgetragen, aber es wurde nicht darüber diskutiert.«
    Maud wollte sich gerade erbost nach dem Grund dafür erkundigen, als Robert von Ulrich erschien. Er war weiß im Gesicht, als hätte er soeben vom Tod eines geliebten Menschen

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