Sturz der Titanen
Mitglieder des Komitees den Saal. Grigori war nun seit sechs Monaten Politiker; in dieser Zeit hatte er gelernt, wie das System funktionierte. Deshalb ignorierte er die offizielle Entscheidung und forderte stattdessen ein Dutzend geeignete Leute auf, dem Komitee beizutreten, darunter Konstantin von den Putilow-Werken und Isaak vom 1. Maschinengewehrregiment.
Der Sowjet war vom Taurischen Palast ins Smolny-Institut gezogen, eine ehemalige Schule für höhere Töchter. Das Komitee tagte in einem ehemaligen Klassenzimmer, umgeben von gerahmten Stickereien und kindlichen Aquarellbildern.
Nachdem die Versammlung eröffnet war, fragte der Vorsitzende: »Haben wir einen ersten Antrag?«
»Jawohl, Genosse Vorsitzender«, meldete Grigori sich zu Wort. »Als Erstes müssen die Soldaten Petrograds gegen die Meuterer von General Kornilow mobilisiert werden. Ich schlage vor, dass Korporal Isaak Iwanowitsch eine Liste der größten Kasernen zusammenstellt und die Namen verlässlicher Revolutionsführer in jeder dieser Kasernen vermerkt. Nachdem wir auf diese Weise unsere Verbündeten bestimmt haben, sollten wir ihnen ein Schreiben zukommen lassen, sie unserem Befehl unterstellen und sie anweisen, sich auf den Kampf gegen die Meuterer vorzubereiten. Wenn Isaak Iwanowitsch sofort mit der Arbeit beginnt, haben wir die Liste in wenigen Minuten.«
Grigori hielt inne und ließ den Blick schweifen. Die Anwesenden nickten zustimmend.
»Danke«, sagte Grigori, während Isaak sich bereits daranmachte, die Liste zu erstellen. »Zweitens«, fuhr er dann fort, »müssen wir eine Botschaft nach Kronstadt schicken.« Die Festung Kronstadt, eine Insel gut zwanzig Kilometer vor der Küste, war berüchtigt für die brutale Behandlung von Matrosen, besonders von Rekruten. Vor sechs Monaten hatten die Matrosen sich gegen ihre Peiniger gewandt und mehrere Offiziere gefoltert und getötet. Inzwischen war die Festung eine Hochburg der Radikalen. »Die Matrosen müssen sich bewaffnen, nach Petrograd marschieren und sich ebenfalls unserem Befehl unterstellen.« Grigori deutete auf einen bolschewistischen Deputierten, von dem er wusste, dass er gute Kontakte zu den Matrosen unterhielt. »Genosse Gleb, wirst du das übernehmen?«
Gleb nickte. »Ich setze einen Brief auf, den unser Vorsitzender unterschreiben muss. Anschließend werde ich ihn persönlich nach Kronstadt bringen.«
»Gut«, sagte Grigori. »Drittens: Wir müssen die Fabrikarbeiter in Einheiten organisieren und sie bewaffnen. Gewehre und Munition besorgen wir uns aus Arsenalen und Waffenfabriken. Die meisten Arbeiter werden grundlegende militärische Fähigkeiten und Disziplin lernen müssen. Die Gewerkschaften und die Roten Garden könnten sich gemeinsam dieser Aufgabe annehmen.« Die Roten Garden bestanden aus bewaffneten, revolutionären Arbeitern und Soldaten. Nicht alle waren Bolschewiken, zumeist aber befolgten sie die Anweisungen bolschewistischer Komitees. »Ich schlage vor, dass Genosse Konstantin, der Deputierte der Putilow-Werke, diese Aufgabe übernimmt. Er kennt die Gewerkschaftsführer jeder größeren Fabrik.«
Konstantin nickte. »Ich stelle sofort eine Liste zusammen.« Natürlich würde er bolschewistischen Gewerkschaftsführern den Vorzug geben; sie waren die derzeit fähigsten Leute.
Grigori fuhr fort: »Viertens: Die Eisenbahnergewerkschaft muss alles tun, um General Kornilows Vormarsch zu behindern. Obwohl einige Truppenteile über die Straße vorrücken, wird der Großteil mit der Bahn kommen, einschließlich des Nachschubs. Die Gewerkschaft kann dafür sorgen, dass es zu Verzögerungen kommt. Genosse Viktor, kann das Komitee sich darauf verlassen, dass du dich um diese Sache kümmerst?«
Viktor, ein Deputierter der Eisenbahner, nickte. »Ich werde sofort ein Komitee einsetzen, dass die Behinderungen auf sämtlichen Eisenbahnstrecken organisiert.«
»Danke. Zu guter Letzt«, sagte Grigori, »sollten wir andere Städte ermutigen, Komitees wie dieses einzuberufen. Die Revolution muss im ganzen Land verteidigt werden. Vielleicht können einige von euch bereits Vorschläge machen, welche Städte wir kontaktieren sollten.«
Das war eine bewusste Ablenkung, doch die anderen fielen darauf herein. Froh, dass sie etwas zu tun hatten, riefen die Komiteemitglieder Städtenamen in die Runde. Dies sorgte dafür, dass sie Grigoris wichtigere Vorschläge durchgehen ließen, ohne Diskussionen vom Zaun zu brechen. Nicht eine Sekunde lang dachten sie darüber nach, was es
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