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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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weiterer Schrei durch das Haus hallte, »es lässt sich nicht bestreiten, dass die herrschende Klasse in Russland sich nur sehr zögerlich darum gekümmert hat, die Ursachen für die Unzufriedenheit des gemeinen Volkes zu beseitigen.«
    Fitz staunte einmal mehr über Churchill. Der Mann war eine merkwürdige Mischung: Aristokrat und Volkstribun zugleich; ein brillanter Organisator, der aber nie der Versuchung widerstehen konnte, sich in fremde Zuständigkeiten einzumischen; ein Charmeur, den die meisten seiner Politikerkollegen nicht leiden konnten.
    Fitz sagte: »Die russischen Revolutionäre sind Räuber und Mörder.«
    »Allerdings. Aber wir müssen uns damit abfinden, dass nicht jeder sie so sieht. Unser Premierminister kann der Revolution daher nicht offen entgegentreten.«
    »Wenn er ihr nur verdeckt entgegentritt, bringt es niemanden weiter«, erwiderte Fitz ungeduldig.
    »Nun, gewisse Schritte sind vielleicht möglich, ohne dass er offiziell davon weiß.«
    »Ich verstehe.« Fitz konnte nicht sagen, ob das viel bedeutete.
    Maud kam ins Zimmer. Die Männer erhoben sich erschrocken, denn in einem Landhaus betraten Frauen das Billardzimmer in der Regel nicht. Doch Maud ignorierte jede Regel, die ihr nicht passte. Sie ging zu Fitz und küsste ihn auf die Wange. »Gratuliere«, sagte sie. »Du hast einen zweiten Sohn.«
    Die Männer jubelten und applaudierten und scharten sich um Fitz, klopften ihm auf den Rücken und schüttelten ihm die Hand.
    »Wie geht es meiner Frau?«, fragte er Maud.
    »Sie ist erschöpft, aber stolz.«
    »Gott sei Dank.«
    »Dr. Mortimer ist gegangen, aber die Hebamme sagt, du kannst jetzt kommen und das Baby sehen.«
    Fitz ging zur Tür.
    »Ich begleite Sie ein Stück«, sagte Churchill.
    Als sie den Raum verließen, hörte Fitz, wie Maud sagte: »Schenken Sie mir bitte einen Brandy ein, Peel.«
    Mit gesenkter Stimme sagte Churchill: »Sie sind natürlich schon in Russland gewesen.«
    Die beiden Männer stiegen die Treppe hinauf. »Ja, mehrmals.«
    »Und Sie beherrschen die Sprache.«
    Fitz fragte sich, worauf Churchill hinauswollte. »Ein wenig«, sagte er. »Ich kann nicht gerade mit Sprachkenntnissen prahlen, aber ich kann mich verständigen.«
    »Sind Sie je einem Mann namens Mansfield Smith-Cumming begegnet?«
    »Ja. Er leitet …« Fitz zögerte, den Geheimen Nachrichtendienst laut zu erwähnen. »Er leitet eine Sonderabteilung. Ich habe mehrere Berichte für ihn geschrieben.«
    »Sehr gut. Wenn Sie wieder in der Stadt sind, sollten Sie mit ihm reden.«
    Das war interessant. »Gern. Nur kann ich ihn natürlich nicht jederzeit aufsuchen«, sagte Fitz und versuchte, sich sein Interesse nicht anmerken zu lassen.
    »Ich werde ihn bitten, sich mit Ihnen in Verbindung zu setzen. Vielleicht hat er wieder einen Auftrag für Sie.«
    Sie waren nun an der Tür zu Beas Räumen. Von innen drang das unverkennbare Weinen eines Neugeborenen. Fitz schämte sich, dass ihm Tränen in die Augen stiegen. »Ich gehe wohl besser hinein«, sagte er. »Gute Nacht.«
    »Meinen Glückwunsch. Und auch Ihnen eine gute Nacht.«

    Sie nannten ihn Andrew Alexander Murray Fitzherbert. Er war ein winziges Bündel Leben mit einem Haarschopf so schwarz wie bei Fitz. In Decken eingewickelt brachten sie ihn nach London, wobei sie im Rolls-Royce fuhren, dem für den Fall eines Motorschadens zwei andere Wagen folgten. Zum Frühstück hielten sie in Chepstow und zum Mittagessen in Oxford. Ihre Villa in Mayfair erreichten sie pünktlich zur Abendmahlzeit.
    Ein paar Tage später, an einem milden Aprilnachmittag, ging Fitz das Embankment entlang, blickte auf das schlammige Wasser der Themse und sah einem Treffen mit Mansfield Smith-Cumming entgegen.
    Der Secret Service war aus der Wohnung in Victoria herausgewachsen. Der Mann namens » C « hatte seine zunehmend größere und einflussreichere Organisation in ein protziges viktorianisches Gebäude namens Whitehall Court verlegt, das in Sichtweite zu Big Ben am Flussufer stand. Ein Privatlift brachte Fitz ins oberste Stockwerk, wo der Geheimdienstchef zwei Wohnungen belegte, die durch einen Laufsteg auf dem Dach miteinander verbunden waren.
    »Wir beobachten Lenin seit Jahren«, sagte C . »Wenn es uns nicht gelingt, ihn zu beseitigen, wird er einer der schlimmsten Tyrannen sein, die die Welt je erlebt hat.«
    »Ich glaube, da haben Sie recht.« Fitz war erleichtert, dass C von den Bolschewisten genauso wenig hielt wie er. »Aber was können wir tun?«
    »Reden wir darüber,

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