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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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die Entbindung vornehmen.«
    »Das ist meine Schuld!«, sagte Fitz. »Ich hätte sie nicht überreden dürfen, London zu verlassen!«
    »Auch außerhalb Londons kommen jeden Tag vollkommen gesunde Säuglinge auf die Welt.«
    Fitz hatte das Gefühl, verspottet zu werden, überhörte jedoch die Bemerkung. »Und wenn etwas schiefgeht?«
    »Ich kenne den Ruf von Professor Rathbone, Ihrem Londoner Arzt. Er ist ein hervorragender Mediziner, aber ich darf wohl behaupten, dass ich mehr Kinder zur Welt gebracht habe als er.«
    »Bergarbeiterkinder.«
    »Nun, Mylord, im Augenblick der Geburt gibt es keinen sichtbaren Unterschied zwischen den Bergarbeiterkindern und Adelssprösslingen.«
    »Mir gefällt Ihr Ton nicht«, sagte Fitz gereizt.
    Mortimer ließ sich nicht einschüchtern. »Das beruht auf Gegenseitigkeit«, erwiderte er. »Sie haben ohne den geringsten Anschein von Höflichkeit klargestellt, dass Sie mich für ungeeignet halten, Ihre Familie ärztlich zu behandeln. Deshalb möchte ich mich nun mit Freuden verabschieden.« Er nahm seine Tasche.
    Fitz seufzte. Was für ein dummer Streit. Er war auf die Bolschewisten wütend, nicht auf diesen empfindlichen walisischen Quacksalber mit dem übersteigerten Ego. »Machen Sie sich nicht zum Narren, Doktor.«
    »Das versuche ich ja gerade.« Mortimer ging zur Tür.
    »Müssten für Sie die Interessen Ihrer Patienten nicht an erster Stelle kommen?«
    Mortimer blieb an der Tür stehen. »Meine Güte, Ihre Unverfrorenheit ist kaum zu überbieten, Fitzherbert.«
    Nur wenige Menschen hatten je so mit Fitz gesprochen. Doch er hielt die scharfe Erwiderung zurück, die ihm auf der Zunge lag. Einen anderen Arzt zu finden konnte Stunden dauern. Bea würde ihm niemals verzeihen, wenn er Mortimer gekränkt seiner Wege ziehen ließ. »Ich werde vergessen, was Sie gesagt haben«, erklärte Fitz. »Ich bin sogar bereit, das ganze Gespräch zu vergessen, wenn Sie ebenfalls dazu bereit sind.«
    »Du meine Güte«, spöttelte der Arzt, »das ist für Ihre Verhältnisse ja fast schon eine Entschuldigung.«
    Er hatte vollkommen recht, doch Fitz schwieg.
    »Also gut. Dann will ich mal wieder nach oben gehen«, sagte der Arzt.

    Fürstin Beas Schreie waren im gesamten Hauptflügel des Hauses zu hören, in dem sich ihr Zimmer befand. Maud spielte laut Piano-Rags, um die Gäste zu unterhalten und das Geschrei zu übertönen, doch ein Piano-Rag ähnelte sehr dem anderen, und nach zwanzig Minuten gab sie es auf. Einige Gäste gingen zu Bett, aber als die Uhr Mitternacht schlug, hatten die meisten Männer sich im Billardzimmer versammelt. Peel servierte Cognac.
    Fitz bot Churchill eine kubanische El Rey del Mundo an. Während Churchill sich die Zigarre anzündete, sagte Fitz: »Die Regierung muss etwas wegen der Bolschewisten unternehmen.«
    Churchill blickte sich rasch um, als wollte er sich vergewissern, dass die Anwesenden absolut vertrauenswürdig waren. Dann lehnte er sich im Sessel zurück und erklärte: »Die Situation ist wie folgt: Das britische Nordmeergeschwader liegt einsatzbereit in russischen Hoheitsgewässern vor Murmansk. Theoretisch hat es die Aufgabe zu verhindern, dass russische Kriegsschiffe in deutsche Hände fallen. Außerdem unterhalten wir eine kleine Militärmission in Archangelsk. Ich dränge darauf, dass bei Murmansk Truppen angelandet werden. Auf längere Sicht könnten sie zur Zelle einer gegenrevolutionären Streitmacht in Nordrussland werden.«
    »Das reicht nicht«, sagte Fitz.
    »Ich bin ganz Ihrer Meinung. Ich würde gerne Truppen nach Baku am Kaspischen Meer entsenden, um sicherzustellen, dass die Ölfelder dort nicht von den Deutschen oder den Türken übernommen werden. Außerdem müssten Truppen ans Schwarze Meer; in der Ukraine gibt es bereits den ersten antibolschewistischen Widerstand. Und im sibirischen Wladiwostok lagern Abertausende von Tonnen Material, das uns gehört und vielleicht eine Milliarde Pfund wert ist. Die Russen sollten damit versorgt werden, als sie noch unsere Verbündeten waren. Wir haben das Recht, Truppen dorthin zu entsenden und unser Eigentum zu schützen.«
    »Wird Lloyd George denn bereit sein, einen dieser Schritte zu unternehmen?«
    »Nicht offiziell«, antwortete Churchill. »In unserem Land gibt es viel Rückhalt für das russische Volk und seine Revolution. Und sosehr ich Lenin und seine Bande verabscheue, ich verstehe es durchaus. Bei allem schuldigen Respekt gegenüber Fürstin Bea und ihrer Familie«, er blickte zur Decke, als ein

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