Sturz in den Tod (German Edition)
vors
Gesicht. Pasquale zog aus der Innentasche seiner Jacke ein Bündel Scheine und
kaufte, ohne um den Preis zu handeln, den ganzen Strauß. Der Rosenverkäufer
steckte die einhundert Euro ein und faselte etwas davon, dass man einer so
schönen Frau wie Romy unbedingt Rosen schenken müsse und Pasquale eine gute
Wahl getroffen habe. Romy erwiderte das freche Grinsen des Mannes. Der
verschwand eilig in seinen Feierabend.
»Recht hat er«, sagte Pasquale und hielt Romy den
Strauß wie eine Trophäe entgegen.
Romy nahm den Strauß, aus dem bereits
Blütenblätter abfielen, und wusste nicht, wohin damit. Ein junges Mädchen, das
den Tresen reinigte, hatte die Szene offenbar beobachtet und brachte einen mit
Wasser gefüllten Kübel. Pasquale steckte ihr zum Dank einen Zehn-Euro-Schein zu
und sagte, dass sie noch mehr bekäme, wenn sie Romy und ihm noch Getränke
brächte.
»Whiskey
Cola und …« Er sah Romy fragend an.
Romy
orderte Cuba Libre. Das Mädchen eilte bereitwillig zum Tresen. Romy ging
ihr nach und änderte ihre Bestellung auf Cola um.
Pasquale Schöne bemerkte nicht, dass Romy im
Gegensatz zu ihm aufhörte, Alkohol zu trinken.
Die Partyleuchten über dem Brügmanngarten wurden
nach und nach ausgeschaltet. Nur die gläsernen Windschutze der Bänke zwischen
diesem Park und der Promenade leuchteten in schwachem Neonblau, die Laternen
auf der Promenade in Gelb, und das Leuchtfeuer des Maritim, in dem jetzt nur
noch wenige Fenster erleuchtet waren, blinkte in regelmäßigen Abständen hellrot
über den Strand und das Meer.
Pasquale sah zum Maritim hinauf, und sein
Ausdruck bekam etwas Gequältes. »Ich würde dich sehr gern noch zu mir auf einen
Absacker einladen. Aber es geht gerade schlecht. Ich weiß nicht, wie ich das
erklären soll.«
Romy berührte seinen Unterarm. »Du musst mir gar
nichts erklären.«
Pasquale legte seine Hand auf die Stelle, wo
Romys eben noch gelegen hatte. Romy strich zärtlich über die Blüten der Rosen.
Pasquale erzählte, dass er sofort gesehen hätte,
dass sie etwas Besonderes sei, er sagte etwas über Anziehung und Schicksal.
Romy nickte.
Die Feuchtigkeit dieser Nacht stieg aus der Wiese
auf. Romy wurde kalt. Pasquale bot ihr seine Jacke an. Wäre jetzt Sommer
gewesen, hätte sie ihm vorgeschlagen, noch mit ihr an den Strand zu gehen. Romy
hätte ihn dort verführt, um all das von ihm zu erfahren, was sie interessierte.
»Wir können zu mir fahren. Ein bisschen was zu
trinken habe ich auch noch da«, schlug sie stattdessen vor.
Pasquales Ausdruck erhellte sich sofort. Er trank
den letzten Schluck aus dem letzten Plastikbecher. »Ich tue dir auch nichts«,
sagte er, und es sollte wohl ein Scherz sein.
Romy hakte sich bei Pasquale ein, um ihm das
Gefühl zu geben, dass er sie führte, während sie über die Wiese in Richtung
Bahnhof gingen. Romys Absätze sackten immer wieder in den feuchten Boden ein,
ihre Strümpfe waren längst nass. Pasquale torkelte.
Am Bahnhof stand ein einziges Taxi. Der Fahrer
freute sich über die weite Tour nach Niendorf.
Pasquale saß zusammengesunken neben Romy auf der
Rückbank. Der Fahrer schwieg, nachdem sie ihm ihre Adresse gesagt hatte.
Auf dem Weg durch den Garten zu ihrem Anbau
ermahnte Romy Pasquale, leise zu sein, damit ihre Vermieter nicht aufwachten.
Irgendwo bellte ein Hund.
Pasquale hängte seine Jacke an den Haken im Flur,
seinen bunten Schal behielt er um. Er drängte Romy unbeholfen gegen die Wand
und versuchte sie zu küssen. Romy ließ es geschehen. Sie strich sich die Schuhe
von den Füßen und führte ihn zum Sofa.
Sie schenkte Pasquale und sich Wein ein und
hoffte, das würde Pasquale den Rest geben. Sie setzte sich neben ihn und stieß
mit ihm an. Dann begann sie, ihn zu küssen und sich dabei langsam auszuziehen.
Pasquale machte es ihr nach. So betrunken, wie er war, war er unbeholfen. Romy
ging ihm zur Hand. Sie war es, die entschied, was sie tat und was er ab jetzt
zu tun hatte. Jetzt in diesem Bett und später. Jetzt in diesem Bett machte
Pasquale seine Sache schon mal ganz gut.
Nachdem Pasquale eingeschlafen war, stand Romy
leise auf. Sie durchsuchte Pasquales Taschen, fand nicht viel außer Geld,
ziemlich viel Geld. In seiner Brieftasche waren seine
Krankenversicherungskarte, ein vor Jahren abgelaufener Presseausweis und ein
paar vergilbte Visitenkarten, auf denen sein Name und eine Hamburger Adresse
standen. Auf die Rückseite hatte er seine Travemünder Adresse im Maritim
geschrieben. Sie fand Pasquales
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