Sturz in den Tod (German Edition)
Handy und suchte die wenigen darauf
gespeicherten Kontakte durch. Elisabeth B. war
unter B gespeichert. Unter eingegangene
Anrufe entdeckte Romy, dass ihre Mutter es gewesen war, die
vorhin Pasquale versucht hatte zu erreichen. Sie hatte an diesem Tag oft
versucht ihn zu erreichen.
Romy steckte alles wieder zurück in Pasquales
Taschen. Bevor sie sich dann auf dem Sofa schlafen legte, sah sie noch einmal
nach ihm. Pasquale gehörte zu den Männern, die ohne Sport zu treiben
durchtrainiert wirkten. Seine Statur erinnerte Romy an die eines Fußballers. Er
gefiel ihr und war ihr doch fremd. Und das sollte er auch bleiben.
Am nächsten Morgen stieg sie zu Pasquale ins
Bett, so als wäre sie die ganze Nacht bei ihm gewesen. Sie rückte mit dem
Rücken dicht an seinen Oberarm, sodass er sie bei der nächsten Bewegung
berühren musste. Als sie gerade noch einmal einschlafen wollte, spürte sie
seine Hände, die über ihre Hüfte fuhren, die ihr Hemd hochschoben und
berührten, was er gern berühren wollte. Romy tat so, als ob sie schliefe. Das
ermutigte Pasquale, ihre Decke leise zurückzuschlagen, sie anzusehen und
anzufassen, wo es ihm behagte. Mehrmals strich er über die Narbe, die Romy auf
der Schulter hatte, als könne er so herausfinden, woher sie sie hatte. Als
seine Finger zwischen ihren Beinen angekommen waren, drehte sich Romy zu ihm
und sah ihm in die Augen. Pasquale wich ihrem Blick nicht aus, wollte aber
seine Hand wegnehmen. Romy hielt sie fest. Pasquale verstand.
***
Jan verabschiedete Lars Müller, seinen ehemaligen
Schulfreund, der sich hatte beraten lassen, was im Fall einer Scheidung
finanziell auf ihn zukommen würde.
Lars hatte erst vor etwa fünf Jahren ein rauschendes Hochzeitsfest
im Columbia Hotel gefeiert, auch Jan war damals eingeladen gewesen. Er
erinnerte sich noch gern an den lauen Sommerabend mit feinstem Essen,
Champagner und einer guten Band. Jan hatte viel draußen auf der Terrasse des
Columbia gesessen, sich an dem glücklich wirkenden Brautpaar erfreut und an den
Gesprächen mit anderen ehemaligen Mitschülern, die er an diesem Abend traf. Nun
dachte Lars an Trennung, und es schien ihn dabei nicht viel mehr zu berühren
als die finanziellen Konsequenzen.
»Sei froh, dass du Single bist«, sagte Lars Müller zum Abschied.
Jan lachte und nickte. Und fühlte sich dabei wie ein Verräter. Weil
er einerseits nicht gern Single war und weil er andererseits diese Beratung wieder
einmal als Freundschaftsdienst geleistet hatte, in der Hoffnung, seinen alten
Schulfreund dann eines Tages als Scheidungsanwalt vertreten zu können.
Kaum hatte Lars das Büro verlassen, klingelte es. Jan drückte auf
den Türöffner und sah in den Kalender, den seine Rechtsanwaltsgehilfin führte.
Er konnte sich nicht erinnern, heute noch einen Termin mit einem Mandanten
vereinbart zu haben. Es war auch nichts vermerkt.
Jan rechnete damit, dass es wieder einmal seine Mutter war, die
unter dem Vorwand, ihm etwas bringen zu wollen, hin und wieder vorbeikam und
dabei nur nach ihm schauen wollte. Jan beschloss, sie abzuwimmeln. Umso
überraschter war er, als Nina in sein Büro trat.
Bei ihrem Anblick dachte er keinen Moment an die Probleme,
deretwegen sie sicherlich kam. Nina gehörte für ihn zu den Frauen, die sich
ihrer Schönheit überhaupt nicht bewusst waren. Sie nahm ihre Wirkung auf andere
als etwas Normales hin und hatte offenbar noch nie darüber nachgedacht, dass
andere Frauen viel mehr als sie tun mussten, um Männer für sich einzunehmen.
Jan ging auf Nina zu. Als wollte sie ihn auf Abstand halten,
streckte Nina ihm einen Briefumschlag entgegen und sagte: »Ich muss mit dir
reden.«
Jan bot ihr einen Platz an seinem Besprechungstisch an. Nina goss
sich Wasser aus der Flasche ein, die für Klienten bereitstand. Sie nahm die
Sonnenbrille vom Kopf, griff in ihr volles, langes blondes Haar und band es mit
einem Haargummi, das sie über der Uhr am Handgelenk trug, am Hinterkopf fest,
als wollte sie der Situation die nötige Ernsthaftigkeit verleihen.
»Du musst mir sagen, was im Testament von Frau Bergmann steht!«
Jan lehnte sich zurück. »Auch wenn ich es dürfte, ich weiß es nicht.
Ich habe es nicht gesehen. Sie hat es nur bei mir hinterlegt. In den letzten
Wochen hat sie ständig ein neues hinterlegt und das alte wieder mitgenommen und
vermutlich vernichtet. Und nicht einmal das dürfte ich dir sagen.«
Eine Strähne löste sich aus Ninas Zopf und fiel über ihre Stirn,
über die zwei Falten
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