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Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Sturz in die Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
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erlaubt, Courtney auf den Arm zu nehmen. Der stechende Schmerz in meinem Arm hatte mich damals wohl abgelenkt, und wahrscheinlich war ich einfach noch zu klein gewesen, um mich an solche Details erinnern zu können.
    Ich schob den Ärmel von Adams Jacke hoch und ließ meine Finger über die Narben von dieser Operation an Heiligabend gleiten; sie waren nach so vielen Jahren natürlich verblasst.
    Ich nahm ein Taxi zu dem Krankenhaus, von dem ich wusste, dass Dad es ebenfalls ansteuerte. Nachdem ich diesen Unfall erneut durchlebt hatte, entschied ich, dass Dad nicht wie jemand wirkte, der nur so tat, als wäre er ein Vater. Seine Besorgnis war echt. Möglicherweise hatte er ja keine Ahnung, dass zwischen uns keine biologische Verbindung bestand. Oder er war einer der vielen Adoptivväter, die beschlossen hatten, ihre Entscheidung für sich zu behalten.
    Oder noch etwas ganz anderes.
    Als das Taxi vor der Klinik hielt, musste ich in einem der kleinen Fächer meines Portemonnaies wühlen, um die ältesten Dollarscheine herauszusuchen. Glücklicherweise hatte ich altes Geld gesammelt. Nur zur Sicherheit.
    Ich schlenderte auf die Notaufnahme zu und hoffte, nun einen besseren Blick auf den Mann zu erhaschen, den Dad Edwards genannt hatte. Sie waren aber nirgends zu sehen, und nach meiner Erinnerung war ich an diesem Abend nur noch kurz wach gewesen, bevor sie mich in den OP geschoben und Schrauben in meinen Arm eingesetzt hatten. Ich brauchte nur jemanden, der mich durch die verschlossenen Türen ließ.
    »Kann ich etwas für Sie tun?«, fragte die Frau an dem Tresen vor der Notaufnahme.
    »Äh … ja, ich möchte meinen Bruder besuchen. Jackson Meyer. Er ist gerade mit meinem Dad hier angekommen. Er hat sich am Arm verletzt.«
    »Name, bitte«, sagte sie und schaute von ihren Unterlagen auf, wahrscheinlich weil ich sie anstarrte, als hätte sie gerade Japanisch gesprochen. »Ihren Namen, nicht seinen«, fügte sie hinzu.
    Ups, an dieses kleine Problem hatte ich nicht gedacht. »Äh … Peter. Peter Meyer.«
    Sie tippte etwas in ihren Computer. Vor ihr stand einer dieser fetten Monitore mit den schwarzgrünen Bildschirmen. Die hatte ich seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Selbst die Frisuren der Krankenschwestern, an denen ich vorbeigekommen war, wirkten auf mich sehr kurios. In einer anderen Situation hätte ich darüber gelacht.
    »Kann ich mal Ihren Ausweis sehen?«, fragte sie.
    Oh, oh, Zeit zu gehen.
    »Ja, ich … äh, den hab ich im Taxi liegen lassen. Ich hab schon angerufen, und der Fahrer ist auf dem Rückweg. Ich geh dann mal und fange ihn unten ab. Bin gleich wieder da.« Ich wirbelte herum und stieß fast mit einem Mann in einem blauen Anzug zusammen. Er war locker eins fünfundachtzig groß und hatte einen rasierten Schädel und dunkle Haut. Er kam mir bekannt vor. Sehr bekannt.
    »Ich glaube, ich kann Ihnen helfen«, sagte er mit seiner tiefen, durchdringenden Stimme. Man hörte einen leichten Südstaatenakzent heraus.
    »Tatsächlich?«
    Er nickte. »Warum folgen Sie mir nicht einfach?«
    Das war nicht als Frage gemeint. Ich ging hinter ihm her; zwar war ich total erschrocken, aber auch versessen darauf herauszufinden, in welcher Beziehung all diese Leute und Ereignisse zueinander standen. Außerdem war es keineswegs so, als hätte ich eine andere Wahl gehabt.
    Ich hatte Mühe, mit dem Mann mitzuhalten; er machte riesige Schritte. Dann hielt er eine Aufzugtür auf, und ich trat ein. Er zog eine Karte durch einen Schlitz, woraufhin sich ein kleines Fach öffnete, das gerade groß genug für seine Hand war. Ich verrenkte mir den Hals, um besser sehen zu können. Es handelte sich um eine Art Fingerabdruck-Scanner.
    War das der normale Sicherheitsstandard für Krankenhäuser? Im Jahr 1996? Und warum entfernten wir uns so weit von der Notaufnahme?
    Er hielt den Blick starr geradeaus gerichtet, beantwortete jedoch meine unausgesprochenen Fragen. »Der Regierungstrakt dieser Klinik ist nur nach einer Sicherheitsüberprüfung zugänglich, aber ich bin sicher, das wussten Sie bereits.«
    »Ah … nein«, sagte ich.
    Meine Stimme klang wie die eines kleinen Kindes, aber dieser Mann blieb cool und ganz ruhig. Als brächte er andauernd Leute zu seinem geheimen Fingerabdruck-Scanner-Ort.
    Ich spürte, dass der Aufzug nach unten fuhr, aber die Nummern, die normalerweise das Stockwerk anzeigten, blieben dunkel. Als sich schließlich die Tür öffnete, stockte mir der Atem. Vor dem Aufzug standen vier bewaffnete

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