Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)
ebenfalls.«
Edwards’ Mund klappte auf und wieder zu. »Meinen Sie, er kann … Ich meine, noch nicht, aber irgendwann …«
Den Rest hörte ich nicht mehr. Die Vorstellung, mein Vater könnte hierherkommen und diese ältere Version von mir sehen, reichte nach dem, was im Jahr 2003 in seinem Büro passiert war, aus, um mir die Kraft zu verleihen, mich auf meine Flucht zu konzentrieren. Das Letzte, was ich sah, war Chief Marshalls Gesicht, während er mich aufmerksam aus nächster Nähe betrachtete. Ich wusste nicht, was mir mehr Angst machte: der Ausdruck in seinen Augen oder das gierige Lächeln, das auf seinem Gesicht erschien, als ich das Jahr 1996 durch einen Sprung verließ.
19
16. September 2007, 0:30 Uhr
»Jackson!«, schrie Adam mir ins Ohr.
Ich lag auf dem Boden seines Zimmers und starrte an die Decke. »Welches Jahr haben wir?«
»2007«, sagte er langsam.
Der Raum drehte sich um mich, und als ich mich aufsetzte und Adams riesiges DNA-Modell auf dem Schreibtisch sah, flogen die blauen und roten Kugeln im Kreis wie Vögel, die den Kopf einer Comicfigur umschwirren. Ich packte ihn vorn am Hemd und schüttelte ihn. »Ich muss meinen Vater anrufen. Und zwar jetzt sofort.«
»Okay.« Er half mir auf, doch ich sackte gleich wieder zusammen.
»Ich spüre meine Beine nicht«, murmelte ich, bevor ich auf Adams Bett fiel. Ich führte meine Hand vor die Augen, drehte sie hin und her und erwartete, dass sie verschwand oder durchsichtig wurde.
Dann wurden das sich drehende Blau und Rot schwarz, zusammen mit allem anderen.
Das Erste, was ich wahrnahm, als ich am nächsten Morgen aufwachte, war die sich wölbende Decke neben mir, unter der jemand fest schlief. Ich rollte mich auf die andere Seite und stand auf, froh, dass ich meine Beine wieder spürte. Aber sie fühlten sich schwach an, und mir dröhnte der Schädel wie bei einem heftigen Kater.
Adams Augen öffneten sich langsam. »Du stehst.«
»So einigermaßen.« Ich stemmte die Arme in die Seiten, um dem stechenden Schmerz, der mir durch die Rippen jagte, Druck entgegenzusetzen.
Adam zog sich ein Shirt über und ging zur Zimmertür. »Komm, du musst was essen.«
Etwas zu essen war das Letzte, was mir jetzt eingefallen wäre, doch mein fehlender Appetit hatte mich in der letzten Woche schon mindestens zweieinhalb Kilo gekostet. Wenn das so weiterging, wäre ich bald wirklich verschwunden.
»Morgen, Mom«, sagte Adam zu der Frau, die in der Küche stand und Pfannkuchen wendete.
»Du bist ja früh auf. Ich wusste gar nicht, dass du Übernachtungsbesuch hattest.« Mrs Silverman drehte den Pfannkuchen den Rücken zu und lächelte mich an.
Ich musste mir ein Lachen verkneifen, da ich mich im Jahr 2009 über Adams Mutter immer königlich amüsiert hatte. Ich hatte sie heimlich Doris Day genannt, da sie mich an eine immer fröhliche Film-Hausfrau aus den fünfziger Jahren erinnerte. Sie hatte absolut keine Ahnung, was ihr Sohn eigentlich trieb und wozu er fähig war. Hier war alles Pfannkuchen und Sonnenschein.
»Ich bin Jackson«, sagte ich.
Adam und ich setzten uns an den Tisch, und er legte mein Tagebuch vor mich hin. »Schreib auf, woran du dich erinnerst.«
»Was zeigte denn meine Stoppuhr an?«, fragte ich.
»Ein bisschen mehr als zwei Stunden.«
»Und deine?«
»Vier Minuten«, antwortete er.
Auch wenn ich das mit dem älteren Adam schon so häufig gemacht hatte, war es immer noch merkwürdig, so lange weg gewesen zu sein und dann zurückzukommen und festzustellen, dass nur wenige Minuten vergangen waren. Normalerweise waren es sogar nur Sekunden.
»Wie sah ich aus?«
»Wie bei den anderen Malen mit m… dem anderen Freund, über die du in deinem Tagebuch schreibst. Du hast ins Leere gestarrt und auf nichts reagiert.« Er tippte wieder mit dem Finger auf die Seite. »Schreib.«
Meine Erinnerungen waren bruchstückhaft und ungeordnet, aber als ich eine Liste anlegte und Adam mich mit Fragen bombardierte, schien das meiste zurückzukehren.
»Wow, klingt, als hättest du den richtigen Tag erwischt. Jetzt wissen wir also definitiv, dass er eine Art Agent ist«, sagte Adam.
Mrs Silverman stellte vor jeden von uns einen riesigen Teller mit Pfannkuchen. »Wer ist ein Agent, Schatz?«
Adam zuckte mit den Schultern. »Ach, einer aus dieser Fernsehserie.«
Sie lächelte ihn an. »Möchte jemand O-Saft?«
»Ja, gern«, sagte Adam.
»Nein, danke«, antwortete ich.
»Gut, du siehst diesen mysteriösen anderen Leuten also ähnlich …
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