Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)
oder meinte er, dass du aussiehst wie dein jüngeres Ich? Wenn er das meinte, wäre das auch keine Überraschung.«
»Er hat nur gesagt: ›Sehen Sie die Ähnlichkeit?‹ Dann sagte er etwas von wegen aussehen wie die anderen … oder vielleicht hat er auch ›der andere‹ gesagt und meinte damit die andere Version von mir«, erwiderte ich.
Da mir von meinem wilden Abenteuer am Vorabend noch übel war, schob ich den Teller von mir weg, doch Adam schubste ihn wieder zurück. »Iss.«
Ich würgte nur ein paar Bissen runter, bevor ich ins Bad rannte und alles wieder hochkam. Während ich mir die Zähne putzte, hörte ich, wie Adam zu seiner Mutter sagte: »Wahrscheinlich schlechtes Sushi.«
»Ich hab Maloxan«, hörte ich Adams Mutter durch die Badezimmertür rufen.
Als ich herauskam, wartete Adam draußen vor dem Badezimmer mit dem Medikament auf mich. Ich trank es direkt aus der Flasche, während wir zurück in sein Zimmer gingen, wo ich sofort wieder aufs Bett fiel. Er schloss die Tür hinter sich und balancierte dabei seinen Teller mit Pfannkuchen. »Das Zeitreisen macht dich krank. Deine Tagebucheintragungen und deine aktuelle Unpässlichkeit belegen das ganz klar.«
»Bist du sicher, dass es nicht psychosomatisch ist? Schuldgefühle, die sich in Übelkeit manifestieren? Bevor auf Holly geschossen wurde, ist das nie passiert.« Ich zog die Decke bis zum Hals hoch und rollte mich zu einer zitternden Kugel zusammen.
»Da hat wohl jemand einen Grundkurs in Psychologie belegt.« Adam setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl und aß weiter. »Ich glaube, das ist alles relativ. Bevor du ins Jahr 2007 zurückgegangen bist, bist du höchstens mal ein paar Tage zurückgesprungen. Das ist eine Formel, die auf der Anzahl der Jahre basiert, die du zurückreist, und der Länge der Zeit, die du in der Vergangenheit verbringst. Diesen Teil kanntest du bereits, weil die Formeln in deinem Tagebuch stehen.«
Ich nickte. »Aber warum ist mir in diesem Jahr nicht permanent schlecht? Strenggenommen ist das für mich die Vergangenheit.«
Er zuckte mit den Schultern, »Ich glaube, weil das hier jetzt deine Homebase ist. Jedes andere Jahr ist eins, in dem du eigentlich nicht sein solltest, also passieren ungute Sachen mit dir, wenn du zufällig in einen dieser Nicht-Homebase-Zeiträume reist. Und je länger du von deiner Homebase wegbleibst, desto schlimmer sind die Symptome. Das ist, als würde dein Körper tatsächlich auseinandergerissen, und vielleicht hast du einfach gewisse Grenzen.«
»Das erscheint mir ziemlich plausibel. Ich verstehe bloß nicht warum .«
»Es gibt haufenweise Dinge, die wir noch nicht verstehen, so viel steht ja wohl fest.«
»Stimmt. Aber … Ich muss wirklich mal meinen Vater anrufen. Ich kann ihn ja einfach fragen, ob er ein Agent ist. Ich sage ihm, ich hätte ein Gespräch mitgehört oder so was. Er steht doch im Prinzip auf meiner Seite, oder?«
Adam zog eine Augenbraue hoch. »Meinst du wirklich? Er hat dich in die Klinik gefahren, als du dir den Arm gebrochen hast. Na und? Und selbst wenn er zu den Guten gehört … Was, wenn es keine Rolle spielt und er sich gegen dich stellen muss, sobald er weiß, dass du nicht länger im Dunkeln tappst? Da dir dieses Hin-und-her-Gespringe in der Zeit ganz schön übel zusetzt, solltest du deine Sprünge in Zukunft für die wirklich wichtigen Aufgaben reservieren, finde ich. Sonst erholst du dich nie mehr. Außerdem bin ich der Meinung, du solltest deinem Vater gegenüber vorläufig weiter den Dummen spielen. So kommst du leichter an Informationen heran. Wie es klingt, waren diese Typen in dem unterirdischen Kliniktrakt nicht gerade erfreut, dich zu sehen, und sie kannten deinen Dad … so als steckten sie mit ihm unter einer Decke.« Er hielte inne, und ich sah, wie es in ihm arbeitete.
Ich setzte mich auf und lehnte mich gegen das hölzerne Kopfende. »Verdammt. Ich fühle mich absolut mies, und dabei wollte ich heute versuchen Holly rumzukriegen, mit mir auszugehen. Sie hat mir gestern Abend ihre Nummer gegeben.«
Adam wandte mir den Rücken zu und wühlte in einem Stapel Papier auf seinem Schreibtisch herum. »Sie hat zu tun.«
»Hat sie das?«
»Ich habe ihr versprochen, mit ihr für ihre Mathearbeit zu üben.«
»Ist doch super, dann hab ich einen Vorwand, sie zu treffen. Ich mache einfach mit bei eurer kleinen Lern-Session. Sag ihr, dass wir zusammen rumgehangen haben.«
Er nahm eine frische Jeans aus dem Schrank und zog sie an, ohne mich
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