Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)
anzusehen. »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Sie hat echt Schiss vor dieser Arbeit.«
»Was verschweigst du mir, Adam? Hat sie irgendwas zu dir gesagt?«
Schließlich schaute er mich an und seufzte. »Ich wollte das heute eigentlich nicht ansprechen, aber offenbar hab ich keine andere Wahl. Nachdem ich alle deine Eintragungen gelesen habe, habe ich den Eindruck, dass das zwischen dir und Holly nichts wirklich Ernstes war.«
»Meinst du jetzt die 007-Holly oder die andere?«
»Die 007-Holly?«
»Ja, klingt doch viel cooler als die Holly von 2007.«
Er schüttelte den Kopf und lachte. »Interessante Art, das aufzulösen. Aber ich meinte die andere. Aus dem Jahr 2009. Ist denn außer den Schuldgefühlen, weil du sie sterbend zurückgelassen hast, jetzt irgendetwas anders als in der Zukunft?«
Ich starrte ihn an. Ich wusste nicht genau, was ich ihm antworten sollte, und spürte, wie ich vor Wut rot anlief.
»Hör zu, Jackson, ich hab nichts gegen dich. Du musst mit einer Menge verrücktem, total haarigem Kram klarkommen, und dass du ihr das Leben retten oder sichergehen willst, dass sie in Sicherheit ist, beweist, dass du anständig bist. Aber meinst du nicht auch, dass es ein bisschen riskant ist, in ihrer Nähe zu sein … aus mehreren Gründen? Holly ist meine Freundin, und ich möchte nicht, dass ihr etwas zustößt.«
»Glaubst du, ich suche aus schlechtem Gewissen ihre Nähe?«, fragte ich, weil ich mir wirklich nicht sicher war. Dies waren unbekannte Gewässer für mich. Beziehungen jedweder Art waren für mich fremdes Terrain.
»Es sieht schon so aus, aber vielleicht irre ich mich auch. Jedenfalls musst du damit aufhören, dich schuldig zu fühlen.«
Adam schaltete seinen Computer ein, und ich rollte auf den Bauch und starrte das Muster auf dem Bildschirm an, während ich über seine aufschlussreiche Bemerkung nachdachte. Stellte ich Holly nur aus Schuldgefühlen nach oder vielleicht sogar, weil ich es spannend fand zu sehen, ob ich sie noch mal rumkriegen würde?
Andererseits hätte ich ja in jener letzten Nacht, die wir zusammen verbracht hatten, auch einfach gehen können. Ich war eine Stunde zu spät zum Abendessen gekommen und hatte ihr gesagt, ich könne nicht mit ins Kino, weil ich noch was mit Adam vorhätte.
Sie war von ihrem Stuhl aufgestanden, hatte ihre Handtasche genommen und ruhig gesagt: »Ich könnte auch genauso gut andere Dinge tun. Darum werde ich genau das jetzt auch einfach machen.«
Ich wusste, dass sie sauer war, obwohl sie mich erst angeschrien hatte, als ich ihr hinterhergelaufen war. Aber ich war ihr hinterhergelaufen! Das musste etwas zu bedeuten haben. Ich war nie mit Mädchen von meiner Highschool oder mit irgendwem sonst zusammen gewesen, der viel über mein Privatleben wusste. Oder mit Leuten, die meine Schwester gekannt hatten, bevor sie gestorben war. An der Uni war es leichter gewesen. Irgendwie hatte es so geendet, dass ich Holly fast alles über mich erzählt hatte … aber ausnahmsweise war ich in diesem Fall ihre einzige Quelle. Sie kannte den Klatsch und die Gerüchte nicht, die in meiner Schule kursiert hatten.
Was es so leicht machte, mit Holly zu reden, war, dass ich ihr immer nur die Hälfte erzählen musste, und sie ergänzte dann die andere Hälfte. Sie wusste immer, was ich dachte. Wie bei unserem ersten Kuss …
Es war an meinem neunzehnten Geburtstag gewesen. Am 20. Juni 2009. Mein Vater ignorierte ihn, wie immer seit Courtneys Tod. Holly hatte gerade mit David Schluss gemacht und widerstrebend eingewilligt, mit den anderen Betreuern der Ferienspiele in einen Club zu gehen. Die Gelegenheit, sie für mich zu haben, war mir natürlich höchst willkommen, aber ich spürte, dass sie schlecht drauf war und nur so tat, als amüsierte sie sich.
Daraufhin verwarf ich meinen ursprünglichen Plan, sie auf die Tanzfläche zu locken.
»Möchtest du woanders hingehen?«, fragte ich sie.
Sie nickte. »Hast du Hunger?«
»Ich sterbe vor Hunger.«
»Ich auch.« Ihre Finger landeten in meiner Handfläche, und ich griff zu und führte Holly in die warme Sommerluft hinaus.
Bevor wir den Gehsteig entlang gingen, ließ ich ihre Hand wieder los. »Pizza magst du nicht, oder?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, wegen meiner Laktose-Allergie.«
»Ich kenne da einen tollen Imbiss auf der anderen Seite der Stadt. Die haben jede Menge Sachen ohne Milch.«
»Klingt gut.«
Wir sprangen in ein Taxi und fuhren weit von dem Club weg. Der Imbiss war fast
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