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Styling deluxe / Roman

Styling deluxe / Roman

Titel: Styling deluxe / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Reid
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ähm … ach du liebe Zeit …« Sie sah sich nach ihren Töchtern um, doch sie durften ihr nicht helfen. »Diens … Freitag … nein, Mittwoch«, entschied sie schließlich.
    Es war Montagvormittag.
    »Gut, und nun zum Schluss: Wie heiße ich?«
    Wieder blickte Fern völlig ratlos drein.
    Annie und Dinah musterten sie überrascht. Wie konnte sie den Namen des Arztes vergessen haben? Sie mochte ihn doch so sehr! Seit sie sie zu Hause abgeholt hatten, um mit ihr zur Praxis zu fahren, hatte sie über ihn geredet, überzeugt, dass, wenn überhaupt jemand, dann nur Dr. Bill ihr helfen konnte.
    Fern war zutiefst bestürzt. »Ich kann es nicht glauben! Wie konnte ich das vergessen!«, rief sie. »Und obendrein ist das so unhöflich von mir!«
    »Okay, kein Grund zur Aufregung«, beschwichtigte Dr. Bill und notierte etwas in den Papieren auf seinem Schreibtisch.
    Im darauffolgenden Gespräch gab er Ratschläge und hoffte, die Frauen beruhigen zu können. Er sprach von der eventuellen Notwendigkeit einer Haushaltshilfe und wollte wissen, wie oft Ferns Töchter sie anrufen und besuchen konnten, um nach ihr zu sehen. Dann wies er auf weitere notwendige Termine zur Beobachtung des »Fortschreitens« der »Demenz« hin.
    Annie spürte, wie ihr vor Nervosität der Schweiß in den Achselhöhlen ausbrach. Es ging um ihre Mum. Fern war noch nicht einmal fünfundsechzig. Ihr Gesundheitszustand war gut; Annie hatte gedacht, sie hätte mindestens noch zwanzig Jahre vor sich. Die Vorstellung, dass sie diese Jahre verwirrt und benebelt verbringen müsste, nicht in der Lage, die Menschen um sich herum, ihre Familie und Freunde zu erkennen, war einfach grauenhaft. Sie erkannte den Schock auch im Gesicht ihrer Mutter.
    »Es sieht also schlecht aus, Herr Doktor?«, fragte Fern am Ende seines Vortrags.
    »Nein, nein. Bitte denken Sie nicht so darüber!«, beschwor er sie lächelnd. »Ihr Kurzzeitgedächtnis ist ein bisschen schwach. Vielleicht bleibt es jahrelang so, wie es jetzt ist, aber wir müssen Sie im Auge behalten, denn wenn eine plötzliche Verschlechterung auftreten sollte, müssen wir es wissen und Hilfe oder Behandlung für Sie bereitstellen. Die Behandlungsmöglichkeiten auf diesem Gebiet werden immer besser. Machen Sie sich bitte überhaupt keine Sorgen!«
    Annie und Dinah lächelten ihn an und gaben sich optimistisch, doch in Wirklichkeit sank ihr Mut.
Mum wird bei uns leben müssen,
dachten beide Töchter.
Nun, das wäre nicht so schlimm, oder? Entschieden besser, als sich sorgen zu müssen, ob sie es ins Bett geschafft hatte oder die Nacht im Pyjama draußen mit Gartenarbeit verbrachte.
     
    Vorrangig mit solchen Gedanken beschäftigt, waren die beiden Schwestern am Nachmittag während der Heimfahrt sehr still.
    Fern hatte sie nach einem raschen Mittagessen davongescheucht. »Mir fehlt nichts! Mir fehlt nichts! Kümmert ihr euch wieder um euer arbeitsreiches Leben und hört auf, euch um mich zu sorgen! Ich bin nicht der erste Mensch, der alt wird, wisst ihr, so etwas passiert eben. Seht euch Tante Hilda an«, empfahl sie, »sie lebt noch immer allein, macht unermüdlich weiter mit ihrer Hüftprothese, und sie ist fast neunzig! Den Verstand zu verlieren ist wahrscheinlich die beste Art abzutreten«, scherzte sie düster, »sonst wird man einfach nur älter und älter und immer deprimierter über das, was vor einem liegt. Ich habe seinerzeit ein paar äußerst deprimierte alte Füße versorgt, und das sah nicht nach Spaß aus.«
    »Ich muss tanken«, verkündete Annie, als die Reklamefahnen einer Tankstelle vor ihnen auftauchten.
    »Gut, dann kann ich mir Erdnüsse holen«, sagte Dinah.
    »Wer kauft denn in einer Krise
Erdnüsse?
«, spottete Annie. »Ich hole mir einen Galaxie-Riegel so lang wie mein Arm und will keine Einwände hören.«
    Doch als sie aus dem Jeep stieg und den Tankstellen-Vorplatz betrat, wurde Annie schwindlig, und sie musste sich an der Wagentür festhalten.
    »Um Himmels willen, was ist los?«, fragte Dinah eindringlich.
    »Ich weiß nicht, mir ist schwindlig … Der Gestank hier, bah!«, antwortete sie und musste leicht würgen.
    »Steig wieder ein!«, wies Dinah sie an. »Vielleicht hast du dir einen Virus eingefangen oder so. Es gibt eine Art Ohreninfekt, bei dem einem schwindlig wird, wenn man aufsteht.«
    »Kann sein«, meinte Annie und ließ sich langsam in den Sitz sinken.
    »Ich tanke«, bot Dinah an, öffnete die Beifahrertür und stieg aus.
    Doch da entdeckte Annie voller Entsetzen den

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