Styling deluxe / Roman
den Hund bei Laune zu halten.«
»Ein Knochen? So, so, ein Knochen, wie?« Sie erkannte seinen verschmitzten Gesichtsausdruck. »Ich freu mich schon auf den Knochen.«
»Ich auch.«
»Aber es ist
dein
Geburtstag«, protestierte Annie, »
du
bist es, der Geschenke bekommen sollte!«
»Was soll ich sagen?« Er nahm sie noch einmal in die Arme. »Ich bin ein großzügiger Mensch.«
Sie hätte sich umgedreht, um ihn zu küssen, doch da läutete die Türglocke.
»Das wird Dinah sein, ich gehe schon«, erbot sich Annie und ging aus dem Zimmer.
»Wann kommt Lana zurück?«, rief Ed ihr nach.
»Sie geht zu Andrei zum Pauken«, informierte Annie ihn. »Sie hat versprochen, gegen zehn Uhr zu Hause zu sein, und ich habe ihr Geld für ein Taxi gegeben.«
»Zu Andrei?«, wiederholte Ed. Er folgte ihr aus dem Schlafzimmer und blieb mit besorgter Miene im Flur am Kopf der Treppe stehen.
»Ja«, antwortete Annie.
»Andrei ist heute Abend nicht zu Hause«, gab Ed zurück.
Annie erkannte Dinahs Umriss hinter der Glasscheibe der Haustür, doch diese Information ließ sie wie vom Donner gerührt stehen bleiben.
»Was soll das heißen?«, fragte sie und drehte sich zu Ed um.
»Heute Abend um sieben Uhr ist Andrei in der Dulwich High School zur Eröffnung des Debattierclubs von St. Vincent’s.«
Annie und Ed sahen sich einen Moment lang schweigend an.
Dann drang Dinahs zweites Klingeln in ihre sorgenvollen Gedanken. Annie riss die Tür auf.
»Hi! Du bist ein Schatz. Mum ist im Wohnzimmer. Nimm dir Tee, Kekse – was du willst! Kleine Lana-Krise, Schätzchen. Wir müssen sie nach Hause holen, bevor wir losfahren.« Dinah trat über die Türschwelle ins offensichtliche Chaos.
Annie wählte bereits Lanas Handynummer. Doch zu ihrer Enttäuschung ging der Anruf direkt an die Mailbox.
»Lana, hier ist deine Mum. Was auch immer du heute Abend geplant hast, ich muss es wissen. Ruf mich an!«, befahl sie und legte auf.
Annie ging ihre Liste der Nummern von Lanas Freundinnen und deren Müttern durch. Sie würde sie alle anrufen. Sie würde jede Einzelne anrufen, bis sie wusste, wo ihre Tochter steckte. Im Vordergrund ihrer Überlegungen stand der Gedanke, dass Lana in letzter Zeit so unproblematisch gewesen war, so fleißig und ehrlich … doch das hatte sich mit Elenas Auftauchen geändert.
Jetzt hatte Lana sich schaurige Klamotten gekauft, einen Abend in der Schulwoche zu lange in einem Café verbracht, nach Zigarettenrauch gerochen, und augenscheinlich paukte sie auch nicht mehr so eifrig wie früher.
Annie wählte Elenas Nummer.
Mailbox.
»Hier ist Annie, ruf mich an, sobald du diese Nachricht abhörst! Auf der Stelle!«, schnauzte sie.
Als die zwei Freundinnen und drei Mütter, die sie erreicht hatte, ihr keine Informationen geben konnten, beschloss Annie, in Lanas Zimmer nach eventuellen Hinweisen zu suchen.
Ein rascher Rundblick verriet ihr, dass die neuesten Schuhe und das neueste Outfit sowie ihr Make-up-Täschchen fehlten.
»Elena!«, flüsterte Annie sorgenvoll, wütend und gekränkt. »Elena steckt dahinter!«
Am Vortag war Elena nach Mitternacht heimgekommen. Annie hatte ihr Auto kommen gehört und gewartet, bis sie die Haustür aufschloss. Es hatte Annie nicht sonderlich beunruhigt. Elena war zweiundzwanzig. Sie war allein von Kiew nach London gereist, offenbar hatte sie Freunde in der Stadt, und sie konnte auf sich selbst achtgeben. Annie hatte nicht bedacht, dass Elena beim nächsten Mal womöglich Lana mitnehmen würde.
Sie fand Ed mit Dinah und ihrer Mutter im Wohnzimmer; er tippte eine SMS in sein Handy.
»Weißt du jemanden, den du anrufen könntest?«, fragte Annie ihn.
»Ich habe gerade überlegt, ob ich Andrei eine Nachricht schicken soll«, antwortete Ed. »Ich habe die Nummer des Lehrers, der mit ihm zum Debattierclub geht. Vielleicht kann er eine Nachricht weitergeben.«
»Mir fällt niemand mehr ein, den ich anrufen könnte … Vielleicht ruft ja jemand zurück«, sagte Annie. Sie blickte auf ihr Handy und versuchte es noch einmal mit Lanas, dann mit Elenas Nummer. Sie konnte nicht stillsitzen … lief im Zimmer umher, beschäftigte sich hektisch, richtete Zeitschriftenstapel, ordnete die gerahmten Fotos auf dem Kaminsims neu …
»Versuche, ruhig zu bleiben«, beschwichtigte Ed sie, »sie ist ein vernünftiges Mädchen. Vielleicht ist sie ja mit Elena ausgegangen, aber ich möchte wetten, dass sie Punkt zehn Uhr mit dem Taxi nach Hause kommt.«
Eds Handy klingelte, und alle
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