Styling deluxe / Roman
wandten sich hoffnungsvoll ihm zu.
»Hi«, meldete er sich, »hi, Andrei. Danke für den Anruf. Entschuldige, dass ich dich belästige. Wir suchen Lana …«
Ed hörte konzentriert zu.
»So …«, sagte er, »tatsächlich? … Ja … stimmt …« Ed hörte eine Weile zu, bevor er fragte: »Würdest du das tun? Das wäre uns eine große Hilfe. Ausgezeichnet. Okay, dann sprich. … Ciao.«
Er klappte sein Handy zu, stand auf und berichtete Annie: »Sie ist mit Elena im East End. Wo genau, weiß ich nicht, aber Andrei versucht, sie zu finden. Sie hat ihn schon per SMS gebeten zu kommen. Ich fahre hin«, fügte Ed hinzu.
»Was machen sie dort? Wozu braucht Lana Andrei?«, fragte Annie in Panik.
»Augenscheinlich trifft Elena sich mit jemandem wegen eines Jobs, und sie wollte, dass Lana sie begleitet.«
»Was für ein Job?«
»Ich weiß es nicht. Pass auf, ich nehme den Wagen und fahre hin. Andrei berichtet mir Näheres, sobald er etwas weiß. Wir finden sie!«, versicherte er so beruhigend wie möglich.
»Ich komme mit«, entschied Annie.
»Nein, ich schaffe das schon. Du bleibst hier beim Telefon«, wies er sie an. »Ruf alle an, die wissen könnten, wo sie steckt, dann findest du vielleicht noch vor mir etwas heraus. Bitte, Annie, du weißt selbst, dass es so sinnvoller ist!«
»Na gut«, stimmte sie widerstrebend zu.
Ed war zu dem Schluss gekommen, dass es im Moment nicht sehr hilfreich wäre, Annie zu sagen, wie Lanas SMS an Andrei lautete. Sie hatte geschrieben, dass ihr das Lokal nicht geheuer wäre und ob er bitte so schnell wie möglich kommen könnte. Andrei hatte gerade überlegt, wie er zum East End und rechtzeitig wieder zurückkommen sollte, um den Minibus zur Dulwich High School noch zu erwischen, als sein Englischlehrer ihm Eds Bitte um seinen Anruf übermittelte.
Ed nahm Annies Autoschlüssel, ging hinaus und versprach, sich zu melden, sobald er Näheres wusste.
»Wie geht es dir?«, fragte Annie ihre Schwester, nachdem sie eine Tasse frischen Tee angenommen hatte und sich endlich überreden ließ, sich zu setzen. Dinah lehnte sich neben ihrer Mutter ins Sofa zurück und sah blass und erschöpft aus. Es fiel Annie jetzt erst auf, als sie das Telefon aus der Hand gelegt hatte.
»Ach, ganz gut«, erwiderte Dinah. »Die Embryos sind eingepflanzt, aber es wäre Unsinn, das schon als Schwangerschaft zu bezeichnen«, gestand sie freimütig.
»Ach, Dinah!« Fern wandte sich ihr voller Mitgefühl zu und tätschelte ihre Hand. »Es tut mir so leid, dass du so viel durchmachen musst. Mir ist das Schwangerwerden immer so einfach … ein bisschen zu einfach vorgekommen.« Der Gedanke daran musste Fern wohl flüchtig an ihren Exmann erinnert haben, denn ihre Miene verdüsterte sich deutlich. Ihr Mann hatte schon vor Jahren den Kontakt zu seiner Familie abgebrochen. Er war Frachtschiffskapitän, der sich auf transglobale Beziehungen der falschen Sorte spezialisiert hatte, und Fern war froh gewesen, ihn los zu sein. Und jetzt hatten sie und ihre Mädchen ehrlich gesagt keine Ahnung, ob er noch lebte oder nicht; es war so lange her, dass sie von ihm gehört hatten.
»Dinah, ich glaube, wir sollten dieses Wochenende lieber nicht wegfahren«, verkündete Annie. »Es ist nicht fair dir gegenüber. Du und Bryan, ihr solltet einen Miniurlaub machen, nicht wir.«
»Machen wir auch. Wir haben schon alles geplant«, eröffnete Dinah ihnen. »In ein paar Monaten nehmen wir richtig Urlaub, so oder so: ob ich schwanger bin oder nicht. Was glaubst du, warum ich hier bin?«, fragte sie lächelnd. »Ich sammle Pluspunkte für den Zeitpunkt, wenn ich dich – oder noch besser: Ed – als Babysitter brauche.«
»Na ja, du bist eindeutig nicht zum Spaß hier, oder? Also wirklich, was für eine verflixte Katastrophe! Wie konnte Lana nur? Und ausgerechnet heute!«
»Weil sie ein Teenie ist?!«, mischte Fern sich ein. »Wenn ich daran denke, was ihr drei alles so angestellt habt – und du ganz besonders, Annie!«
Daraufhin musste Annie sich in ihrem Sessel zurücklehnen und kurz überlegen. Rückblickend erschien ihr alles ziemlich harmlos, denn ihr war nie etwas wirklich Schreckliches zugestoßen. Aber wollte sie, dass ihre Tochter all das tat, was sie selbst angestellt hatte? Dass sie sich in so riskante Situationen begab wie sie?
Annie war seit ihrem siebzehnten Lebensjahr fast jedes Wochenende ausgegangen, war mit dem Nachtbus heimgefahren und das letzte Stück zu Fuß gegangen, in High Heels und
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