Styling deluxe / Roman
er.
Schließlich ging sie in Gedanken an das weiße Himmelbett, die wunderschönen Fenster mit den sich blähenden weißen Vorhängen, das Marmorbad mit der Dampfdusche doch quer durch das Zimmer auf ihn zu.
Es war nun mal so schrecklich enttäuschend.
Ed streckte eine Hand nach ihr aus und zog Annie zu sich aufs Bett. Die Matratze senkte sich, knarrte und wackelte so sehr, dass Annie glaubte, sie würde unter ihr einbrechen.
Sie zog die Tagesdecke zurück und fragte: »Sind die Laken sauber?«
»Nicht mehr lange«, erwiderte Ed anzüglich.
Er nahm sie in die Arme und suchte ihren Mund.
Miniurlaub,
sagte sie zu sich selbst, als sie seinen Kuss schmeckte.
Ich habe Miniurlaub und werde ihn genießen … Ed genießen. Ich werde es genießen, ihn ganz für mich allein zu haben.
Sie schlug die Augen auf und sah Dave, der – die Pfoten auf der Tagesdecke – mit schiefgelegtem Kopf zu ihnen aufblickte.
»Ed!«
Am nächsten Morgen brauchte Annie lange, um aufzuwachen. Mit geschlossenen Augen lag sie da, als sie langsam wieder zu Bewusstsein kam, und stellte fest, dass sie nackt war. Sie lag auf der Seite; Eds Arm ruhte schwer auf ihr, seine haarige Brust war an ihren Rücken geschmiegt und seine Beine mit ihren verschlungen.
Sie fühlte sich warm und klebrig an. Als sie die Augen aufschlug, waren ihre Lider schwer und die Augäpfel wie ausgetrocknet.
Die braun-weißen Blumen, die vor ihren Augen schwammen, verursachten ihr unvermittelt Panik, bevor sie sich wieder orientieren konnte.
Sie befanden sich in diesem Zimmer. Oh, sie waren in
diesem
Zimmer! Von heftiger Erregung überkommen, erinnerte sie sich an die vergangene Nacht.
Oh! Die vergangene Nacht.
Oh – mein – Gott! Letzte Nacht!
Es hatte Champagner gegeben. In Kelche geschenkt. Dann über nackte Körper gegossen. Über Brüste und in Nabel, um dort abgeschleckt auf aufgesaugt zu werden. Kühle prickelnde Bläschen, die an den empfindlichsten und geschwollensten Stellen schäumten, perlten und platzten. Geräuschvoll hatten sie dieses Bett benutzt und missbraucht, hatten in ihrem hektischen Wunsch, einander bis zur Neige zu genießen, das Kopfbrett skrupellos gegen die Wand knallen lassen.
Annie strich langsam mit der Hand über ihre Brust und schmiegte sich rücklings noch enger an Ed. Sie würde ihn wecken, überlegte sie, schob die Finger zwischen ihre Beine und streichelte sich dort, bis es sie wieder nach Eds Berührung verlangte.
Ihr Diaphragma war an Ort und Stelle, sie könnte sich einfach umdrehen, sich an ihn drücken, und sie könnten wieder von vorn anfangen.
Ihr Diaphragma? Die weiße Gummischeibe, die verhinderte, dass sie dahin kam, wo Ed sie haben wollte?
Jetzt fuhr sie ruckartig hoch und riss die Augen auf.
Und jetzt konnte sie das hässliche Zimmer richtig sehen. Ihre Kleider lagen in einem Haufen auf dem Boden, und dort drüben stand ihre Reisetasche. Darin befand sich ihr Waschbeutel, in ihrem Waschbeutel steckte ihr Diaphragma-Behälter, und in ihrem Diaphragma-Behälter war … das Diaphragma.
Er hatte sie überredet. Vielleicht hatte sie sich selbst überredet. Wie auch immer … hier, im kalten Tageslicht, verstand sie, dass es Wahnsinn war. Und sie würden es bestimmt nicht noch einmal tun!
Der Hund! Wo war der verflixte Hund?
Ihr Blick wanderte über den Teppich, und sie entdeckte Dave zusammengerollt auf dem Kaschmirpullover, den sie Ed zu Weihnachten geschenkt hatte. Bevor sie ihm befehlen konnte aufzustehen, sah sie das unverkennbare kleine Häufchen bei der Tür. Es war ein Kringel von Daves kleinen Würstchen.
Das war zu viel. Diesen dummen kleinen felligen Flachwichser ertrug sie nicht länger. Für diesen blöden Hund gab es keine andere Bezeichnung. Er war hässlich, taub und inkontinent! Und noch mehr
Scheiße
ließ sie sich nicht bieten. An metaphorischer Scheiße hatte sie gerade genug im Leben. Da hatte sie keine Lust, sich die Hände an dem echten Dreck schmutzig zu machen!
»Ed!«, rief sie drängend und rüttelte ihn wach. »Dave hat auf den Teppich gekackt. Ed!«, zischte sie. »Aufwachen! Ich will mich nicht darum kümmern!« Damit warf sie die Bettdecke von sich und ihm, stand auf und ging ins Bad.
Während sie die Toilette benutzte, überdachte sie die Verhütungssituation. Seit ihrer letzten Regel waren zwei Tage vergangen, also konnte sie sich absolut sicher fühlen. So sicher, dass letzte Nacht in ihrem Hinterkopf der Gedanke gekreist hatte: Ich kann diese Entscheidung noch
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