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STYX - Fluss der Toten (German Edition)

STYX - Fluss der Toten (German Edition)

Titel: STYX - Fluss der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Dunkelheit. Sie war nackt und selbst in seinem Traum hatte Navin so viel Anstand, seine Phantasie zu verfluchen. Aber nur für einen Moment. Im nächsten Augenblick schon wurde ihm klar, dass Cassie gar nicht anders konnte, als nackt zu sein, und dass das nichts mit seinen Wünschen und Träumen zu tun hatte. Er fühlte sich nicht einmal erregt.
    Ganz ruhig stand sie da. Sie schien nicht zu frieren, aber ihre helle Haut leuchtete beinahe in der Dunkelheit. Vielleicht war das der Grund, weshalb Navin sie so gut erkennen konnte und zuerst gar keine Augen für die sehr viel kleinere Gestalt an ihrer Seite hatte. Cassies Leuchten schien alles zu übertünchen.
    Navin blinzelte ein paar Mal, bis seine Augen sich an die plötzliche Helligkeit gewöhnt hatten. Dann sah er, dass Cassie einen kleinen Jungen an der Hand hielt. Den kleinen, kranken Jungen aus der Scheune. Wie war sein Name noch einmal gewesen? Lennart? Er trug immer noch die Lumpen, in denen Navin ihn das letzte Mal gesehen hatte, aber seine Augen waren jetzt nicht vom Fieber verschleiert, sondern klar und wach und vertrauensvoll. Er hielt Cassies Hand umklammert wie einen Rettungsanker, und sah zu Navin auf, als erwarte er ein ganz besonderes Geschenk.
    Navin trat auf die beiden zu. Jetzt sah auch Cassie auf, direkt in sein Gesicht. »Ich habe ihn zu dir gebracht«, sagte sie. »Der Rest ist deine Sache. Ich habe meine Aufgabe getan. Der Übergang. Du weißt ...«
    Im Traum wusste Navin, was sie meinte und nickte. Dann streckte er die Hand aus und griff nach der des Jungen. Die kleinen Finger waren seltsam warm in seinem Griff, wie etwas, das nicht in diese kühle, feuchte Welt gehörte.
    Der Junge sah zu ihm auf und wieder war da dieser hoffnungsvolle Blick.
    »Du wirst mir doch nicht wehtun?«
    Navin schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht.« Und dann, weil es einfach dazu gehörte. »Wo ist deine Bezahlung?«
    Lennart wirkte einen Augenblick verwirrt, dann streckte er seine freie Hand aus und deutete auf Navin selbst. »Du hast ihn schon bekommen. Erinnerst du dich nicht?«
    In Navins freier Hand tauchte der klebrige Schokoladenriegel auf, den ihm das kleine Mädchen - Rona - gegeben hatte.
    Navin nickte und wusste, dass der Junge Recht hatte.
    Alles war gut.
    Alles war, wie es sein sollte.
    Er umschloss die kleine, warme Hand ein wenig fester und drückte die Finger besänftigend, als wolle er dem Jungen die Angst nehmen. Als er wieder zum Flussufer aufblickte, war Cassie verschwunden. Stattdessen strömte weißes, schäumendes Wasser durch den engen Flusslauf.
    Auf den tosenden Wogen lag ein kleines Schiff. Ein flacher Kahn wie der, den Navin in den letzten Wochen der Menschheit den Fluss hinaufgelenkt hatte. Nur der Motor fehlte, statt dessen gab es am Heck eine lange Stange, die durch eine Metallöse lief. Das Boot schwamm vollkommen ruhig, auch wenn das Wasser unter ihm tobte und nach seinen Seiten griff. Beinahe schien es, als schwebe es über dem unruhigen Fluss.
    Navin führte den kleinen Jungen zu dem Boot und hob ihn hinein. Das Kind zeigte keinerlei Angst, beugte sich sogar über die Reling, um in das schäumende Wasser zu blicken, wie es jedes Kind an Bord eines Schiffes tun würde. Navin sprang hinter ihm ins Boot und spürte das Holz unter seinen Füßen beben. Der Fluss stieß ein wütendes Tosen auf und eine große Welle schlug über die Reling, durchnässte Navin von oben bis unten, drang sogar durch seine dicke Robe und ließ ihn erschaudern.
    Der Fluss will nicht, dass ich den Jungen fortbringe , dachte er, während er zum Heck ging, um das Seil zu lösen, welches das Boot an Ort und Stelle hielt. Er hat das Kind zu lange gehütet. Er ist eifersüchtig.
    Kaum hatte er das Tau gelöst und die Stange zur Hand genommen, packten die eisigen Fluten das kleine Boot und rissen es mit sich. Vorbei war es mit der Ruhe. Wie ein verlorenes Blatt tanzte das Boot auf den Wellen, wurde hierhin und dorthin geworfen, trieb haltlos durch die Dunkelheit.
    Navin stemmte sich gegen die Stange und versuchte verzweifelt, das Boot wieder in Gleichgewicht zu bringen. Doch das Flusswasser riss an dem Holz und hätte es ihm aus der Hand gewunden, wenn es nicht in der Öse gesteckt hätte. Navin fluchte und schimpfte, doch das Wasser ließ sich davon nicht beeindrucken. Eisige Wellen schwappten wieder und wieder über die Bootswand, durnässten ihn und den Jungen, füllten den Boden des Bootes mit Wasser und drohten, es zum Kentern zu bringen. Navin spürte, wie

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