STYX - Fluss der Toten (German Edition)
erkennen, ganz klar ein Tier des Meeres geblieben ... oder vielmehr geworden ist?! Außerdem stellen mich insbesondere diese Muster im Bauchbereich vor ein Rätsel: Das Muster besteht, wie ich meinen möchte, aus drei Teilmustern und wiederholt sich über die gesamte Bauchpartie – wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass es Schriftzeichen sind. Schriftzeichen, die man ihm eingeritzt hat.«
»Die paar Einstiche hier dürften von meinem Messer herrühren«, fügte Fetterman hinzu und deutete auf einige tiefere Einschnitte. »Diese anderen jedoch, die Muster – ich bin da unten sehr nah an dem Viech dran gewesen, und diese Muster hat es vorher nicht gehabt. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche, Doc!«
Zu viert luden wir das Tier in den Krankenwagen. Ich sagte noch zu den anderen, dass wir kein Wort über unseren Freund verlieren sollten. Dann fuhren Fetterman und ich in meinem Wagen und Hendricks in seinem dem Krankenwagen hinterher. Auch im Memorial waren wir vier es, die das Ding verdeckt unter einem Leichentuch in den Keller fuhren. Dort gab es einen kleinen Raum für gerichtsmedizinische Zwecke, der meines Wissens nie zuvor Anwendung gefunden hatte. Hier lagerten wir das Tier von der Trage auf den Seziertisch um.
»Und was machen wir jetzt, Detective?«, fragte Fetterman.
Einen kühlen Kopf bewahren , dachte ich und stellte eine Gegenfrage: »Was schlägt die Armee in solchen Fällen vor, Larry?«
»Es gibt ein altbewährtes Sprichwort bei den Marines: Wenn es dich töten will, ist es der falsche Zeitpunkt für eine Teepause!«
»Das heißt?«, erkundigte sich Dr. Brody, dessen Augenmerk jedoch dem Sezierwerkzeug galt, das er sorgfältig vor sich auf dem Tisch ausbreitete.
»Das bedeutet«, erklärte Hendricks, »dass wir jetzt zum Strand fahren und diese Mistviecher eins nach dem anderen abknallen!« So heißspornig kannte ich ihn gar nicht. »Ich meine, es hat diese Zeichen auf dem Bauch, die vorher nicht da waren. Das heißt, dass es noch weitere von denen geben muss. Darum sage ich, dass wir denen in den Arsch treten, bevor sie uns in den Arsch treten. Ich meine, wir haben doch Kanonen. Und die sind nur Fische mit Armen!«
»Nein«, sagte ich. »Wir werden uns nicht auf einen offenen Kampf einlassen. Wir haben doch überhaupt keine Ahnung, wie viele von denen dort draußen sind und wozu sie imstande sind.«
»Und was ist, wenn wir dieses Loch einfach zustopfen?«, überlegte Fetterman. »Ich meine, dieses Loch, wie die Jungs es genannt haben, das ist eigentlich vielmehr eine Art Tunnel von etwa dreieinhalb Schritt Länge. Das ist genug Bodenmaterial, um das Loch mit einer kontrolliert durchgeführten Unterwassersprengung für alle Zeit dicht zu machen.«
Niemand sagte etwas. Alle dachten nach. Fetterman entschied die Situation: »Okay, ich geh runter. Was ist nun, wollt ihr den ganzen Tag Däumchen drehen oder bringen wir die Sache jetzt zu Ende?« Zu Hendricks sagte er: »Setz mich bei mir zu Hause ab, dann hol ich das Sprengmaterial und komme mit meiner Lissy direkt zum Strand. Die hat nämlich ein bisschen mehr auf den Rippen, als das kleine Motorboot von heute Mittag. Außerdem will ich, dass du mir Chris Filley holst. Ich kenne niemanden in der Gegend, der so gut mit einer Harpune umgehen kann wie er – außer mir natürlich. Außerdem will ich Jeffrey Gordon dabeihaben. Der kann ein Boot steuern. Falls sie rummucken, sag ihnen, dass ich dich geschickt habe und dass ich sie selbst holen komme, wenn sie nicht gleich ihren Arsch in deinen Wagen kriegen.«
»Ich werde noch ein paar Anrufe tätigen«, fügte ich an. »Zwei zusätzliche Schützen wären vorteilhaft, falls wirklich mehrere von denen auftauchen.«
*
Kurz vor 16 Uhr verließen Hendricks und Fetterman das Krankenhaus. Wir wollten uns um 18.00 Uhr an der dicken Eiche treffen.
Im Keller, gegenüber dem Fahrstuhl, fand ich ein Telefon. Ich rief ein paar Nummern durch, bis ich schließlich vier Leute zusammenhatte. Mehr wollte ich nicht. Was würde ich mir auch anhören müssen, wenn letztlich nichts passierte. Darum rief ich niemanden mehr an, worüber ich heute froh bin, aber aus anderen Gründen: Ein weiterer Helfer hätte nicht mehr genützt, er wäre nur ein Toter mehr gewesen.
Danach rief ich auf der Wache an und sagte Lorraine, sie solle mir Vaughn ans Telefon bringen. Ich fasste ihm die Ereignisse der letzten Stunden zusammen und er hörte geduldig zu. Auch unser Vorhaben, das Loch zu verschließen,
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