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STYX - Fluss der Toten (German Edition)

STYX - Fluss der Toten (German Edition)

Titel: STYX - Fluss der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hörte er sich kommentarlos an.
    Als ich fertig war, fragte er mich im ruhigsten Tonfall: »Und jetzt wollen Sie, dass ich Ihnen sage, was das für Symbole auf dem Bauch sind, nicht wahr?«
    »Ja«, erwiderte ich, »ganz genau das will ich.«
    »Ich kenne ihre Schriftzeichen nicht. Nur eines, das besser nicht dabei sein sollte. Es besteht aus fünf Linien, welche in der Mitte zusammenlaufen. Jede Linie schlägt eine Welle im Uhrzeigersinn. Und eine einzige Welle fußt auf einem weiteren, einem sechsten, kürzeren Strich, auf dem das gesamte Schriftzeichen steht.«
    Aber genau dieses Zeichen war mir im Gedächtnis geblieben, da es am häufigsten abgebildet war. »Was bedeutet dieses Zeichen?«
    Stille. Dann: »Evakuieren Sie die Stadt, Detective. Bevor es zu spät ist.«
    »Nein, das kann ich nicht«, erwiderte ich. »Ich kann nicht einfach die ganze Stadt evakuieren, nur weil irgendein seltsames Tier angespült wurde. Hören Sie, ich muss jetzt Schluss machen. Ich glaube, Brody hat mich gerufen.« Dann legte ich auf.
    Ich ging zu Dr. Brody zurück, wollte mich verabschieden und noch einmal das Tier ansehen. Vielleicht hatte der Doktor irgendetwas herausgefunden, was uns behilflich sein konnte. Unwahrscheinlich in den vergangenen zehn Minuten, aber möglich.
    Als ich die Tür zur Gerichtsmedizin auftat, stockte mir der Atem. In nicht einmal fünf Schritt Entfernung stand mir das totgeglaubte Fischwesen gegenüber und hielt Dr. Brodys Kopf zwischen seinen Klauen. Ein Großteil der Wände war mit Blut bespritzt. Das Tier, das seitlich zu mir stand und mich aufgrund der seitlich angebrachten Augen einäugig anstarrte, warf mir in einer unerwartet schnellen Bewegung den Kopf des Doktors entgegen, den ich instinktiv wegschlug, und überbrückte die Entfernung zur Tür mit einer grotesken Fortbewegungsart, zu der es alle vier Gliedmaßen verwendete, die teils affenartig aussah, aber auch etwas anderes, ganz Fremdartiges in sich barg, was ich bei noch keinem mir bekannten Tier gesehen habe. Durch den heranfliegenden Kopf des Doktors und den eigenen Schreck stolperte ich im gleichen Moment ein paar Schritte nach hinten, nicht mehr als zwei oder drei, aber diese dazugewonnene Distanz war es, die zwischen uns beide zwei glücklich platzierte Kugeln aus meinem .38er-Revolver ermöglichten, die in den Oberkörper des Angreifers traten und ihn zurückwarfen.
    Das Vieh war keineswegs tot, aber mit diesen Befreiungsschüssen hatte ich mir Platz und Zeit verschafft, um es so ins Visier zu nehmen, dass es die nächsten Schüsse nicht überleben würde. Eine Kugel verfehlte ihr Ziel, die anderen beiden durchschlugen den Kopf, wie ich an der Blutfontäne an der gegenüberliegenden Wand erkannte. Die letzte Kugel jagte ich ihm, als das Mistvieh schon regungslos am Boden lag, dort hinein, wo beim Menschen das Herz gewesen wäre. Dann trat ich ihm das, was von seinem ekligen Fischgesicht noch übrig geblieben war, zu Brei.
    Meine Augen tränten. Es musste von der Schusswaffe oder vom Gestank dieser widerwärtigen Kreatur kommen. In meinen Ohren hallte das monotone Fiepen, dass in diesem engen, fast leerstehenden Flur vorprogrammiert war. Ich lud die Waffe nach und verließ das Krankenhaus.
    Ich hatte keine Ahnung, wie ich irgendwem erzählen sollte, was dort unten vorgefallen war – zu meiner großen Überraschung schien aber im Erdgeschoss niemand etwas gehört zu haben. Darüber war ich sehr froh, denn ich wollte in diesem Moment nichts so wenig, wie mit Menschen reden, und nichts so sehr, wie dieses verdammte Loch zumachen.
    Die übrige Geschichte, das Ende unseres »Wir-retten-die-Stadt«-Abenteuers, ist leider viel zu schnell erzählt:
    Ich erreichte den Strand.
    Er war ausreichend abgeriegelt und es hatten sich keine Zwischenfälle ereignet, berichtete Hendricks. Jeder der Anwesenden war über unser Vorhaben, seinen persönlichen Beitrag dazu und unseren Gegner informiert worden. Ich musste mehrfach beteuern, dass dies kein Scherz war. Ich hatte schon eins von den Viechern erlegt, sein Blut klebte an meinem Schuhwerk, sein Geruch hing mir in der Nase – so etwas kann einen sehr überzeugend machen.
    Zusammen mit Filley machte Fetterman den Käfig zurecht. Die anderen luden ihre Waffen, rauchten und schauten stumm aufs Meer. Wir hatten vereinbart, dass alle Vorbereitungen noch am Strand gemacht werden sollten. Rausfahren, abtauchen, Lunte an, auftauchen, zum Strand fahren, dann der große Knall und alles war vorbei – so der Plan.

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