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STYX - Fluss der Toten (German Edition)

STYX - Fluss der Toten (German Edition)

Titel: STYX - Fluss der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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leise.
Ein ungläubiger Ausdruck erschien auf dem schönen Gesicht des Mannes.
»Du erinnerst dich?«
Sie runzelte die Stirn, schien einen Moment nachzudenken, dann schüttelte sie traurig den Kopf.
»Werdet Ihr mich gehen lassen?«, fragte sie schließlich.
*
    Feuer in Troja.
    Feuer und Schreie und Tod.
    Das Klirren der Schwerter, die Schreie der Verwundeten und das Wimmern der Sterbenden. Der Zorn der Sieger, die sich nahmen, worauf sie ein Jahrzehnt voller Entbehrungen hatten warten müssen.
    Kassandra rannte.
    Immer wieder stolperte sie auf dem unebenen Boden, mehrere Riemen an ihren Sandalen waren gerissen und kleine Steine, die in die Schuhe gerutscht waren, hatten sich in ihre Fußsohlen gebohrt, sodass die Schuhe glitschig von ihrem Blut waren.
    Doch Kassandra bemerkte es kaum.
    Der Rauch brannte in ihrer Lunge. Dicker schwarzer Qualm, als habe man schon die Totenfeuer entzündet. Jeder Atemzug schmerzte. Jeder Schritt, jeder Herzschlag war eine Qual. Hände packten sie, doch sie riss sich los, spürte wie die Nähte an ihrem Kleid aufrissen und rannte weiter. In ihrem Kopf hallten die Schreie ihrer Schwestern wider, als die Griechen mit gezückten Schwertern in den Palast gestürmt kamen, sie sah die Tränen in den Augen ihres Vaters in dem Moment, in dem sein Blick brach. Sie hörte das Flehen der Diener und das Weinen der Kinder.
    Sie stolperte erneut und als sie sich mühsam aufrappelte, sah sie, dass es der reglose Körper eines Menschen war, an dem ihr Fuß hängengeblieben war. Schaudernd wollte sie sich abwenden, doch wie von einer grausamen Macht gezwungen, wandte sie sich noch einmal um und betrachtete den Toten. Er trug das Gewand der Priesterschaft, auf dem sich leuchtend rote Blutflecken ausbreiteten.
    Grauen befiel sie.
    Machten die Griechen nicht einmal vor den Dienern der Götter halt? Wohin sollte sie fliehen, wenn diesen Bestien nichts heilig war?
    Dennoch rannte sie weiter, die Treppe hinauf, die unzähligen Stufen, die zum Tempel führten.
*
    Als sie den Palast erreichten, legte Marpessa ihrer Herrin eine Hand auf den Arm.
    Kassandra schreckte auf.
    Vor ihnen erhob sich ein mächtiges Tor, flankiert von steinernen Löwen. Die Wagen fuhren durch das Tor in den gepflasterten Hof, der vor den Palastgebäuden lag.
    Agamemnon sprang von seinem Wagen und eilte auf eine Gruppe Leute zu, die sie hier erwartet hatten. Kassandra sah, wie er eine kleine, zierliche Frau mit dunklem Haar umarmte. Das musste Klytaimnestra, die Königin sein. Sie hatte wenig Ähnlichkeit mit ihrer Schwester Helena. Die Jahre hatten deutliche Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen, aber auch in ihrer Jugend war sie wohl keine Schönheit gewesen. Sie empfing Agamemnon lächelnd, mit Tränen in den Augen und Kassandra begann an den Gerüchten über ihren Hass auf ihren Gatten zu zweifeln.
    Dann kam eine junge Frau auf Agamemnon zu. Ihr Gesicht war schmal, umrahmt von lockigem Haar und ihre Augen mandelförmig. An der Hand hielt sie einen Knaben, der scheu zu Agamemnon aufblickte. Hinter den beiden stand ein Mädchen mit hellem Haar, auch sie unsicher, wie sie dem König begegnen sollte. Das mussten Agamemnons Kinder sein. Elektra, nach Iphigenie seine älteste Tochter, Chrysothemis und Orestes, sein Sohn und Thronfolger, den er als Kleinkind zurückgelassen hatte, als er mit seiner Flotte gen Troja aufbrach.
    Hinter der Königin bemerkte Kassandra einen dunkelgekleideten Mann.
    Sie schauderte.
    »Marpessa, wer ist das?«, fragte sie und nickte leicht in Richtung des Fremden.
    Marpessa beugte sich vor und richtete die Frage an den Wagenlenker.
    »Das ist Aigisthos, der Sohn von Agamemnons Bruder und Statthalter, während seiner Abwesenheit.«
    Schließlich schickte Agamemnon einen Diener zu ihnen, mit der Bitte, Kassandra möge zu ihm herüberkommen. Sie ließ sich von Marpessa vom Wagen helfen und schritt dann langsam über den gepflasterten Hof.
    Ihr war schwindelig. Die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel und die Wochen auf See hatten ihre Beine schwach werden lassen. Sie fiel vor der Königsfamilie auf die Knie und murmelte einen Dank dafür, dass man sie, eine Heimatlose, hier aufnehmen werde.
    Klytaimnestra nahm ihre Hand, forderte sie auf, sich zu erheben, und umarmte sie wie eine Schwester. Auch Chrysothemis und Orestes begrüßten sie. Als Elektra sie umarmte, hörte sie deren leise Stimme an ihrem Ohr: »Seid vorsichtig, Prinzessin Kassandra.«
    Dann geleitete man sie ihn den Palast.
    Eine Dienerin brachte sie in

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