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Sub Terra

Sub Terra

Titel: Sub Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Rätsel.
    Ashley legte eine Hand auf den Bauch. Scotts Untreue war noch nicht einmal das Schlimmste gewesen. Sie erinnerte sich an die schmerzhaften Krämpfe und die Blutungen. Die emotionale Belastung hatte eine Fehlgeburt ausgelöst. Der Verlust des Babys hätte sie beinahe umgebracht. Nur der Gedanke an Jason, der damals sieben war, hatte sie vor dem Wahnsinn bewahrt.
    Auch wenn seitdem Jahre vergangen waren, so spürte ein Teil von ihr noch den Schmerz, immer wenn sie daran dachte, wie viel sie verloren hatte. Nicht nur das Baby, auch das Vertrauen in ihre Mitmenschen. Sie wollte nie wieder so leichtgläubig und so verletzbar sein.
    In ihren Sitz gelümmelt, starrte sie aus dem vereisten Fenster. Am äußersten Horizont erhob sich eine Rauchsäule, eine schwarze Unterschrift auf blauem Himmel. Sie richtete sich auf. Während das Flugzeug dröhnend weiterflog, kam die Quelle der grauen Rauchwolke in Sicht und erhob sich von der flachen Erdoberfläche wie ein erwachender Riese. Der Mount Erebus.
    Das Innere des Dodge-Vans stank nach Zigaretten und wurde fast synchron zum Bassrhythmus einer Pearl-Jam-Kassette hin- und hergeschüttelt. Eine müde Mittagssonne ragte bleich über den Gipfel des Mount Erebus. Der Fahrer, ein junger Ensign der Navy, schüttelte den Kopf zur Musik. »Beinahe zu Hause«, rief er nach hinten. »Gleich hinter dem nächsten Eisrücken.« Die Straße von Williams Field zur McMurdo Base war notdürftig in das Eis gehauen worden. Mit einem letzten Aufprall, der ihnen sämtliche Knochen zusammenstauchte, hatten sie den Höhenzug umrundet, und Ashley sah das Ziel ihrer Reise.
    Sie wischte mit einem Handschuh über das beschlagene Beifahrerfenster. Die anderen Mitglieder des Teams taten dasselbe. Neben dem blauen Eisschelf, welches das Rossmeer bedeckte, war McMurdo ein schwarzer Klecks. Der Industriekomplex mit grauen Gebäuden wirkte klein neben dem riesigen Schuttabladeplatz im Süden. Der Van rumpelte an einer brennenden Müllkippe vorbei, von der öliger Rauch in den blauen Himmel hinaufstieg.
    Ein Helikopter der Navy kreischte über den Van hinweg. Der Druck und das Geräusch ließen die Fenster vibrieren. Jason hielt sich die Ohren zu. Die Basis schwirrte vor lauter Hubschraubern. Ashley tippte dem Fahrer auf die Schultern. »Ist das hier immer so hektisch?«
    Der Fahrer zeigte mit dem Daumen nach oben. »Heute ist ein gemütlicher Tag«, rief er.
    Sie lehnte sich zurück. Na toll.
    Blakely lächelte. »Wir werden uns hier nur ein paar Stunden aufhalten. Dann geht es unverzüglich weiter zur Alpha-Basis. Dort ist es viel ruhiger.« Er schaute wehmütig aus dem Fenster. »Nach etwa einem Jahr gewöhnt man sich sogar an den Lärm und den Gestank hier oben. Mir fehlt das fast.«
    »Für einen wissenschaftlichen Stützpunkt scheint es eine Menge Umweltverschmutzung zu geben«, sagte Linda und schnitt eine Grimasse. »Die Biotope hier sind labil.«
    Blakely zuckte mit den Schultern. »Wir haben ein Budget von zehn Millionen Dollar für Flurbereinigungsmaßnahmen zugeteilt bekommen. Das wird schon wieder.«
    »Das will ich hoffen«, sagte Linda.
    Nahe einem kastenförmigen Betongebäude wurden sie abgesetzt. Ashley zog ihren Parka enger zusammen. Der Wind brannte, als er ihr über die Wangen peitschte. Bei mangelndem Schutz konnten in wenigen Minuten Erfrierungen eintreten. Ihre Teamkollegen stürzten zum Eingang. Sie überzeugte sich davon, dass Jason vor ihr war. Sie wollte nicht, dass er sich von der Gruppe fortbewegte und verloren ging.
    Wärme. Das Innere war geheizt, aber die Luft stickig und feucht. Überall herrschte der stechende Geruch von Schweiß vor. Sie rümpfte ihre Nase und bemerkte das Regenbogenspektrum farbiger Parkas, die in der Eingangshalle an den Haken hingen.
    Blakely zeigte ihnen, wo sie ihre Parkas aufhängen konnten. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, sie werden nicht gestohlen. Manteldiebe haben hier mit der Todesstrafe zu rechnen.«
    Ashley half Jason aus seinem Parka und hängte ihn neben ihrem auf.
    »Wir bleiben hier nur zum Mittagessen und brechen dann zur Alpha-Basis auf«, fuhr Blakely fort. »Die Messe hier in Gebäudekomplex E befindet sich am Ende des Korridors. Fühlen Sie sich wie zu Hause. Wir treffen uns in zwei Stunden wieder hier. Bei der Messe um die Ecke befindet sich ein Pausenraum mit Tischtennisplatten und Billardtischen. Viel Spaß damit.«
    »Sie kommen nicht mit?«, fragte Ashley.
    »Nein, ich habe eine Besprechung mit dem Captain der

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